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10.12.2008

„Überrascht und verärgert"

Schriesheim. (ans) "Wir waren überrascht und verärgert", sagte der Geschäftsführer der Kirchlichen Sozialstation, Rainer Näher, gestern. Damit meinte er die Informationspolitik der Stadt. In einem Pressegespräch hatte Bürgermeister Hansjörg Höfer angekündigt, dass die Stadtverwaltung vorschlägt, den Zuschuss für die Tagespflege zu streichen und nur noch den für das Rechnungsjahr 2007 zu übernehmen. Darüber entscheidet der Gemeinderat morgen.

Er habe mittlerweile mit Höfer gesprochen. Ein "Austausch von Argumenten", so Näher. Es wäre schön gewesen, wenn man das vorher ausdiskutiert hätte, fand der Geschäftsführer. Schließlich handele es sich um eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Seit das bekannt wurde, hätten einige Angehörige und Gäste bei ihm angerufen.

Die rückläufigen Zahlen als Argument für die Zuschussstreichung sah er als zu pauschal an. "Es gibt immer mal wieder Schwankungen", meinte Näher. So zum Beispiel durch Krankheit, Tod oder Wechsel in einem Altenheim. Im Vergleich zum Vorjahr 2006 ist die Zahl der betreuten Personen von 253 auf 222 gefallen. Aber in den letzten drei Monaten hat Näher "eine steigende Tendenz" beobachtet. Er war sich sicher, dass die Zahl 2008 nach oben gehe. Mittlerweile hat der Geschäftsführer mit allen Fraktionen gesprochen. "Es gibt Einzelpersonen, die auch schon Ideen haben", wollte er dem Gemeinderat nicht vorweggreifen. Außerdem hat Näher vor, in der Einwohnerfragerunde der Sitzung etwas zu sagen.

Einen Kompromiss kann er sich auch vorstellen: "Es gibt ja nicht nur Hü oder Hott." Die Tagespflege soll nach seinem Wunsch erhalten bleiben. Wenn aber der Zuschuss gestrichen wird, dann muss der Vorstand in seiner Sitzung am 18. Dezember beraten, wie es weitergehen soll. In Weinheim wäre laut Näher die nächste Tagespflegestelle. Der Geschäftsführer findet in jedem Fall, dass die Stadt "eine moralische Verpflichtung" hat, schon deshalb weil sie sich einst die Gründung der Tagepflegestätte im Schelmengrubenweg gewünscht hatte.

Zu einem neuen möglichen Standort für die Katholische Sozialstation wollte sich Näher nicht äußern. Nur dass er gerne die noch existierenden Räumlichkeiten in der Kirchstraße und die Tagespflegestätte in einem Gebäude vereinen und dann die Tagespflege-Kapazitäten erweitern würde, um "kostendeckend arbeiten zu können". Nach wie vor sei man nach allen Seiten offen, sagte Näher zur Standortsuche. Nun wartet er nur noch auf die Genehmigung des Zuschussbetrags für andere Räumlichkeiten durch das Land.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung