Schriesheim im Bild 2023

11.01.2009

„Die Steigerung des Wohnwerts wird ein großes Thema"

Von Carsten Blaue.

Altenbach schrumpft: Der Ortsteil hat rund 2050 Einwohner. Vor fünf Jahren waren es noch 2200. Umso wichtiger ist es, Anreize für den Zuzug zu schaffen – etwa durch die Steigerung des Wohnwerts. Dabei spielt auch der Ortsmittelpunkt eine entscheidende Rolle. Dieser war ein Streitthema im vergangenen Jahr. Die Grüne Liste trug den Antrag der Mehrheit des Ortschaftsrats nicht mit, Haushaltsmittel für die Neugestaltung des Schulhofs zu beantragen. Es folgte eine wochenlange Auseinandersetzung der Grünen mit den anderen Fraktionen und Ortsvorsteher Alfred Burkhardt. Dieser verteidigte die Schulhof-Planung des Büros Nachtrieb & Weigel. Plan: Nachtrieb &Weigel

Schriesheim-Altenbach. Die kommunalpolitische Winterpause geht zu Ende. Im RNZ-Gespräch äußert sich Altenbachs Ortsvorsteher Alfred Burkhardt (Foto: Dorn) über seine Erwartungen für dieses Jahr. Zugleich blickt er zurück auf die vergangenen zwölf Monate, in denen es brisante Themen in Schriesheims Ortsteil gab.

Herr Burkhardt, draußen liegt Schnee, es ist kalt. Und der Winterdienst in Altenbach ist gar kein Thema.

Es ist ja auch gut angelaufen. Wir hatten nur das eine oder andere technische Problem. Der Bürgermeister hat vergangenes Jahr Kraft seines Amtes einen neuen Vertrag für den Winterdienst mit der SKE für drei Jahre abgeschlossen. Trotzdem wird für mich ein Winterdienst in eigener Regie der Gemeinde erste Wahl bleiben. Das ist einfach effektiver. Bei einem privaten Anbieter wie der SKE sind wir zu abhängig von Gerät und Personal. Wir beobachten das jetzt mal.

Ist für Sie der Streit mit der Grünen Liste um die Gestaltung des Ortsmittelpunkts erledigt?

Ja, ich schaue da jetzt nach vorne. Der Ortschaftsrat hat die Sache mit seinem Haushaltsantrag auf die Ebene des Gemeinderats gehoben. Hier wird jetzt diskutiert. Ich gehe von einer Mehrheit für den ersten Bauabschnitt, also die Neugestaltung des Schulhofs, aus. Damit könnten wir ja theoretisch sofort beginnen. Wir müssen aber auch schon an den zweiten Abschnitt denken. Da brauchen wir noch weitere Planungsvarianten und müssen diese dann wieder mit der evangelischen Kirchengemeinde und den Anliegern besprechen.

Hat die Diskussion Ihrem persönlichen Verhältnis zu Ihrem Stellvertreter Christian Wolf geschadet?

Nein. Da können wir schon das Sachliche vom Persönlichen trennen.

Sie und die Altenbacher Liste/Freien Wähler haben die möglichen Verkehrsbelastungen für Altenbach nach dem Bau des Branichtunnels thematisiert. Ein Alleingang. Hätte man das nicht über die Parteigrenzen hinweg aufgreifen müssen? So klang das ja schon nach Kommunalwahlkampf.

Das kann aber kein Wahlkampfthema sein. Die Risiken für den Straßenverkehr im Ort werden sicher vom gesamten Ortschaftsrat erkannt. Dabei geht es sowohl um den Lastwagen-, als auch um den PKW- und Wochenendverkehr. Wir von den Freien Wählern wurden von den Bürgern auf das Thema häufig angesprochen. Wenn man so will, waren wir in der Sache etwas getrieben. Wir wollten zeigen, dass wir die Sorgen der Bürger ernst nehmen.

Dennoch bewerteten Sie die Nachricht, dass der Branichtunnel wirklich gebaut wird, ebenso positiv wie Ihre Ursenbacher Kollegin Rosemarie Edelmann.

Richtig, und zwar weil damit große Chancen verbunden sind. Der Tunnel wird eine Riesenentlastung für die Talstraßenbewohner und ist positiv für den gesamten Vorderen Odenwald. Und Altenbach rückt auch näher an Schriesheim heran. Was den Verkehr betrifft, müssen wir uns aber kritisch mit den Folgen des Tunnels auseinandersetzen.

Reichen dabei Maßnahmen im Ort?

Sicher wird die neue Ortsmitte erhebliche Verkehrsberuhigungen bringen – und ein Plus für die Verkehrssicherheit. Aber wir müssen übergreifend denken. Verkehr, der nicht nach Altenbach muss, sollte gleich am Abzweig L 536 und L596a über Wilhelmsfeld umgeleitet werden.

Was die Jugend angeht, gab es in Altenbach ja einige Turbulenzen im vergangenen Jahr. Vor allem im Umfeld des Jugendtreffs. Waren Sie von der Gewalt schockiert?

Durchaus. In Altenbach leben wir mit den Jugendlichen doch auf der Insel der Seligen. Ich kenne alle. Und das sind ganz normale junge Leute. Das Problem kam überwiegend von außen. Da haben uns Jugendliche aufgemischt, die nicht von hier sind. Das Problem wurde vielleicht nicht so schnell erkannt, da sich die Jugendarbeit ja im Jugendtreff und nicht davor abspielt. So konnte es eskalieren. Aber wir haben reagiert und die Eltern mit an den Tisch geholt. Das Ganze wurde danach entschärft. Was den Jugendtreff angeht, setze ich auch auf die neue Jugendsozialarbeiterin Nicola Klamer.

Weitere Angebote für Jugendliche wurden diskutiert, etwa der Bolzplatz.

Ja, den brauchen wir, zumal das Sportzentrum "auf der Kipp" recht weit weg ist. Die Talwiesen wären der ideale Standort für den Bolzplatz.

Das sehen beispielsweise die Anwohner der Unteren Kippstraße anders.

Diskussionen gibt es immer. Die Bürger dürften natürlich nicht beeinträchtigt werden. Dennoch: Der Standort Talwiesen ist der richtige. Ich stehe mit den Eigentümern intensiv in Verbindung. Sie brauchen noch Bedenkzeit, und wir machen da auch keinen Druck.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des Betreuungsangebots für Kinder?

Die Einrichtung des Kinderhauses "Räuberhöhle" war mit Sicherheit die freudigste Botschaft für den Ort. Ein ganz wichtiges Thema. Es war ein Riesenschritt zur Verbesserung unseres Wohnumfelds. Die Kinderbetreuung ist jetzt in Altenbach eine wirklich runde Sache. Die Angebote werden gut angenommen. Der Hort hat eine Kapazität für 20 Kinder, da waren wir gleich mit 17 dabei. Auch die Zweijährigenbetreuung ist ein voller Erfolg. Da können wir erst im Jahr 2010 wieder Kinder aufnehmen. Das Ganztagesangebot ist sicher auch eine finanzielle Frage für die Eltern, die im Ort auch mal auf die Großeltern ausweichen können.

Sie sprachen die Attraktivität Altenbachs als Wohnort an. Was muss diesbezüglich noch passieren?

Wir müssen mehr Einkaufsmöglichkeiten schaffen.

Wie soll das gehen?

Das ist das Problem. Politisch kann man da nur ganz begrenzt Bewegung reinbringen. Wir können lediglich Rahmenbedingungen schaffen. Die Schließung der "Werner"-Filiale tat weh. Das Drogerie-Sortiment fehlt am Ort völlig. Auch etwas mehr Gastronomie ist für mich ein Thema. Wir müssen unsere Neubürger jedenfalls halten können. Auch die Vereine spielen da eine ganz wichtige Rolle.

Stichwort Jugendarbeit.

Ja, das auch. Alle Vereine in Altenbach – und ich sage ausdrücklich: alle – leisten eine tolle Arbeit. Wenn junge Eltern das sehen, dann ist das gut für uns. Die Vereine müssen wir als Kommune unterstützen. Auch wenn das keine Pflichtaufgabe ist. Sie sind wichtig für unsere Wohnqualität.

Was kann Altenbach jungen Familien noch bieten?

Zum Beispiel überschaubare Strukturen – auch in der Grundschule und im Kinderhaus. Dann sind die Naturnähe und der Erholungswert nicht zu unterschätzen.

Wie bewerten Sie das gesellschaftliche Leben im Ortsteil?

Ich sehe einen positiven Trend. Die Vereine harmonieren sehr gut miteinander. Wunderschön war zuletzt das Weihnachtssingen im Schulhof. Hans-Peter Pröll regte in seiner Zeit als Ortschaftsrat ja immer wieder an, einen kleinen Weihnachtsmarkt im Ort einzurichten, den die Vereine tragen. Das wäre ein Wunsch von mir für dieses Jahr.

Und was erwarten Sie noch für das Jahr 2009?

Bis Juni wird alles vom Kommunalwahlkampf geprägt sein. Es ist leider so. Die Steigerung des Wohnwerts wird ein großes Thema sein. Zudem setze ich auf das Riesenpotenzial unserer agilen Senioren. Sie sollten wir in ehrenamtliche Tätigkeiten einbeziehen, aber auch das Angebot für sie nicht aus den Augen verlieren.

Eine persönliche Frage zum Schluss: Treten Sie zur Kommunalwahl wieder an?

In Altenbach auf der gemeinsamen Liste von Freien Wählern und Altenbacher Liste sicherlich. Auch was den Gemeinderat angeht, sieht es momentan danach aus, dass ich nochmal kandidiere.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung