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„Kommende Mütter zu christlicher Erziehung hingeführt"
Von Stephanie Kuntermann.
Schriesheim. Im letzten Jahr feierte die Katholische Frauengemeinschaft Schriesheim ihr 100-jähriges Bestehen. Aus Anlass dieses Jubiläums erinnert Bernhard Wachter, im letzten Jahr erstmals Autor für das Schriesheimer Jahrbuch, in einem Beitrag an die Anfänge des Vereins.
Die "Bruderschaft der christlichen Mütter" unter Vorsitz des Pfarrers Johann Anton Heimburger erhielt vom damaligen Erzbischof von Freiburg im Jahr 1908 ihr Gründungspatent. Grundlage der "Müttervereine" war eine Initiative der badischen Großherzogin Luise im Jahr 1859.
Ursprünglich gedacht als Hilfsorganisation, kümmerten sich Frauenvereine um Krankenpflege und Kindererziehung. Der damalige Erzbischof Hermann von Vicari unterrichtete seine Schäfchen davon in einem Schreiben. Die Landesmutter werde "ihre Aufgabe besonders darin finden, daß sie die Opferwilligkeit der Gläubigen befördert und (...) zu einer angemessenen Vertheilung der vorhandenen Unterstützungsmittel mitwirkt".
Dass sich die Aufgaben Luises auf die "Förderung der Opferwilligkeit" beschränkten, ist möglich. Ihr Name taucht in dem Beitrag jedenfalls nicht mehr auf. Auch die Versorgung von Kriegsopfern war damals als Tätigkeitsschwerpunkt angedacht, dazu kam es beim Schriesheimer Mütterverein aber nicht. Der hatte in der 1900 nur 623 Mitglieder zählenden katholischen Gemeinde anderes im Sinn wie "Kaffeekränzchen", Vorträge oder Krankenpflegekurse.
Im Jahr 1919 wurde die Jugendabteilung des katholischen Frauenbundes gegründet. Diese Jugendlichen waren, wie Wachter erklärt, "die kommenden Mütter, die es zu einer christlichen Kindererziehung hinzuführen galt". Zwei Jahre später wurde aus der Abteilung unter Federführung von Pfarrer Peter Matthäus Eberhard die "Jungfrauenkongregation". Unter Leitung von Hilde Bourier studierten die "Jungfrauen" allerdings lieber Theaterstücke ein als kommende Kinder zu erziehen – jedenfalls berichtet Wachter von zahlreichen Aufführungen.
Daneben wurden die Frauen auch zu ganz handfesten Arbeiten gebraucht, beispielsweise dem Putzen der Kirche. Der Vorsitzende achtete offenbar genau darauf, wer hier geschrubbt und gewienert hatte und erinnerte die anderen Schäflein an ihre Pflichten. Die Inhaberinnen der "Müttervereinsbüchlein" wurden von Pfarrer Heimburger auch immer wieder ermahnt: "Wenn man schon die Kinder zum Geldverdienen auf den Rosenhof schickt, können die Frauen erst recht keine Zeit für die Kirche haben (denn da verdienen sie ja nichts)".
Dieses Zitat gibt Einblicke in die damalige bäuerliche Gemeinschaft des Dorfes Schriesheim, aber auch in die materielle Not von Eltern, die ihre Kinder zum Arbeiten schicken mussten. 1925 hatte der Mütterverein 80 Mitglieder, für die es weiterhin Theateraufführungen, Vorträge und "Lichtbildervorträge" gab.
Zehn Jahre später, 1935, mussten die Stücke von der Gauleitung genehmigt werden, auch wenn die Texte mit Titeln wie "Das Gespenst der Emma Siemssen" oder "Die neue Stütze von Ludwig Balu" wohl kaum einen politisch brisanten Inhalt hatten. Trotzdem kam das Vereinsleben während der Nazizeit weitgehend zum Erliegen. Kurz nach Kriegsende wurde die "Jungfrauenkongregation" bereits neu gegründet.
In der Nachkriegszeit war beim Mütterverein an gemütliche "Kaffeekränzchen" nicht mehr zu denken. Die Frauen kümmerten sich um die Integration von Flüchtlingsfamilien und veranstalteten "Einkehrtage" und "Weihnachtssammlungen". Der später in Katholische Frauengemeinschaft umbenannte Mütterverein zählt heute knapp 200 Mitglieder.
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