Schriesheim im Bild 2023

25.06.2008

Übungen waren auch Mahnung zur Vorsicht

Übungen waren auch Mahnung zur Vorsicht

Von Stephanie Kuntermann
Imposant waren die Demonstrationen der Feuerwehrkameraden. Sie zeigten, was überhitzte Spraydosen anstellen können oder was passiert, wenn man brennendes Fett mit Wasser löscht. Foto: Peter Dorn

Schriesheim. "Die Scheier brennt, die Scheier brennt", schrie der "Feuerwehrhauptmann": Wer Bernd Brand in historischer Feuerwehruniform mit poliertem Messinghelm, die Trompete unter den Arm geklemmt, in Richtung Feuerwehrhaus rennen sah, konnte glauben, er wäre in einem Kostümfilm gelandet. Die Zuschauer wurden jedoch Zeuge einer Übung mit historischen Geräten und Uniformen beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr.

"Wir tragen die Original-Uniformen, die von 1878 bis in die sechziger Jahre in Gebrauch waren", erklärte Thomas Weber, der die Gruppe leitet, die sich der Brauchtumspflege verschrieben hat. Auf den Ruf und das Trompetensignal erschienen im Laufschritt die übrigen Kameraden. Manche waren noch dabei, im Galopp die Uniform anzuziehen. "Früher hatten die Feuerwehrleute ihre Uniformen noch daheim. Das geht heute nicht mehr, weil die Kleidung nach Einsätzen oft mit giftigen Gasen getränkt ist", erklärte Zugführer und Ausbilder Mike Markmann.

Ausgerüstet mit Spritzenwagen und Handpumpe, beide Originale aus der Zeit der Jahrhundertwende, machte sich die Gruppe an die Arbeit. Wie in jedem Jahr war auch diesmal wieder das Klohäuschen am Festplatz das Ziel des Einsatzes. "Do noi mittere Handpump’", kommandierte Brand und forderte die Zuschauer auf, beim Löschen zu helfen. Auch das war früher Brauch. Also durften Kinder und Erwachsene mit anfassen und die Eimer am 4000-Liter-Becken füllen.

Mit wenigen Handgriffen war der Schlauch einsatzbereit. Mit einem gewaltigen Schwall schoss Wasser aus dem Rohr und "taufte" nebenbei auch RNZ- Fotograf Peter Dorn, der der Höllenmaschine für sein Bild gefährlich nahe gekommen war. Nach der handbetriebenen Pumpe kam eine ältere strombetriebene zum Einsatz. Sie arbeitete mit deutlich höherem Druck und erforderte keinen Muskel-Einsatz mehr. Nachdem die "Scheuer" gelöscht war, wurde mit Bier auch die Kehlen benetzt, und schließlich richteten die Floriansjünger die Spritzen aufeinander. Zuletzt nahm Zeugwart Thorsten Riedling ein nicht ganz freiwilliges Bad im Löschwasserbecken. Warm war’s. Neben den ganz alten Gerätschaften gab es auch die Fahrzeuge zu sehen, die heutzutage im Einsatz sind. Außerdem konnten Kinder und Eltern ihr Geschick an der Handpumpe ausprobieren und ein "brennendes" Häuschen löschen. Seit den Morgenstunden war auch die Polizei wieder im Einsatz. Insgesamt 60 Fahrräder wurden codiert, also mit einer Nummer versehen, die in den Rahmen gefräst wurde, um die Drahtesel vor Diebstahl zu schützen. Das Rote Kreuz zeigte an einer Puppe den Einsatz des Defibrillators. Glücklicherweise gab es für die Sanitäter sonst keine Einsätze beim Feuerwehrfest. Stärken konnten sich die Besucher im Gerätehaus bei Wurstsalat, Schnitzelbrötchen und kühlen Getränken. Oder im "Café Florian" mit selbst gebackenem Kuchen und Kaffee.

Eine weitere traditionsreiche Vorführung war die Darstellung der "Fett-Explosion". "Löschen Sie brennendes Fett auf keinen Fall mit Wasser", warnte Markmann, und sein Kamerad zeigte, gut geschützt durch Helm, Handschuhe und Jacke und aus sicherer Entfernung, was sonst passiert: Eine gewaltige Flamme schoss mehrere Meter hoch. Ebenfalls aus sicherer Entfernung und geschützt von Drahtkörben ließen die beiden vier Spraydosen in die Luft fliegen. Sie enthielten Rostlöser, Farbe, Fett und gewöhnliches Deo, und der Kontakt mit dem Feuer zeigte jedes Mal eine eindrucksvolle Explosion, mal mit einem Riesen-Knall, mal mit einem imposanten Flammenrückstoß. "Ein Kind hätte das jetzt bestimmt nicht überlebt", gab Markmann zu bedenken, dass diese Demonstration alles andere als ein Jux war.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung