Schriesheim im Bild 2023

30.12.2008

Entwicklungsziel: Werkrealschule

Schriesheim. (zg/cab) "Ich habe mich nicht zwei Jahre lang intensiv mit dem Thema ’Hauptschule’ beschäftigt, um diese Schulart jetzt sang- und klanglos aufzugeben", betonte Dr. Birgit Arnold, schulpolitische Sprecherin der FDP/DVP-Landtagsfraktion, kürzlich gegenüber der RNZ. Im Gespräch bezog sie klar Stellung zur Zukunft der Hauptschule. "Wir von der FDP wissen", so Arnold weiter, "mit welch hohem persönlichen Einsatz dort eine hervorragende Arbeit geleistet und eine große Integrationsleistung vollbracht wird. Meine Besuche und Gespräche in den Hauptschulen in meinem Wahlkreis haben diese Einschätzung voll und ganz bestätigt."

Deshalb habe sie großes Verständnis für die Verunsicherung in Schulen und Kommunen angesichts der Pläne des Kultusministeriums bezüglich des Ausbaus der Werkrealschulen: "Ich teile die Befürchtung, dass durch die Einrichtung einer neuen Schulart und die Veränderung der Grundschulempfehlung die derzeitig einzügige Hauptschule am Ende verdrängt werden wird."

Deshalb müssten alle Hauptschulen im Land in den Prozess der Weiterentwicklung zur Werkrealschule einbezogen werden. "Größere Schuleinheiten sind sinnvoll und notwendig, um mehr Möglichkeiten zur individuellen Förderung der Schüler zu schaffen. Das ist unser Ziel, und jetzt haben wir durch die umfassende Bildungsoffensive der Landesregierung auch die finanziellen und personellen Möglichkeiten dazu. Aber die Zweizügigkeit darf nicht zum Dogma erhoben werden", forderte die liberale Bildungspolitikerin. Stabile einzügige Haupt- beziehungsweise schon bestehende Werkrealschulen, wie sie sich auch in Dossenheim, Schriesheim oder Weinheim befinden, müssten auch weiterhin die Möglichkeit behalten, in Kooperation ein ebenso weitgehendes Angebot der individuellen Förderung der Schüler zu gewährleisten wie einzelne größere Standorte.

Deshalb sollten auch kooperierende einzügige Hauptschulen in den Genuss der Anreize kommen, die das Ministerium für die in Zukunft zweizügigen Werkrealschulen vorsieht – den mittleren Bildungsabschluss in Klasse zehn, auf Wunsch eine Ganztagesschule, Aufhebung des Praxis- und Werkrealschulzuges zugunsten eines Stundenpools von zehn Stunden in den Klassen acht und neun zur gezielten individuellen Förderung der Schüler oder zur gezielten Erkundung der Arbeitswelt sowie die enge Kooperation mit Berufsfachschulen in der zehnten Klasse.

"Die Werkrealschule darf nicht neben die bisherigen Schularten treten, sondern sie muss sich aus der derzeitigen Hauptschule entwickeln. Deshalb, so Arnold, sollte der Hauptschul-Bildungsgang um Elemente ergänzt werden, die von Klasse fünf an auf den Werkrealschulabschluss vorbereiten: "Dann erreichen wir mein Ziel, für das ich seit zwei Jahren kämpfe: die Weiterentwicklung der Hauptschule zu einem Bildungsgang mit hoher individueller Förderkapazität, der Chance auf einen mittleren Bildungsabschluss für alle und die Entwicklung leistungs- und damit zukunftsfähiger Schulstandorte in der Fläche."

Arnold war überzeugt, dass die Landesregierung dieses Ziel erreichen wird. Kultusminister Helmut Rau (CDU) werde erst im kommenden Frühjahr den Gesetzentwurf zur Werkrealschule in die Anhörung geben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung