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15.12.2008

„Weinbau hier ist zunächst nicht zu beanstanden"

Schriesheim. (cab) In einem Leserbrief, den die RNZ am 26. November veröffentlichte, hat Dr. Christoph Naumann die Bewirtschaftungsmethoden im Madonnenberg kritisiert. Diese seien mit dem Naturschutz nicht zu vereinbaren. Wie jetzt bekannt wurde, hat das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz beim Rhein-Neckar-Kreis sofort auf die Vorwürfe reagiert. Der Madonnenbergverein gibt sich gelassen.

Von Schutz der Natur könne keine Rede sein, hatte Naumann geschrieben. "Pestizide in großem Maßstab" würden eingesetzt. Naumann schrieb weiter, dass der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Bürgermeister Hansjörg Höfer bereits im Juni über die Zustände informiert habe. Dieser habe daraufhin den Madonnenbergverein und das Sinsheimer Amt für Landwirtschaft und Naturschutz beim Rhein-Neckar-Kreis in Kenntnis gesetzt.

Bis heute habe es keine Reaktion gegeben, so Naumann, stellvertretender Vorsitzender des BUND-Regionalverbandes. Er warf schließlich dem Ehrenvorsitzenden des Madonnenbergvereins, Ehrenbürger Peter Riehl, sowie dem Kuratoriumsvorsitzenden des Vereins, Landrat Dr. Jürgen Schütz, vor, sie würden sich über geltende Vereinbarungen hinwegsetzen.

Noch am Tag der Veröffentlichung des Leserbriefs reagierte der Leiter der Sinsheimer Behörde, Dr. Dieter Eitel, in einem Brief an Höfer. Der Madonnenberg, so Eitel, liege zwar in Landschaftsschutzgebiet. Es handele sich aber nicht um eine Fläche, die naturschutzrechtlich über die dort verordneten Einschränkungen hinaus geschützt sei. Daher sei der Weinbau hier, der in seiner Ausführung "guter fachlicher Praxis" entspreche, zunächst nicht zu beanstanden. Zudem müssten die im Pachtvertrag zwischen dem Land als Eigentümerin und der Stadt als Pächterin vereinbarten Anliegen des Naturschutzes von den Vertragspartnern überwacht werden. Eitel schlug in dem Schreiben an Höfer vor, über eine Änderung des Pachtvertrags nachzudenken, um die Interessen des Naturschutzes und der Bewirtschafter auszugleichen. Denn die Auseinandersetzungen über den Herbizideinsatz würden schon Jahre dauern. Verstehen könne er die Anliegen beider Seiten, so Eitel in dem Brief, der der RNZ vorliegt. Schließlich wies er darauf hin, dass sich für sein Amt aus dem Briefwechsel zwischen Naumann und Höfer im Juni keine Notwendigkeit zum Handeln ergeben habe. Die Behörde hat sich offensichtlich nichts vorzuwerfen.

Vorstand und Kuratorium des Madonnenbergvereins wollten auf Naumanns Vorwürfe nicht eingehen. Riehl sagte nur soviel: "Wir holen uns beim Regierungspräsidium jedes Jahr die Erlaubnis für unsere Art der Bewirtschaftung." Im Pachtvertrag für den Madonnenberg vom Dezember 1988 wird der Einsatz von Herbiziden nicht gestattet. Auch moderne Pestizide würden den Zielen des Naturschutzes nicht entsprechen. Über die Jahre merkte der Madonnenbergverein jedoch, dass es mit den wenigen Arbeitskräften schwierig ist, den Auflagen nachzukommen. Es ging schließlich um die Frage, ob der Verein aufgibt oder nach anderen Möglichkeiten sucht. Seinerzeit war der verstorbene Heinrich Rufer ein Berater des Vereins. Heute bewirtschaften der Hirschberger Werner Volk und sein Team, sowie Ludwig und Heinz Mildenberger, Werner Neureither und Peter Hölzel den Madonnenberg. Die Gärtnerei des Talhofs kümmert sich um die Graspflege.

Der ehemalige Karlsruher Landrat Claus Kretz schrieb damals als Vereinsvorsitzender im Jahr 2000 einen Brief an die zuständigen Landesbehörden, dass eine weitere Bewirtschaftung des 40 Ar großen Weinbergs im Madonnenberg künftig nur nach "guten weinbaufachlichen Grundsätzen" möglich sei – was das übliche Spritzen der Reben nicht ausschließt. Im Juli 2001 reagierte das Land und empfahl, an dieser Stelle die Bestimmungen zu lockern. Vor allem auch, da die übrigen knapp zwei Hektar des Kleinods über der Stadt bezüglich des Naturschutzes keinen Grund zur Beanstandung geben würden. Noch im Jahr 2001 wurde die Vereinssatzung geändert und aus dem Vereinsnamen das Wort "Historisch" offiziell gestrichen. So heißt der Verein eigentlich nur noch "Weinbau Madonnenberg". Noch nicht geändert wurde der Pachtvertrag. Das ist aber das Ziel des Madonnenbergvereins.

Darüber sprach Riehl erst kürzlich mit Bürgermeister Höfer. Dieser unterstützt das Anliegen: "Wir werden den Pachtvertrag verändern, damit der Verein gewisse Freiheiten bekommt in seiner Arbeit im Madonnenberg. Das ist absolut notwendig."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung