Schriesheim im Bild 2023

18.02.2009

Die SPD bekam 1000 Postkarten zurück

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Die Hübsch’sche Mühle sei historisch betrachtet ja eigentlich fast ein "Post-Gebäude", meinte Sebastian Cuny mit Blick auf die Entstehungsgeschichte des Hauses vor sieben Jahren. Für die SPD war es daher unvorstellbar, dass die Post-Filiale in absehbarer Zeit einer "Agentur" weichen soll. "Und da haben wir im Ortsverein gesagt, dass wir reagieren müssen", so der Schriesheimer Vorsitzende der Sozialdemokraten. Ergebnis der Überlegungen war die gelbe Postkartenaktion unter dem Motto "Schriesheim muss Poststadt bleiben". Rund 7000 Karten haben die Genossen im Stadtgebiet verteilt, 1000 kamen zurück. Gestern überreichte die SPD die Postkarten an ihren hiesigen Bundestagsabgeordneten Lothar Binding.

Wie sein Unionskollege Dr. Karl A. Lamers will Binding seinen Protest gegen die Filial-Schließung bei Post-Chef Dr. Frank Appel anbringen – und nicht im Bundeswirtschaftsministerium, das Grünen-MdB Fritz Kuhn als richtige Adresse für Schriesheims Widerstand gegen die Post-Pläne angegeben hatte. Dazu sagte gestern Binding, es gebe ja vom Bundeswirtschaftsministerium gar keine Weisungsstruktur in Richtung Post. In einem ist sich Binding aber mit Lamers und Kuhn einig: Die Chancen des Protests sind "nicht sehr gut". Aber man könne den Druck aufbauen, dass die Dienstleistungen zumindest erhalten bleiben im Ort. Außerdem sei es ein Signal aus der Bevölkerung an einen Vorstandsvorsitzenden: "Vorstandschefs sind ja eher etwas abgehoben, haben eine andere Gehaltsklasse und bekommen ihre Briefe von der Sekretärin gebracht", sagte Binding ganz generell.

Immerhin wird der Sozialdemokrat nicht mit leeren Händen auf Schriesheims Problem hinweisen. Die Postkarten sind ein sichtbarer Unmutsbeweis. Die Genossen sind zufrieden mit dem Rücklauf. Das sei 1000 Mal aktiver Protest, so Cuny. Auf manchen Karten hätten mehrere Bürger unterschrieben. Selbst Vereine hätten mit ihrem Stempel kollektiven Widerstand signalisiert.

Außerdem ist Schriesheim für Binding ein besonderer Fall, habe die Stadt doch der Post ein "passgenaues" Raumangebot zur Verfügung gestellt. Daher könne man die Post im Ort auch nicht beliebig verlagern, sagte SPD-Fraktionssprecher im Gemeinderat, Hans-Jürgen Krieger. Die Anfahrt, die Parkplätze, der Zugang: Alles sei in der Hübsch’schen Mühle auf die Post ausgerichtet.

Ferner sei diese einfach in der Pflicht, ihre Gesamtinfrastruktur zu erhalten, ergänzte Binding: "Die Post ist ja nicht irgendein Dienstleister, sondern eine tragende Säule in der Kommunikation. Das Unternehmen muss zudem die Kunden berücksichtigen", so Binding. Was in Schriesheim passiere, stehe als Einzelschicksal für das Geschäftsgebaren der Aktiengesellschaft. Der Übergang in diese Rechtsform Mitte der Neunzigerjahre sei das Problem gewesen, sagte der SPD-Abgeordnete: "Ich hielt das schon damals für einen Fehler."


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung