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13.06.2008

Anwohner wollen „richtige" Sperrung der St.-Wolfgang-Straße

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Ich hätte nichts gegen eine drei Meter hohe Mauer", grinste "Treppen-Schorsch" Georg Grüber. Die muss es vielleicht nicht sein. Aber für die Anwohner der St.-Wolfgang-Straße ist klar: Die bisher provisorische Sperrung zwischen ihrer Straße und der Carl-Benz-Straße in Richtung Gewerbegebiet muss bleiben. Das machten die Bürger am Mittwochabend beim Termin vor Ort nochmal deutlich. "Das Thema brennt uns unter den Nägeln", sagte Iris Horvath, eine Sprecherin der Anwohner.

Am kommenden Mittwoch wird der Gemeinderat entscheiden, ob diese Verkehrsmaßnahme auf Probe eine Dauerlösung wird – oder nicht. Zudem geht es um die Einbahnstraßenregelung im Dossenheimer Weg zwischen Alfred-Herbst-Straße und Großem Mönch. Ziel dieser lenkenden Eingriffe in den Straßenverkehr war eine Entlastung der Wohnstraßen, die unter dem Durchgangsverkehr ins Gewerbegebiet litten.

In der St.-Wolfgang-Straße hat es geklappt: "Der Verkehr hat hier deutlich abgenommen. Vor allem auch der Lastwagenverkehr", so Horvath. Die Verwaltung hat das kürzlich mit Werten aus ihrer Verkehrszählung untermauert: So sank in dieser Straße die Zahl der Fahrzeuge, die durchfuhren, von 1200 auf 400. Auch die Verkehrssicherheit für Senioren, Kinder und Radfahrer habe sich verbessert, so Horvath. Sie ergänzte aber: "Wir sind im Moment froh. Jedoch kann es nicht sein, dass nun der Steinschleifenweg oder der Dossenheimer Weg leidet. Die Stadt muss die Wohnqualität in allen Straßen gewährleisten". Die Verkehrsberuhigung am Gewerbegebiet müsse also "früher und nicht so lasch ansetzen". Ihre Anliegen haben die Bürger mit einer Sammlung von 120 Unterschriften untermauert. Und sie wollen auch in der Gemeinderatssitzung Flagge zeigen.

Einer der prominentesten Anwohner der St.-Wolfgang-Straße ist Friedrich Ewald, der Fraktionssprecher der Freien Wähler im Gemeinderat. Er war gegen den Vorschlag von Bürgermeister Hansjörg Höfer, die Probezeit der Verkehrsregelungen so lange auszudehnen, bis die Supermärkte von Aldi und Rewe auf dem Gschwander-Areal gebaut und die Kanäle in der St.-Wolfgang-Straße saniert sind. "Wieso sollte man die Befristung verlängern?", fragte Ewald: "Wir sollten am Mittwoch entscheiden, denn nächstes Jahr käme das Thema in den Wahlkampf, und das wäre die schlechteste Lösung."

Durch die Sperrung werde der Verkehr gerechter auf viele Straßen verteilt, sah es Ewald etwas anders als Horvath: "Wir können hier erstmal nur für uns sprechen." Ewald kritisierte zudem die Entscheidung des Bauausschusses, die Fahrbahn der St.-Wolfgang-Straße nach der Kanalsanierung in ihrer heutigen Gestalt wieder herzustellen, nämlich kerzengerade. "Ein Witz", sagte Ewald. In allen Neubaugebieten würde auf die Verkehrsberuhigung geachtet, etwa durch kurvige Verschwenkungen der Fahrbahn. Ein Großteil der Bürger habe beim Ortstermin mit dem Gemeinderat eine gerade Fahrbahngestaltung bevorzugt, entgegnete Grünen-Stadtrat Heinz Waegner, der sich grundsätzlich ebenfalls für die Straßensperrung aussprach. "Der Ortstermin war kurzfristig angesetzt worden. Da waren nur wenige dabei", konterte Ewald. Um die Zahl der Parkplätze müsse man sich in der Straße bei einer verschwenkten Fahrbahn keine Sorgen machen: "Da wären die Baumscheiben das größere Problem." Über die Straßengestaltung müsse man im Gemeinderat nochmal reden.

Iris Horvath brachte schließlich den Bund der Selbständigen (BDS) ins Spiel, der die neuen Verkehrsregelungen kritisiert und deren Ende fordert. Vor allem der Einzelhandel in der Heidelberger Straße habe unter der Probephase gelitten, hieß es stets. Horvath erwiderte: "Erst wollte der BDS in der Heidelberger Straße eine Fußgängerzone und jetzt will er freie Fahrt für freie Bürger?". Für Horvath sind die Probleme der Heidelberger Straße eher struktureller Natur: "Ich kaufe eben nicht jeden Tag einen Fernseher", sagte sie. Anwohnersprecher Hans Wenk meinte: "Vielleicht sollten die Geschäfte einfach etwas attraktiver werden."


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung