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03.04.2009

Hauptsache nicht am Wiesenweg

Von Stephanie Kuntermann

Die Debatte um die Zukunft der Notunterkünfte geht weiter. Gestern äußerten sich die Grüne Liste (GL) und die Freien Wähler (FW) gegenüber der Presse zu dem Thema. Für die beiden Wählervereinigungen ist das Thema nicht "erledigt" – schon weil für sie eine Bleibe für die Obdachlosen im Bereich des Sportzentrums am Wiesenweg künftig keine Lösung mehr ist. Eine gemeinsame Unterbringung aller Bedürftigen lehnen die Freien Wähler ab. "Damit schaffen wir soziale Brennpunkte, wie wir sie aus anderen Städten kennen. Wehret den Anfängen", erklärte FW-Stadtrat Dr. Wolfgang Metzger. Auch eine Lage der Unterkünfte abseits der Wohnbebauung wäre eine schlechte Lösung. Durch die Absetzung von der Tagesordnung des Gemeinderats am Mittwoch sei die Stadt in der ganzen Sache keinen Schritt weiter gekommen: "Wir fangen wieder bei null an." Die Suche nach einem neuen Platz für die Notunterkünfte oder nach Möglichkeiten, die Obdachlosen dezentral unterzubringen, war bislang nicht erfolgreich: "Da wollen wir nicht mit einem lapidaren Satz von der Verwaltung abgespeist werden, sondern wir wollen detaillierte Informationen", forderte Metzger. So wollen die Freien Wähler wissen, welche Immobilien die Stadt besichtigt hat, warum sie abgelehnt wurden und welche Objekte noch in Frage kommen. "Die ganze Suche wurde sehr unprofessionell angepackt", kritisierte FW-Stadträtin Jutta Becker. "Wenn man nur Anzeigen im Amtsblatt schaltet, muss man sich doch nicht wundern, wenn nichts dabei herauskommt." So schlagen die Freien Wähler vor, einen Immobilienmakler einzuschalten, der die Suche "profimäßig" anpacken soll. Auch FW-Stadtrat und Stadtverbandschef Heinz Kimmel sprach sich gegen eine feste Bebauung im Sportzentrum aus: "Das ist nicht mit den Festsetzungen im Bebauungsplan vereinbar." Dieser Meinung ist auch Robert Hasenkopf-Konrad von der Grünen Liste. Zusammen mit Fraktionskollegen wartete er gestern mit einem konkreten Vorschlag auf, wo einige der Bedürftigen untergebracht werden könnten. Beim Ortstermin in der Ladenburger Straße 7/7a herrschte allerdings einhelliges Entsetzen über den baulichen Zustand der Häuser: "Das ist ein Schandfleck", ärgerte sich GL-Stadträtin Gisela Reinhard beim Anblick von bröckelndem Putz und einer eingeschlagenen Scheibe. Acht der 21 Wohnungen stehen momentan leer. Vor 13 Jahren wurde das Gebäude aus dem Jahr 1959 für 1,1 Millionen Mark an die Wohnungsbaugesellschaft "Bauhütte" verkauft. Teil des Vertrags sei die Sanierung des schon damals maroden Gebäudes durch die Käuferin gewesen, so Reinhard. Passiert ist bis heute nichts. "Man hätte es nie für möglich gehalten, dass sich die Bauhütte einen Dreck darum kümmert." Teil der Vereinbarung sei auch ein Belegungsrecht von Wohnungen durch die Stadt gewesen. Festgeschrieben wurde das für die Dauer von zehn Jahren. Die Verwaltung habe bei der Bauhütte deswegen angefragt, erklärte Reinhard. Die Antwort habe gelautet, es gebe andere Pläne mit den Gebäuden. "Also entweder Generalsanierung oder Abriss", so Hasenkopf-Konrad. Fraktionssprecher Christian Wolf sprach sich dafür aus, erneut mit der Gesellschaft zu verhandeln. "Sie stehen moralisch in der Pflicht, sich öffentlich zu äußern", so Reinhard, "sie haben auch nach Ablauf der Bindungsfristen eine Pflicht sozialverträglich zu handeln."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung