Schriesheim im Bild 2023

02.08.2008

Wir brauchen noch sechs Wochen Sonne"

Von Karin Katzenberger-Ruf

Macht der Sommer wirklich schon Halbzeit? Eigentlich schon. Dennoch ist es nicht einfach, im Waldschwimmbad Schriesheim eine Zwischenbilanz zu ziehen. "Da wir ein Verein mit derzeit fast 6000 Mitgliedern sind, kommt es nicht so sehr auf Besucherzahlen an", sagt der Zweite Vorsitzende, Jochen Wähling beim Ortstermin.
An diesem heißen, aber bedeckten Tag, ist das Bad bis 10 Uhr morgens gut besucht. Mittendrin: Die Wasser-Gymnastikgruppe, die sich immer am Dienstagvormittag trifft. Zwischen 10 und 18 Uhr ist das Bad dann der Öffentlichkeit zugänglich. Der Einzeleintritt kostet für Erwachsene drei Euro. Der Hinweis an der Kasse, dass das Bad für eine Jahreskarte zum Preis von 32 Euro den ganzen Sommer zwischen 8 und 21 Uhr über besucht werden kann, hat offenbar zahlreiche Menschen die Mitgliedschaft schmackhaft gemacht.
Wer nur die "Vereinsbadezeit" zwischen 8 und 10 Uhr sowie ab 18.30 Uhr nutzen will, ist mit 22 Euro pro Jahr dabei.

Als das Waldschwimmbad – dessen Becken 1936 noch vom Reichsarbeitsdienst "ausgehoben" wurde – in den 80er Jahre kurz vor der Schließung stand, war guter Rat teuer. Im Jahr 1991 gründete sich dann die Interessengemeinschaft zum Erhalt des Waldschwimmbades (IEWS), die bald zum Verein wurde. Als vor wenigen Jahren eine rund 45 000 Euro teure Schwimmbecken-Sanierung anstand, wurde zusätzlich zum Jahresbeitrag eine Sanierungsumlage erhoben. Die hohe Mitgliederzahl ist landes-, vielleicht bundesweit einmalig. Im Frühjahr war in Schriesheim eine Delegation aus dem Bayerischen Wald zu Gast. Dort gilt es, ebenfalls ein Schwimmbad zu retten. Doch niemand aus der Delegation hielt es damals für möglich, für die gute Sache ähnlich viele Vereinsmitglieder wie in Schriesheim gewinnen zu können.
Derweil gibt es im IEWS derzeit auch einige Schwierigkeiten. Weil Lothar und Irmgard Schwöbel ihre Tätigkeiten in Sachen Einlasskontrolle und Mitgliederverwaltung vor der letzten Jahreshauptversammlung niederlegten, wurde der Vorstand nicht entlastet. Nun ist für den 19. September eine zweite Versammlung anberaumt. Demnächst wird ein Drehkreuz am Eingang installiert. Aber der genaue Überblick über interne und externe Badegäste ist damit wohl nicht unbedingt garantiert.

Spannungen zwischen dem Ehepaar und dem von der Stadt angestellten Bademeister waren seit längerem vorprogrammiert, haben nun zum Bruch geführt. Andererseits ist die Tatsache, dass das Waldschwimmbad seit vielen Jahren mit nur einem Bademeister auskommt – der in der der Saison dann auch bitte nicht krankheitsbedingt ausfallen sollte – ein Erfolgsrezept des etwas anderen Bades. Sollte es aus irgendwelchen Gründen doch mal keinen Bademeister geben, könnte das Bad laut Jochen Wähling nur noch vereinsintern geöffnet bleiben. Dann würde es genügen, wenn DLRG-Mitglieder für die Sicherheit sorgten. Gespräche mit der Stadt, in denen es um die Anstellung eines zweiten Bademeisters ging, verliefen seiner Schilderung nach bisher negativ.
Und was gibt es Positives zu berichten? Etwa, dass der Verein in der zweiten Badesaison über einen hauptamtlichen Geschäftsführer verfügt. Oder auch, dass die im Juni eröffnete Toilettenanlage für Kinder ausschließlich durch Spenden finanziert werden konnte. Der Bau kostete immerhin an die 30 000 Euro.
Im Waldschwimmbad gibt es das Jahr über zahlreiche "Events" – angefangen vom Kinderfest bis zum Weihnachtsmarkt vor Ort. Außerdem fühlen sich viele Musikgruppen dem Waldschwimmbad verbunden, treten dort umsonst oder für wenig Gage auf. Kürzlich wurde allerdings die "Spanische Nacht" samt professionellem Gitarrenspiel wegen unsicherer Witterung abgesagt.

"Wir hätten für etwa 200 Leute Paella zubereiten müssen, ohne zu wissen, wie viele wirklich gekommen wären" heißt es zur Begründung. Und was steht demnächst an Investitionen an? Möglicherweise eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach, um das Wasser im Schwimmbecken vorzuheizen. Jetzt hofft Jochen Wähling erst mal auf sechs Wochen Sonne, damit der Verein beziehungsweise das Bad gewinnbringend arbeiten kann. Das wäre auch ganz im Sinne des Gaststätten-Pächters Andreas Mack. Bei ihm gibt es das Rumpsteak übrigens schon für 7,50 Euro...


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung