Schriesheim im Bild 2023

19.06.2008

Bau der Wege kann im August beginnen

Bau der Wege kann im August beginnen

Von Carsten Blaue

Deutlich zu sehen ist der Regenrückhalt an der Schlossmauer am Fuße des Schlossbergs. Auch dieses Auffangbecken für Niederschläge soll jetzt vergrößert werden. Foto: Dorn

Schriesheim. Gestern Morgen berieten der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft an der Rebflurbereinigung, die Vertreter des Sinsheimer Amts für Flurneuordnung sowie die Verwaltungsspitze im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses darüber, wie es nach den Unwetterschäden vom 7. Juni weitergehen soll. An jenem Samstag war nach starken Regenfällen eine Schlammlawine aus der Rebflurbereinigung in den Großen Mönch gerauscht und von dort über den Dossenheimer Weg in die Passein und schließlich in die Bismarckstraße. Außerdem drückte es die Brühe in ein Anwesen im Kehlweg und in ein Haus in der Oberstadt, wo ein weiteres Gebäude nicht ganz so stark betroffen war. In der Oberstadt schoss der Schlamm über die Schlossmauer, nachdem dahinter die Regenrückhaltung vollgelaufen war. Der Leiter der Neuordnungsbehörde, Reinhold Schmidt, hatte nach diesem Ereignis "Notmaßnahmen" angekündigt, auf die man sich gestern verständigte.

Ein Teil des Schlamms kam aus den noch unbefestigten Wegen der Rebflurbereinigung. Diese sollten erst ab Oktober befestigt werden – wegen des Vogelschutzes. Hier griffen EU-Richtlinien. Das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt hat aber signalisiert, dass es schon ab August losgehen darf mit dem Wegebau: "Der Naturschutz zeigt sich hier sehr kooperativ", sagte Schmidt. Dennoch dürfte es aufgrund der Ausschreibung und Vergabe frühestens Mitte bis Ende August werden, bis die Bauarbeiten an den Wegen beginnen.

Vier Kilometer sind sie insgesamt lang. Zwei davon würden dort, wo es steiler sei, mit Rasen-Verbundsteinen gestaltet, ansonsten als Rasen- oder Schotterwege. Die bisherigen Wege würden neu asphaltiert, erläuterte der Leitende Ingenieur der Schriesheimer Rebflurbereinigung, Frank Holtmann.

Schmidt betonte, dass es sich im Gebiet der neuen Weinberge um punktuelle Schwachstellen gehandelt habe, die zu diesem "Schuss vor den Bug" geführt hätten: "Die neuen Weinbergterrassen standen bombig". Nicht jedoch eine noch unbegrünte Steillage oberhalb des Großen Mönchs.

Dieser Weinberg wurde durch den Regen stark ausgewaschen und zerfurcht. Der Schlamm landete in den Straßen. Daher soll unterhalb dieses Geländes ein weiteres Rückhaltebecken angelegt und das Areal selbst an den Stellen begrünt werden, an denen es nötig ist.

Offenbar war auch zu wenig Stau- und Rückhaltefläche für Niederschläge ein Grund für das Ausmaß der Dreckmassen. Denn auch unterhalb des Schlossbergs soll die Regenrückhaltung vergrößert werden. Eine Art Erdbarriere soll hier als großer Überlauf dienen. Damit aber dieses Becken seine Wirkung nicht verfehlt, muss man es regelmäßig reinigen: "Der Schlamm muss raus", sagte Peter Riehl, der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft. Als weitere Maßnahme gegen erneute Unwetterschäden in den Wohnstraßen will das Amt für Flurneuordnung an zwei Stellen des Neuordnungsgebiets prüfen, ob ein Anschluss an die Kanalisation möglich ist. "Spätestens in einem halben Jahr haben wir alle Probleme gelöst", war sich Schmidt schließlich sicher. Gestern waren die Ingenieure der Flurneuordnungsbehörde auch mit der Erdbaufirma Schwörer vor Ort. Sie hat die neuen Weinbergterrassen angelegt und wird auch den zusätzlichen Stauraum für Niederschläge schaffen.

Ein weiteres Thema des gestrigen Gesprächs war der Ausgleich der Schlammschäden, die im Kehlweg und in der Oberstadt entstanden. Zu den Hauptbetroffenen gehörten die Familien Edelmann und Witteler. Riehl bezifferte die Höhe der Schäden auf insgesamt gut 15000 Euro. Davon übernehme die Gebäudeversicherung ihren Anteil. Die Haftpflichtversicherung beim Badischen Gemeinde-Versicherungs-Verband (BGV) gegen Schäden, die durch die Rebflurbereinigung entstanden sind, trage die Außenschäden, und alles, was dann noch offen sei – wohl vor allem Hausrat – würden BGV und Stadt in Absprache tragen, sagte Riehl.

Bürgermeister Hansjörg Höfer betonte: "Keiner wird hier hängen gelassen." Zudem würden die Maßnahmen des Amts für Flurneuordnung die Zustimmung der Stadt finden, so Höfer, der von einem konstruktiven Gespräch berichtete: "Alle haben bedauert, was passiert ist". Holtmann sprach von einem "sehr schockierenden Ereignis": "Das hat mich sehr getroffen." Es sei ein Naturereignis gewesen, unterstrich Riehl: "Es ist geschehen, und keiner hat es gewollt. Jetzt werden die Schäden reguliert und die nötigen Maßnahmen ergriffen."


Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung