Schriesheim im Bild 2023

19.08.2008

Seit zehn Jahren passt das Ambiente zum Wein

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Qualität der Weine gehe ihm über alles, sagt der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Harald Weiss. Aber er weiß auch, dass das Ambiente stimmen muss, in dem die Weine verkauft werden. Das Auge des Kunden kauft quasi mit. Das gilt für die Ausstattung der Flasche, und es gilt für die Architektur und Gestaltung eines Weinladens. Daher war Weiss im Jahr 1996 als neuer Geschäftsführer nicht glücklich darüber, wie die Winzergenossenschaft sich und ihre guten Tropfen seit 1974 im Verkaufsraum hinter dem Gasthaus "Goldener Hirsch" in der Schulgasse präsentierte: "Alles war altbacken", erinnert sich Weiss. Der Standort des "Weinkabinetts" direkt am Schulhof und gegenüber dem Zehntkeller war immer optimal. Die Gestaltung war es nicht mehr.

Die Kunden betraten den Verkaufsraum über die Schulgasse. Rechterhand erstreckte sich in die Flucht des Raumes eine lange, wuchtige Theke. Dahinter standen dunkle Weinregale. Wo heute die Büroarbeitsplätze hinter dem Verkaufstresen sind, waren damals an der linken Wand ebenfalls Regale voller Flaschen aufgestellt. Rechts waren Weinkisten gestapelt. Aus einer dunklen Holzdecke warfen Punktstrahler und quadratische, flache Milchglaslampen mit Neonröhren ein kaltes Licht auf den Fliesenfußboden. Vor der Tür gab es kein Schild, dass auf die Winzergenossenschaft aufmerksam machte. Dafür kleine, vergitterte Fenster mit Stoffvorhängen und einen Eingang, der direkt auf die Schulgasse führte. Für Kunden mit ihren Weinflaschen und -kisten war das keine ungefährliche Sache wegen der Autos, die auf den Schulhof fuhren. Der heutige Eingangsbereich war mit Glasbausteinen zugemauert. Für Weiss war klar, dass sich das alles ändern muss.

Am 13. Juni 1998 begannen die Umbauarbeiten vom muffigen Verkaufsraum zum kundenorientierten, flotten Weinladen. Weiss erinnert sich: "Wir haben damals erstmal alles leer geräumt und dann im Zehntkeller für zehn Wochen unseren provisorischen Laden eingerichtet." EDV und Telefonanlage inklusive. Der Zehntkeller wurde in jenem Jahr übrigens 500 Jahre alt.

Nach den Entwürfen des Schriesheimer Architekten Norbert Morast, der 1993/94 bereits die Kuhbergstube geplant hatte, wurde der Weinladen räumlich neu und kundenfreundlich gegliedert und architektonisch aufgewertet. Die Decke, die Bodenfliesen und die alten Tresen wurden entfernt, die Schaufenster aufgeweitet und in Sandstein gefasst und der Eingang auf die Seite des unteren Strahlenberger Schulhofs verlegt – mit automatischer Schiebetür. Das sorgte für eine neue Raumgliederung, für einen neuen räumlichen Eindruck und effektive Funktionalität. Denn nun stand die neue Innenarchitektur des Verkaufsbereichs im Mittelpunkt. Hier wird seitdem beraten, verkostet und ausgewählt. Die modernen Regal- und Fachsysteme für die Weine baute seinerzeit die Schreinerei Meffert. An zwei Probiertheken kann der Kunde alle Weine jederzeit kosten. Weinkauf als Erlebnis.

Am 21. August 1998 wurde der umgebaute Weinladen eröffnet. Am Donnerstag jährt sich das Ereignis zum zehnten Mal. Das will die Winzergenossenschaft mit ihren Freunden und Kunden angemessen feiern. Zwar nicht mit Streichquartett und Jazz-Band wie damals. Wohl aber mit ein paar Überraschungen.

Info: Die Winzergenossenschaft feiert den runden Geburtstag ihres renovierten Weinladens. Am Donnerstag, 21. August, gibt es Häppchen und Gebäck sowie ein Gläschen Wein oder Sekt zur Begrüßung. Von Donnerstag bis Samstag, 23. August, gewährt die Winzergenossenschaft zehn Prozent Jubiläums-Rabatt auf alle Weine und Sekte.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung