Schriesheim im Bild 2023

08.07.2008

Die Namen werden wieder lesbar

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Der spröde Muschelkalk sieht aus wie verwitterter Beton: Ansehnlich ist die Gedenkstätte für die 149 Schriesheimer, die im Ersten Weltkrieg fielen oder an dessen Folgen starben, schon lange nicht mehr. Das soll sich bis zum Volkstrauertag im November ändern. Also noch rechtzeitig im 90. Jahr nach Ende des Ersten Weltkrieges. Dann sollen die Namen nicht mehr auf dem Stein, sondern auf Tafeln zu lesen sein, die sich farblich an den Stein anpassen. Damit kommt ein langjähriger, vom Schriesheimer Gemeinderat beschlossener Gestaltungsprozess des Denkmalgeländes in der Bismarckstraße zu einem erfolgreichen Abschluss.

Vor Ort überreichte gestern Prof. Dr. Rüdiger Hauser, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, eine Spende in Höhe von 12000 Euro an Bürgermeister Hansjörg Höfer. So können die drei erforderlichen Gusstafeln mit den Namen der Gefallenen finanziert werden. Die 90 auf 100 Zentimeter großen Tafeln werden aus Aluminium sein. Die farbliche Anpassung ist im Sinne des Denkmalschutzes, der dem Anliegen der Stadt Schriesheim im April dieses Jahres stattgab. Die Spende der Sparkasse wurde auch durch das seit Jahrzehnten erfolgreiche "Gewinnsparen" möglich, das mit einem Losverkauf verbunden ist. Demnach gingen im vergangenen Jahr genau 326705 Lose weg, wodurch ein für gemeinnützige Zwecke bestimmter Reinertrag in Höhe von 83000 Euro erzielt wurde. Aber auch die Bürger der Stadt spendeten für die Sanierung des "Denkmals für die gefallenen Brüder der Gemeinde Schriesheim 1914-1918", und zwar genau 6618 Euro. Die Wiederherstellung der Namen kann also komplett aus Spenden finanziert werden, denn die Gesamtkosten werden mit rund 15000 Euro kalkuliert.

Auch Bürgermeister Höfer reagierte gestern im Beisein von Monika Stärker-Weineck, Frank Röger und Archivar Dr. Hans Jörg Schmidt erleichtert und dankbar auf die große Spendenbereitschaft der Schriesheimer – und der Sparkasse Rhein Neckar Nord. "Das menschliche Leid ist mit einer Gedenkstätte nicht beschrieben", sagte Höfer. Doch die Namen der Gefallenen machen das Gedenken persönlicher. Als Schiffsjunge fiel Peter Bachert. Auch an einen "Krankenträger" wird erinnert oder an den Offizier-Stellvertreter Fritz Höfer. Die Abkürzung "Landst." auf den Tafeln steht für "Landsturm". Übrigens waren im Ersten Weltkrieg rund 1200 Schriesheimer im Feld. Die Aufzeichnungen der Gefallenen reichen bis in das Jahr 1925.

Die Sanierung des Muschelkalk-Quaders aus dem Jahr 1927 soll schon in wenigen Wochen beginnen. "In der Sommerpause geht’s los", kündigte der Bürgermeister an. Die Firma Strassacker wird die drei Tafeln im Gussverfahren herstellen. Vor Ort wird die Steinmetzfirma Wink die Montage übernehmen. Bei der Neugestaltung wird auch eine Tafel aufgestellt, die die Entwicklung des Denkmals skizziert und zur Dokumentation der Spender dient. Dies im Layout des Altstadt-Rundweges. In den über acht Jahrzehnten seines Bestehens musste der Muschelkalk-Kubus der Gedenkstätte immer wieder restauriert werden. Die Urkunde zur Grundsteinlegung am 2. Oktober 1927 wird ebenso im Stadtarchiv aufbewahrt wie Schwarz-Weiß-Fotos von der feierlichen Enthüllung am 30. Oktober desselben Jahres. Die Fertigstellung dauerte damals also weniger als einen Monat.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung