Schriesheim im Bild 2023

13.11.2008

Damit der Übergang in die Schule problemlos klappt

Damit der Übergang in die Schule problemlos klappt

Von Stefan Zeeh.

Anne Heck zog eine Bilanz ihrer Arbeit in Schriesheims Kindergärten. Foto: Dorn

Schriesheim. "Das ist ein Wendepunkt für die Arbeit der Erzieherinnen in den Kindergärten", hob Hansjörg Höfer dieser Tage bei der Verabschiedung von Anne Heck hervor, die dem Schriesheimer Bürgermeister gleichzeitig einen Bericht über ihre Tätigkeit in den vergangenen 16 Monaten überreichte. Die Heidelberger Bildungsforscherin und Diplom-Psychologin hatte 46 Fortbildungsveranstaltungen für die Erzieherinnen in den Kindergärten der Stadt Schriesheim geleitet, um ihnen zu zeigen, wie der vom baden-württembergischen Landtag verabschiedete Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in der Praxis umzusetzen ist.

"Im Orientierungsplan werden Tipps gegeben, wie Eltern und professionelle Erzieher sich verhalten sollen, damit die Kinder in ihren eigenen Lernformen unterstützt werden", erläuterte Anne Heck die Grundzüge dieses 2005 ausgearbeiteten Planes, der erst ab dem Jahr 2010 in den Einrichtungen zur pädagogischen Pflicht wird. Schriesheim ist also früh dran. Dabei ergeben sich in Zukunft zwei wesentliche Änderungen für die Arbeit in den Kindergärten. Zunächst wird auf eine engere Zusammenarbeit mit den Eltern gesetzt: "Das muss sehr vorsichtig, feinfühlig entwickelt werden", betonte die Diplom-Psychologin, denn Eltern und Erzieher müssen an einem Strang ziehen. Dafür müssen die Inhalte des Orientierungsplanes von den Kindergärtnerinnen gut für die Eltern übersetzt werden. Die zweite Neuerung betrifft zumindest teilweise die Kinder. Diese sollen nämlich in Zukunft dokumentieren, was sie gelernt haben. Das kann beispielsweise in Form so genannter Wissenslandkarten geschehen oder von "Könnerheften": "Kinder sind gut darin zu formulieren, was sie können", machte Heck klar. Ab dem kommenden Jahr muss in den Kindergärten für jedes Kind ein Bildungsbuch angelegt werden, in dem die Lernfortschritte sichtbar gemacht werden – und die individuellen Stärken.

Die Kinder werden zukünftig auch nicht mehr alle Aktivitäten im Kindergarten gemeinsam machen, sondern in "Interessensgruppen". Wie diese aussehen können, vermittelte Anne Heck in ihren Fortbildungsveranstaltungen mit Hilfe verschiedener Referenten am Beispiel von zehn Themen.

Darin ging es etwa darum, wie den Kleinen die Alltagsmathematik nähergebracht werden kann. Das kann über das Zählen von Treppenstufen oder von Türen in einem Gebäude gelingen. Etwas komplizierter wird es schon, wenn die Kinder die Aufgabe lösen sollen, wie lange ein Teppich zu sein hat, der vom Eingang bis zum Dach eines mehrstöckigen Gebäudes reichen soll. "Aber auch da finden die Kinder schnell Lösungen", wusste die Bildungsforscherin. So lässt sich die Teppichlänge beispielsweise durch das Ausrollen eines Fadens über die zu bedeckende Strecke bestimmen.

Speziell für die städtischen Kindergärten Schriesheims hatte Anne Heck noch einige Empfehlungen parat: "In Schriesheim muss man nicht jedes Kind durch ein Sprachförderprogramm jagen", sagte sie. So sei der Anteil von Kindern, die eine spezielle Sprachförderung benötigten, im Vergleich zu anderen Städten sehr gering. Ebenso wandte sich Heck gegen eine frühere Einschulung der Kinder, denn ein idealer Entwicklungszeitpunkt für den Schulbeginn läge bei einem Alter von sechs Jahren. Das Ziel der Erziehung und Bildung im Kindergarten solle auf jeden Fall sein, die Kinder so gut zu unterstützen, dass der Übergang in die Schule problemlos klappt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung