Schriesheim im Bild 2023

31.03.2009

„Wir wollen frei und unabhängig bleiben"

Schriesheim. (cab) In ihrer Jahreshauptversammlung zogen die Freien Wähler am vergangenen Mittwoch eine gute Bilanz ihrer Arbeit. Im Anschluss sprach die RNZ mit dem Ortsverbandsvorsitzenden Heinz Kimmel.

Herr Kimmel, die Ankündigung von Friedrich Ewald, nicht mehr für den Gemeinderat und den Kreistag zu kandidieren, war vergangenes Jahr ein Schock für die Freien Wähler. Der scheint überwunden, oder?

Es schien unfassbar, aber wir haben das akzeptiert. Als Aufsichtsratsmitglied der Volksbank Neckar-Bergstraße weiß ich, wie sehr er beruflich eingespannt ist. Insofern habe ich Verständnis. Für uns ist das Thema soweit abgehakt.

Wird es für Ewald eine Ehrung von Seiten der Freien Wähler geben?

Ja klar, da wird sicher etwas passieren. Aber zu gegebener Zeit in einem passenden Rahmen. Die Art der Ehrung ist noch offen.

Bei welchen kommunalpolitischen Themen haben die Freien Wähler vergangenes Jahr Akzente gesetzt?

Wir haben in allen Fragen deutlich Stellung bezogen. Dabei ging es uns immer um die Sache. Dann stimmt man eben auch mal mit den Grünen oder der SPD. Wir haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Lärmschutzwand in "Nord" nicht nur aus Steinkörben gebaut wird. In Bezug auf das OEG-Areal haben wir deutlich gesagt, dass wir kein Gelände geschenkt haben wollen, das uns letztlich etwas kostet. Aber da waren sich zum Glück alle Fraktionen einig. Und was das Forschner-Areal angeht: Da drängen wir stark darauf, dass hier bald gebaut wird. Wir hatten der Veränderungssperre nur zugestimmt, weil es hieß, dass es eine Ausnahme für dieses Projekt geben kann und es nicht an das OEG-Areal gekoppelt ist.

Wie bewerten Sie die Mensa-Frage?

Wir in der Fraktion haben sicher auch mal kontrovers diskutiert. Dieses Thema gehörte dazu. Ich wollte die Mensa zunächst ja gar nicht. Aber es gab eine Mehrheitsentscheidung. Und die trage ich als Demokrat natürlich mit.

Warum haben sich die Freien Wähler beim Kampf um die Post so zurückgehalten?

Weil wir spätestens nach dem Info-Termin mit Herrn Englert von der Post im Rathaus wussten, dass das Thema durch ist. Natürlich hätten wir den Erhalt der Postfiliale gewollt. Aber selbst Landtags- und Bundestagsabgeordnete konnten ja nichts mehr bewirken. Und da stellen wir uns dann sicher nicht nur an die Post, weil bald Wahl ist.

Sie wurden vergangenes Jahr als Ortsverbandsvorsitzender wiedergewählt. Hätten Sie auch zur Verfügung gestanden, wenn Sie von Ewalds Rückzug gewusst hätten?

Sicher! Ich hätte es immer wieder gemacht. Wie es aber in zwei Jahren aussieht, wird man dann sehen. Das ist offen. Ebenso offen wie die Entscheidung, wer nach der Kommunal Fraktionschef im Gemeinderat wird. Wir lassen die Wahl erstmal kommen. Dann sehen wir weiter.

Sind Sie mit der Arbeit der Freien Wähler in Altenbach zufrieden?

Unsere Stadträte, Dr. Herbert Kraus und Ortsvorsteher Alfred Burkhardt, sorgen im Ortsteil für eine gute Stimmung unter den Altenbachern für unsere Politik. Auch beim Thema Ortsmittelpunkt. Hier sind Veränderungen seit Jahren versprochen. Und das tragen wir mit.

Bei den Freien Wählern rumort es kräftig: Der Bundesverband strebt die Teilnahme an der Europa- und an der Bundestagswahl an. Ihr Landesverband hat daher im Januar den Austritt aus dem Bundesverband beschlossen, um sich abzugrenzen. Wie stehen Sie dazu?

Vom Landesverband gab es vor fünf Jahren die Anfrage, ob wir Partei werden wollen. Das Thema war bei uns gleich vom Tisch. Ganz klar: Wir wollen keine bayerischen Verhältnisse. Wir wollen frei, unabhängig und glaubwürdig bleiben. Was sollen wir unseren Wählern sonst erzählen?

Welches Wahlziel haben die Freien Wähler?

Vor Ewalds Rückzug dachte ich, wir sollten einen Sitz dazugewinnen. Jetzt wollen wir unsere heutige Fraktionsstärke halten. Und wir wollen, dass Dr. Wolfgang Metzger auf Ewald als Kreisrat folgt. Metzger kann das.

Letzte Frage: Wie bewerten Sie das Miteinander im Ortsverband?

Sehr gut! Wir halten zusammen. Schlachtfest, Ochsenkopfessen oder Sommertreff: Alle Veranstaltungen waren gut besucht, und immer mehr Mitglieder bieten sich auch an mitzuhelfen. Zudem freute mich die Resonanz bei der Jahreshauptversammlung. Von unseren über 110 Mitgliedern waren 40 da. Da fühlt man sich auch als Vorstand gestärkt.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung