Schriesheim im Bild 2023

22.02.2009

"Über dieses Geschenk haben wir uns nicht gefreut"

"Über dieses Geschenk haben wir uns nicht gefreut"

Das Heidelberger Büro "re2area" gewann mit diesem Entwurf das Gutachterverfahren zur städtebaulichen Zukunft des OEG-Areals. Das Konzept war Grundlage für die Aufstellung für den Bebauungsplan-Entwurf "Schillerstraße/B3". Plan: re2area

Von Annette Schröder.

Schriesheim. Eigentlich sorgen Präsente in der Regel für strahlende Gesichter. Doch dieses Geschenk rief bei den Stadträten am Mittwoch durchweg skeptische Mienen hervor. Wie bereits berichtet, überlässt die MVV OEG AG der Stadt kostenlos rund 6000 Quadratmeter an Freifläche im Bebauungsplangebiet "Schillerstraße/B3". Dennoch könnte das Schriesheim teuer kommen, wie in der Sitzung des Gemeinderats im Rathaus noch einmal deutlich wurde.

Den Stadträten gefiel gar nicht, dass die Kosten für den Ausbau der Flächen an der Stadt hängen bleiben könnten. Die sich selbst nach einem Zuschuss noch voraussichtlich auf 400 000 Euro belaufen würden, wie Paul Stang (CDU) vorrechnete. "Das kann die Stadt nicht schultern", befürchtete er.

Weiterer Kritikpunkt: "Die Zuwege, die vom Fahrgast genutzt werden, führen über das Gelände", untermauerte er die Forderung nach einer Kostenübernahme durch die MVV. Und die "Park+Ride"-Parkplätze seien doch in erster Linie für die OEG-Fahrgäste gedacht. Den Hauptnutzen dieses Bebauungsplans habe die MVV, stellte der Fraktionssprecher fest. Was Stang auch störte war, dass der Gewinn aus der Vermarktung des Geländes in den zweigleisigen Ausbau der OEG-Strecke zwischen Schriesheim und Weinheim fließen solle. "Das Geld müsste doch in erster Linie Schriesheim zugute kommen", ärgerte er sich. Außerdem fehlten dem Christdemokraten in der Planung noch eine Toilette – "Schriesheim ist schließlich ein Umsteigebahnhof" – und ein Kiosk.

Daher stellte er einen Antrag an die Verwaltung, den auch die anderen Fraktionen unterstützten: nämlich "unverzüglich mit der MVV Verhandlungen aufzunehmen und den Gemeinderat anschließend darüber zu informieren". Dies forderte ebenso Gisela Reinhard (Grüne Liste), die der Auffassung war, dass die Übernahme der Kosten nicht Aufgabe der Stadt sein könne, weil diese Flächen ja in engem Zusammenhang mit dem Bahnhof stünden. Alfred Burkhardt (Freie Wähler) sah dies auch so und forderte: "Die OEG muss sich beteiligen." Er gab außerdem zu bedenken, dass die Stadt schon allein durch die Pflege der Fläche finanziell belastet wäre.

Rainer Dellbrügge (SPD) brachte es auf den Punkt: "Über dieses Geschenk haben wir uns nicht gefreut." Er sei aber froh darüber, "dass wir alle an einem Strang ziehen, damit die Stadt keinen Pfennig bezahlt". Auch Wolfgang Renkenberger (FDP) schloss sich den Forderungen der Stadtratskollegen an. Bürgermeister Hansjörg Höfer ging auf den städtebaulichen Vertrag zwischen MVV und Stadt ein, den Dellbrügge zuvor angesprochen hatte und in dem auch die Kostenübernahme zu regeln wäre. Das Gelände sei aber bereits erschlossen gewesen, "die MVV kann daher in den Vertrag einstimmen, muss sie aber nicht", gab er zu bedenken. Da nun aber die Fußläufigkeit zum Bahnhof erschlossen werden soll, hoffte Höfer auf eine Beteiligung der MVV: "Ich bin guter Dinge, dass wir einen Kompromiss erzielen."

Keine Kompromisse waren dagegen beim Beschluss über die Offenlage des Bebauungsplans ab 4. März sowie eine Informationsveranstaltung am gleichen Tag nötig. Beides beschlossen die Stadträte einstimmig und begrüßten den Planentwurf, den Stadtbaumeisterin Astrid Fath vorgestellt hatte. Ihr Mitarbeiter Friedhelm Urban erläuterte den Zeitablauf.

"Wir freuen uns, dass der nächste Schritt gemacht wird", sagte dazu Stang. Das sei vor allem wichtig für die Eigentümer des Forschner-Geländes. Er begrüßte auch, dass das Gelände des Hotels "Zur Pfalz" durch die Maßnahme sehr gewonnen habe. Eine großzügige Erweiterung wäre möglich. Ebenfalls freudig stimmte ihn, dass sich bezüglich des Raiffeisenmarkts eine Lösung anbahne. Dieser soll nämlich, wie berichtet, in den südlichen Bereich des Plangebiets umziehen.

Auch Reinhard sah die Vorteile: "Das innerstädtische Gesicht wird sich positiv verändern." Allerdings bedauerte sie, dass der Anteil an regenerativer Energienutzung nur 20 Prozent betrage. Die Grüne wünschte sich, dass die Stadt mit möglichen Investoren über eine Erhöhung verhandele. Burkhardt fand dagegen, dass man Investoren mit solchen "Hürden" nicht abschrecken sollte. Er fand insgesamt: "Der Gesamtkomplex ist gut geplant." Das "Ergebnis der Planung" begrüßte auch Renkenberger. Er war allerdings nicht ganz glücklich über den Kompromiss bei der Verbindungsstraße zwischen Schiller- und Römerstraße. Der Liberale fürchtete Verkehrsprobleme parallel zur B 3. Ganz entspannt stimmte dagegen Dellbrügge der Offenlage zu: Man habe schließlich immer noch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Sei es beim Vertrag oder durch das Bekunden von Bedenken bei der Offenlage.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung