Schriesheim im Bild 2023

12.09.2008

„Glücklich ist mit der Wand niemand"

Schriesheim. "Finden Sie das schön, Herr Höfer?", erkundigte sich vorgestern ein Schriesheimer beim Bürgermeister. Seine Frage während der Info-Veranstaltung zur Lärmschutz-Wand am Neubaugebiet Nord spiegelte die Skepsis so mancher Anwohner und Gemeinderäte wider. Stadtbaumeisterin Astrid Fath hatte die drei Planungsvarianten, über die der Gemeinderat am 24. September berät, vorgestellt.

Auf die kritische Frage des Bürgers hin machte Höfer noch einmal deutlich: "Wir sind zum Lärmschutz verpflichtet. Der Gemeinderat hat keine Wahl." Aber auch der war offensichtlich mit den drei Varianten noch nicht ganz zufrieden. Für die Grünen-Stadträtin Gisela Reinhard waren die Gabionen bei allen drei Präsentationen "reines Alibi" und eindeutig zu wenig. "Das sieht nach Bretterwand aus", kritisierte sie. Reinhard wünschte sich außerdem eine stärkere Abstufung bei den Höhen und Tiefen. Für Siegfried Schlüter (CDU) ist die Gabionen-Diskussion "ausdiskutiert", weil dies eine Kostenfrage gewesen sei. Er machte darauf aufmerksam, dass der Lärmschutzwert gleich sei, "egal welches Material wir nehmen". Schlüter selbst plädierte für relativ viel Glas, weshalb ihm auch Variante drei am besten gefiel.

Höfer verdeutlichte allerdings die Nachteile von Glas: So bestünde einmal die Gefahr, dass es besonders für Graffiti-Sprayer attraktiv sei. Und dann würde das Licht der Scheinwerfer abends durchdringen. Eine Gabionen-Wand wiederum sei schwierig zu pflegen. Und wenn ein Auto dagegen fahren würde, sei die Statik nicht mehr gewährleistet.

Eine ganze Gabionen-Wand würde SPD-Fraktionschef Hans-Jürgen Krieger auch nicht gefallen, trotzdem hätte er an mancher Stelle die eine oder andere Gabione mehr: "Das ist unser Entree von Norden." Und Alfred Burkhardt (Freie Wähler) war von den drei Varianten "noch nicht ganz überzeugt", zeigte sich aber optimistisch: "Da kann man was draus machen." Noch kritischer äußerten sich die Anwohner. So meinte der Schriftführer der Interessengemeinschaft Schriesheim Nord (IGSN), Dr. Andreas Schlepegrell: "Wir müssen das in Kauf nehmen, aber glücklich mit der Wand ist im Neubaugebiet Nord niemand." Er warnte vor einer zu ebenmäßigen Gestaltung, plädierte für eine Abstufung und schlug beispielsweise "Türmchen" wie bei alten Stadtmauern vor. Er lehnte außerdem eine großflächige Glas-Gestaltung ab. Das sah auch ein anderer Bürger kritisch, weil dies "naturfremd" sei. Für ihn war die entscheidende Frage: "Wie sieht eigentlich die Bepflanzung aus?" Höfer sagte zu, dass es diesbezüglich noch Gespräche zwischen der Stadtbaumeisterin, der Stadtgärtnerei und Anwohnern geben werde.

Torsten Bürgermeister, Vorsitzender der IGSN, wollte generell wissen, wann genau die Anwohner in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Höfer antwortete: "Nach der Entscheidung des Gemeinderats über die Varianten." Bis kurz vor der Verwirklichung könnten dann noch Wand-Elemente auf Wunsch der Anwohner getauscht werden.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung