Schriesheim im Bild 2023

20.09.2008

„Wünsche müssen in die Gesamtoptik passen"

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Am 17. November geht es los mit dem Bau der Brücken, die mal über die Zufahrtsstraße zum Branichtunnel führen sollen. Geht es nach Bürgermeister Hansjörg Höfer, dann beginnt zu diesem Zeitpunkt auch der Bau der neuen, gut 420 Meter langen Lärmschutzwand längs des Baugebiets "Nord".

Im Juli hat der Gemeinderat die Fachfirma Schneider Bau aus Donzdorf mit der Planung des neuen Schallschutzes beauftragt, die ein Angebot für eine Wand aus Holz vorlegte. Die Kosten: 256300 Euro. Die Stadträte bevorzugten allerdings einen Materialmix aus Holz und Steinkörben, sogenannten Gabionen. Wobei Holz dominieren sollte. Anfang September wurden drei Ausführungsvarianten in einer Bürger-Info vorgestellt. In alle drei Entwürfe sind auch Glaselemente integriert. Außerdem sehen sie den Anschluss an den bestehenden Lärmschutz des Baugebiets "Nord" längs der B3 vor. In diesem Bereich wäre die neue Wand etwa vier Meter hoch und würde dann nach Osten hin über eine Länge von rund 25 Meter auf eine Höhe von 2,5 bis drei Meter abgesenkt – die Gabionenkörbe sind stets drei Meter hoch. Ein Lärmschutzelement hat zudem eine Breite von fünf Metern.

Die Verwaltung bevorzugt die Varianten 1 und 2a (siehe auch Grafik), die das Neubaugebiet "Nord" bewusst in Richtung B3 schließen und abgrenzen. Variante 3 sieht nicht nur eine optische Öffnung in Richtung Bundesstraße durch Glaselemente vor, sondern gliedert die Wand auf voller Breite sowohl durch Glasschlitze als auch ganze Glaselemente. In Vorschlag 1 sind Glasausschnitte in voller Breite eines Lärmschutzteils vorgesehen. Variante 2a (in der Grafik oben) sieht als durchgängiges Gestaltungselement rund ein Meter breite Glasschlitze vor, die zwischen Holz- und Gabionenelementen angeordnet sind. Zudem sollen hier die Steinkörbe nach Osten hin verstärkt verwendet werden, um die Nähe zu den Bergen des Odenwaldes thematisch aufzugreifen. Ganz gleich in welcher Ausführung kann die Lärmschutzwand begrünt werden. Der Lückenschluss zur B3 würde den Schallschutz um gut 14500 Euro teurer machen. Durch die Kombination mit Gabionen und die bis auf vier Meter erhöhte Ausführung im Westen würde die Wand entweder um 176600 Euro (Variante 1) oder 167665 Euro (Variante 2a) teurer. Wobei es beim Preis letztlich auf die tatsächlichen Materialmengen ankommt. Mehr Gabionen machen die Wand teurer. Streicht man das Glas, wird sie preiswerter. Ersetzt man es durch Holz, so würden die Mehrkosten im Variante 1 rund 151000 Euro betragen und in Variante 2a gut 150600 Euro. Die Verwaltung stellt jedoch klar, dass sie auf Glasausschnitte ungern verzichten würde.

Die Entscheidung für eine der drei Varianten trifft der Gemeinderat am kommenden Mittwoch. Höfer sagte gestern im RNZ-Gespräch, dass er danach auf die Hausbesitzer in "Nord" zugehe, die direkt an der Lärmschutzwand wohnen. Sie sollen sagen können, welches Material sie – quasi vor ihrer Haustür – bevorzugen würden. Aber: "Wir müssen dann schon prüfen, ob die Wünsche in die Gesamtoptik passen. Alles wird nicht gehen." Das sah gestern auch Torsten Bürgermeister ein. Der Sprecher der Interessengemeinschaft Schriesheim Nord, IGSN (Foto: Kreutzer), sagte auf Anfrage der RNZ, man müsse da kompromissbereit sein: "Die beste Möglichkeit wird jetzt gesucht. Mit dem Ergebnis müssen sich dann alle abfinden. Der Lärmschutz ist ja absolut notwendig." Zum jetzigen Zeitpunkt seien die Entwürfe noch nicht schön: "Aber man kann etwas daraus machen." Dass Höfer die direkten Anlieger der neuen Wand einbeziehen will, fand der IGSN-Vorsitzende "absolut in Ordnung". Auch der Zeitplan finde vor dem Hintergrund des nun bekannten Baustarts für die Brücken seine Zustimmung: "Aber die Lärmschutzwand muss stehen, wenn es mit dem Bau der Straße losgeht", stellte Bürgermeister klar.

Da hatte Höfer keine Bedenken. Zudem ergänzte der Rathauschef: "Wenn das Thema Lärmschutz in ’Nord’ erledigt ist, müssen wir mit dem Regierungspräsidium über den Lärmschutz an der Schanz sprechen. Das liegt mir auch am Herzen." Westlich der B3 ist der Schallschutz entlang des künftigen Tunnelzubringers eine Sache des Landes.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung