Schriesheim im Bild 2023

14.06.2008

Nacht- und Wochenendarbeit bleibt strittig

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Es bleibt dabei: Noch in diesem November soll es losgehen mit den Bauarbeiten für den Branichtunnel, der in Zukunft als neuer Teil der L536 die Talstraße entlasten soll. Zunächst werden die Brücken im Bereich der westlichen Tunnelzufahrt an der Leutershäuser Straße und in Verlängerung der Schönauer Straße am Leimengrubweg gebaut, der Tunnel selbst wird wohl erst im Frühjahr 2010 in Angriff genommen. Bevor jetzt im Herbst die Bagger anrollen, soll die 2,50 Meter hohe Lärmschutzwand am Baugebiet "Nord" fertig sein. Das teilte gestern Bürgermeister Hansjörg Höfer im RNZ-Gespräch mit.

Gerade die Bürger in "Nord" und in der Talstraße sollen regelmäßig auf den neuesten Stand der Dinge bezüglich der Vorarbeiten, Planungen und Ausführungen des 63 Millionen Euro teuren Tunnelbaus gebracht werden. Dafür gibt es einen "Runden Tisch". An diesem nahmen gestern Morgen Wilhelm Weidner für die BI Talstraße und Torsten Bürgermeister für die neue "Interessengemeinschaft Schriesheim Nord", kurz: IGSN, Platz. Zudem waren neben Höfer auch Stadtbaumeister Volker Rehberger, seine Nachfolgerin Astrid Fath, Friedhelm Urban aus dem Bauamt sowie aus dem Regierungspräsidium der Leitende Baudirektor für das Baureferat Nord, Peter Siepe, und der Bauleiter des Branichtunnels, Michael Trees, dabei.

Strittig zwischen der Behörde und den "Nord"-Anwohnern ist die Frage der Nacht- und Wochenendarbeit während der Tunnelbauphase. Die Bürger wollen, dass nachts sowie samstags und sonntags gar nicht gearbeitet wird. Gleichwohl soll der Tunnel "so schnell wie möglich" fertig werden, so Torsten Bürgermeister.

Michael Trees verwies dagegen auf die Arbeitszeit als Wirtschaftsfaktor, sprich: Zeit ist Geld für die Fachfirma, die den Tunnel baut. Welche das sein wird, muss zu einem späteren Zeitpunkt die Ausschreibung zeigen. Die Experten für den Tunnelbau kommen aus den Alpenländern. Sie arbeiten – um nur ein mögliches Arbeitszeitmodell zu nennen – lieber zehn Tage hintereinander, um dann für vier Tage Pause zu machen. Nur so lohnt sich die Heimfahrt. Trees ist das Spannungsfeld zwischen zügiger Arbeit und der Belastung der Anwohner bewusst: "Da müssen wir den Bogen spannen". Hier könne man aber erst alle Fragen beantworten, wenn die Fachplanung des Tunnels abgeschlossen sei, empfahl er, dieses Thema zu vertagen.

Sicher ist, dass es während des Baus der Brückenbauwerke für die westliche Tunnelzufahrt weder Nacht- noch Wochenendarbeit gibt: "Hier wird von montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr gearbeitet", sagte Höfer. Zudem werde der Baustellenverkehr die Wohnstraßen nicht berühren: "Wir werden die Baustellen mit einem Weg verbinden, der an den Zubringer zum Baugebiet ,Nord’ angeschlossen wird." Am 16. Juli werde der Gemeinderat über die Ausführung der Lärmschutzwand entscheiden, sodass diese wirklich vor dem Baustart im November fertig werden kann. Höfer sagte, die Verwaltung habe bereits die Anbieter von Lärmschutz angeschrieben. Genau 15 Firmen hätten bereits Unterlagen angefordert. Am 26. Juni ist Submissionstermin, danach werden die Angebote geprüft und anschließend dem Gemeinderat sowie den betroffenen Bürgern vorgestellt.

Auch während der Bauphase der Brücken werde es einen direkten Zugang zu den Äckern, Gärten und Weinbergen zwischen Schriesheim und Leutershausen geben, sagte Höfer. Er rechnete damit, dass die Brücken in der Leutershäuser Straße und am Leimengrubweg nächsten Sommer fertig sind. Zu diesem Zeitpunkt werde die Unterquerung der B3 sowie der OEG-Schienen beginnen. Dieser Teil des Tunnelzubringers (Höchstgeschwindigkeit wie im Tunnel: 70 km/h) soll im Sommer 2010 vollendet sein.

Die IG Branich saß gestern übrigens nicht mit am Tisch: "Es ging ja nur um die Brücken", sagte Bürgemeister Höfer. Einige Anwohner des Branich machen sich Sorgen um ihre Häuser und befürchten Schäden durch die Tunnelsprengungen in ihrem Berg. Risse oder andere Beschädigungen seien jedoch so gut wie ausgeschlossen, hatte Siepe schon am 17. April bei der Veranstaltung zur Bürgerinformation in der Strahlenberger Schulturnhalle gesagt.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung