Schriesheim im Bild 2023

28.11.2008

US-Markt drückt Preis für Schriesheims Holz

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Der Wald ist vieles, auch Wirtschaftsfaktor. Kämmerer Volker Arras stellte am Mittwoch im Gemeinderat, der in Altenbach tagte, die Eckdaten des Bewirtschaftungs- und Nutzungsplans für das Forstwirtschaftsjahr 2009 vor. Beim Einschlag kalkuliert die Stadt zurückhaltend, beim Erlös noch mit einem guten Preis für den Festmeter. Besonders erfreulich war für Arras der Zuschussbedarf in Höhe von 26000 Euro: "Das ist das beste Ergebnis der letzten zehn bis fünfzehn Jahre." Der Zuschussbedarf war in der Vergangenheit auch schon zehn Mal so hoch.

Bei der Einschlagmenge bleiben Reserven. Geplant ist die Ernte von 9925 Festmetern, möglich wären 12678 Festmeter. Bei den Erlösen rechnet Arras mit rund 471000 Euro. Ein hoher Wert, "aber der Preis sinkt, weil die Nachfrage in den USA weniger wird", sagte der Kämmerer. Der US-Markt bricht geradezu ein und setzt die Preise weltweit mit Billigholz unter Druck.

Für die Holzernte im Schriesheimer Wald muss die Stadt gut 187000 Euro aufbringen. Für die Pflege und Erschließung von Waldwegen sind im Entwurf des Verwaltungshaushalts 2009 knapp 27000 Euro eingeplant.

Im Plan des Vermögenshaushalts sind wieder 15000 Euro für neue Dolen vorgesehen, um die Wasserableitung bei starken Regenfällen zu verbessern. Für den Kauf eines Kleinschleppers wurde zudem der Ansatz für die Maschinenbeschaffung von 1000 auf 6000 Euro angehoben. Zahlen, die für Isolde Nelles (CDU) nachvollziehbar waren: "Aber wir müssen zusehen, wie der Holzpreis verfällt", bedauerte sie. Lediglich "Lumpenholz", also wenig hochwertiges Holz etwa für Pellets, lasse sich noch gut verkaufen. Nelles schilderte ihre Eindrücke der Waldbegehung, erinnerte an den Sommer, "der keiner war, aber dem Wald guttat", und sah eine akute Gefährdung der Kiefer. Sie schloss mit dem Appell: "Wir haben eine Verantwortung für unseren Wald. Handeln wir danach."

Dass Schriesheim mit 1853 Hektar eine der größten Waldgemarkungen Baden-Württembergs habe, unterstrich Gisela Reinhard (GL). Der Wald sei überdies weit mehr als nur ein ökonomischer Faktor. Er sei beispielsweise Erholungs- und Erlebnisraum, habe ökologische Funktionen, bewahre Naturdenkmäler und berge Siedlungsgeschichte. Reinhard sprach sich für gezielte Naturverjüngung im Forst aus: "Lücken, die entstehen, sollten wir auch der Natur überlassen." Die eingeplanten Mittel für die Wegeerschließung schienen ihr "an der unteren Grenze der Nachhaltigkeit."

Den Wegebau und die Instandhaltung der Wege dürfe man nicht vernachlässigen, mahnte auch Jutta Becker (FW). Sie zeigte sich mit dem Zustand des Waldes zufrieden. Dieser habe sich stabilisiert, es gebe Positives zu berichten. Über die Zeit sah Becker Verschiebungen im Baumbestand des Waldes, denn was zum Beispiel der Kiefer schade, das vertrage die Douglasie recht gut. Als "Pfund, mit dem man wuchern kann", sah Verkehrsvereinschef und SPD-Stadtrat Karl-Heinz Schulz auch die touristische Bedeutung des Waldes. Die Forstverwaltung, so Schulz, werde flexibel auf die Holzpreisentwicklung reagieren können. Auch für ihn war der Betrag für den Wegebau die "untere Grenze". Er sei ja noch nicht so lange dabei als Stadtrat, schloss Wolfgang Renkenberger (FDP) die Aussprache. Daher habe er sich schon gewundert, wie man sich über 26000 Euro Zuschussbedarf freuen kann. Aber er habe dann die Zuschusszahlen der Vergangenheit gesehen: "Und daher freue ich mich jetzt auch."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung