Schriesheim im Bild 2023

14.09.2008

Winzer brauchen trockene Tage, kühle Nächte

Schriesheim. (nip) Nach einem schwierigen Jahr 2006, in dem die Winzergenossenschaft (WG) trotz etlicher Schreckgespenster einen super Jahrgang erzeugte, und einem bequemen Erntejahr 2007, sehen sich Winzer und WG jetzt vor neuen Herausforderungen. "Im Herbst ist Disziplin verlangt", sagte WG-Geschäftsführer Harald Weiss (Foto: Kreutzer) bei der Herbstversammlung im Hotel "Zur Pfalz".

Grund dafür ist die schwüle, regenreiche Witterung, die den Trauben nach toller Ausgangslage nun in den letzten Tagen unterschiedlich schlimm zusetzte. "Wir müssen uns anpassen, die Nerven behalten und am Ende einen guten Wein einlagern", gab Weiss als Devise vor. Mit dem Winzerkeller in Breisach hat die WG einen Partner an der Hand, der dabei helfen wird. Überraschungsstart der Lese ist am kommenden Dienstag. Was die Winzer und ihre Genossenschaft nun brauchen, sind trockene Tage und kühle Nächte. Dafür drückten in der Versammlung auch die Weinprinzessinnen die Daumen.

Von 1440 einzelnen Rebparzellen wurden zehn Prozent per Losverfahren kürzlich von einem Qualitätsteam geprüft und davon wiederum 20 Prozent beanstandet. Diese Winzer sind aufgefordert, Nacharbeiten zu leisten. Im nächsten Jahr werden sie erneut kontrolliert. "Ich bin nicht mit allem zufrieden", sagte Weiss und drängte auf verstärkte Eigenkontrollen und sortenreine Anlieferungen. "Schwache Partien drücken auch im EinLiter-Bereich." Lieber habe die WG Stress im Verkaufsladen als mit der Weinqualität. Groß ist der Bedarf beim Rotwein, wo neue Produkte sortierte Trauben bedingen. Und auch der Rosé kommt sehr gut an – er soll Kabinettklasse erreichen. Ein beliebt süffiges Getränk ist der Schriesecco rosé. Entsprechend wird er nachgefragt. Zu Weihnachten könnte es mit dem Angebot eng werden. "Wir brauchen viel Secco-Grundwein mit astreinem Material", betonte Weiss. Beim Spätburgunder will die WG ebenfalls keine Fremdstoffe, zumal das Weinrecht dies verbietet. "Analytisch ist das nachweisbar", warnte Weiss.

Mit Blick in die Zukunft informierten er und Georg Kaufmann vom Winzerkeller Breisach über den Traubenvollernter. In Schriesheim geht man nun in die Erprobungsphase, begrenzt auf Müller-Thurgau und Riesling. Zum Vergleich wird das Maschinengut separat erfasst und ausgebaut. Geerntet wird nur auf perfekten Anlagen, die vom Winzerkeller auf "Vollerntertauglichkeit" überprüft werden. Beteiligte Winzer müssen zuvor unbrauchbares und krankes Lesegut entfernen. Die Vollernter seien heute keine "Klopfmaschinen" mehr, so Kaufmann. Sie arbeiteten schonend und Bodenniveau ausgleichend. Angesichts zunehmender Wetterextreme und Helfermangel zur Lese steigt der Anteil an maschinengeerntetem Lesegut. In Breisach liegt er bei 17 Prozent. Zwei weitere Zukunftsthemen: Zertifizierte Weinberge sind im Gespräch und könnten schnell Realität werden. In Ausarbeitung ist eine gemeinsame Strategie im Pflanzenschutz.

Weiss informierte über die Qualitätsoffensive der WG. Nach anfänglichem Widerstand werde sie gut angenommen. Die Beanstandungsquote ging um 60 Prozent zurück. Sein abschließender Appell: Nur realistische Bottichbestellungen bei der WG tätigen und niemals bei Regen zur Lese gehen.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung