Schriesheim im Bild 2023

30.06.2008

Wenig geschädigtes und geschlagenes Holz

Schriesheim. (ze) "Frei nachwachsende Douglasien, das möchte ich mir anschauen." Alfred Raunecker, Forstsachverständiger aus Augsburg und als dieser für die Überprüfung der PEFC (Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen) Standards zuständig, war sichtlich überrascht. Bereits zum zweiten Mal seit dem Beitritt zu PEFC wurde der Schriesheimer Gemeindewald einer Überprüfung unterzogen.

Dabei sah sich der Forstsachverständige nach einem einführenden Gespräch mit den zuständigen Personen der Stadt und des Forstes einige besondere Punkte bei einer Rundfahrt durch das Waldgebiet an. Am Ende erstellte er ein kurzes Protokoll, in dem er die festgestellten Mängel festhielt.

Es sind aber nicht nur die Douglasien, die Raunecker interessierten. Aus den ihm vorab zugesandten Unterlagen hatte er entnommen, dass es im Schriesheimer Wald nur einen geringen Anteil an durch Sturm oder Borkenkäfer geschädigtem Holz gibt. "Von den Stürmen sind wir seit Wiebke 1990 weitgehend verschont geblieben", erläuterte Michael Jakob, der zuständige Revierleiter des Kreisforstamtes. Ebenso gibt es für den geringen Anteil an Käferholz eine einfache Erklärung, denn die Stadt beschäftigt drei fest angestellte Waldarbeiter. Sie sind ständig im Wald unterwegs und fällen auch einzelne vom Borkenkäfer befallene Bäume, so dass dieser sich gar nicht erst ausbreiten kann.

Aufgefallen war Raunecker ebenso der geringe Anteil geschlagenen Holzes in den letzten Jahren und der daraus entstehende relativ hohe finanzielle Zuschuss der Stadt an die Waldwirtschaft. "Aus finanzieller Hinsicht wird die Waldwirtschaft immer besser", blickte Volker Arras, der Stadtkämmerer, etwas in die Zukunft.

Denn bis zur Jahrtausendwende hatte die Stadt Schriesheim bis zu 270000 Euro pro Jahr in ihren Wald gesteckt. Die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Holzpreise sorgten aber dafür, dass diese Summe immer geringer wurde.

"Wir haben ein großes Wegenetz zu unterhalten", zeigte Volker Arras einen großen Kostenfaktor des Schriesheimer Waldes auf. 135 Kilometer Forstwege sind zu pflegen, und das kostet alleine bis zu 50000 Euro im Jahr.

Der geringe Holzeinschlag erklärt sich dagegen aus dem Wunsch nach Nachhaltigkeit, bei gleichzeitig recht geringen Holzpreisen in den vergangenen Jahrzehnten. "Zudem haben wir einen recht großen Anteil magerer Böden, die wenig hergeben", erklärte Jakob weiter. Dadurch ist die Qualität des Holzes nicht besonders hoch, vieles bewegt sich nur im Bereich der Brennholzqualität.

Zuerst führte die Rundfahrt durch den Wald zum Wendenkopf. Hier wachsen die Douglasien ohne besonderen Schutz nach. "Das ist sensationell", entfuhr es Raunecker. Normalerweise werden die jungen Douglasien nämlich von den Rehböcken gerne zum Fegen des Geweihs genutzt, um so die Basthaut des jungen Gehörns zu entfernen und dadurch in ihrem Aufwuchs behindert. "Der hier zuständige Jäger bejagt sehr stark das Rehwild, sodass nur wenige Schäden an den jungen Bäumen auftreten", wusste Jakob zu berichten.

Weiter schaute sich der Forstsachverständige die Arbeitsbedingungen der Waldarbeiter vor Ort an. Mit denen war er äußerst zufrieden. Einzig die Fälltechnik durch die Forstarbeiter und so genannte Selbstwerber, die für ihren eigenen Gebrauch Holz schlagen, bemängelte Raunecker an einigen Stellen.

Wie er an den stehen gebliebenen Baumstümpfen erkannte, wurden die Bäume nämlich nicht immer entsprechend der Sicherheitsbestimmungen gefällt. Außerdem merkte er an, dass zum Abdecken des aufgeschichteten Holzes UV-beständige Folie verwendet werden solle. Das war es dann auch schon mit den Mängeln, und der Schriesheimer Wald ist weiterhin nach dem PEFC-Standard zertifiziert. Ein durchaus bedeutender Punkt, denn immer wichtiger wird dieser Standard, will man das Holz etwa an die Papierindustrie verkaufen.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung