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08.01.2009

Ein eigener Eiswein als Geschenk zur Geburt

Ein eigener Eiswein als Geschenk zur Geburt

Gestern in aller Herrgottsfrühe und bei zweistelligen Minusgraden erntete Georg Bielig die Trauben für seinen Eiswein, den er seiner Tochter Hannah widmet. Foto: Dorn

Schriesheim. (cab) Der Jahrgang 2008 wird für Winzer Georg Bielig und seine Frau Eva unvergesslich bleiben, und das hat auch mit Wein zu tun. Aber längst nicht nur. Es ist vor allem die Geburt ihrer Tochter Hannah, die das vergangene Jahr für die Bieligs zu einem ganz besonderen macht.

Und wie es sich für einen Winzer gehört, der Vater wird, plante Georg Bielig lange im voraus etwas Außergewöhnliches im Weinberg, das den Familienzuwachs angemessen würdigen soll: einen "Geburtswein" extra für seine kleine Hannah. Gestern in aller Frühe hat Bielig ihn mit seinen 15 Helfern gelesen, darunter der Vorsitzende des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins, Werner Merkel, sowie Peter Grüber und Dieter Thoni.

Das Töchterchen der Bieligs erblickte bereits am Tag vor Heiligabend im Heidelberger Krankenhaus Salem das Licht der Welt. Pünktlich vor dem Weihnachtsfest war es also soweit, und zwar genau um 18.09 Uhr. Bei ihrer komplikationslosen Geburt war Hannah 49 Zentimeter groß und 3250 Gramm schwer. Auch gestern Mittag hatte Georg Bielig erfreuliche Zahlen parat und war dabei wieder völlig entspannt. Rund 1500 Kilogramm durch und durch gefrorene Riesling-Trauben holte er in aller Frühe bei 17 Grad minus mit seiner Lesemannschaft aus den Rebzeilen im Gewann Kehlacker. Schon um 6.30 Uhr begann die frostige Arbeit in Eiseskälte.

Nach zwei Stunden war für die Helfer aufwärmen angesagt, für Georg Bielig das Keltern – allerdings mit kleineren Hindernissen, denn zunächst stoppte den Winzer ein technischer Defekt. Die Trauben müssen jedoch im gefrorenen Zustand gepresst werden und sollten nicht antauen. Das Ganze war also auch eine Zeitfrage. Also kelterte Bielig seinen Eiswein kurzerhand bei seinem Kollegen Michael Raffl in Hohensachsen. Das Ergebnis: 195 Grad Öchsle Mostgewicht.

"Wenn, dann machen wir’s richtig", sagte Bielig. Er hatte sich sowieso vorgenommen, den Weinen des Jahrgangs 2008 eine besondere Spezialität zur Seite zu stellen, vielleicht eine Auslese. Als sich dann der Nachwuchs ankündigte, sollte es ein Eiswein werden. Ende des Jahres sei er dann etwas nervös geworden, so Bielig.

Schon in der Silvesternacht schienen die Temperaturen zu passen. Es war zwar kalt. Aber die Trauben waren an den Stöcken noch nicht komplett gefroren. Gestern hat nun alles gepasst, und Hannah ahnt noch nichts von ihrem Glück. Welches Kind startet schließlich schon mit einem eigenen Eiswein ins Leben?

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung