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„Komm', wir holen uns den nächsten Sitz"
Von Carsten Blaue
Sie lachten viel an diesem Vormittag, die Genossen. Und das lag nicht nur an Schauspieler Peter Nassauer, der vor allem Kurt Tucholsky rezitierte. Dieser hatte Anfang der 1920er ja auch mal ein rotes Parteibuch, wenn auch nicht ganz klar ist, wie lange. Nassauer jedenfalls gab von ihm Satirisches, Nachdenkliches und Zwischenmenschliches. Wenn die Schriesheimer SPD-Mitglieder und ihre Anhänger am vergangenen Sonntag in der vollen Weinscheuer Majer guter Dinge waren, dann entsprach das aber auch der Grundstimmung im Ortsverein.
Die Partei ist aktiv in der Stadt. Die Gemeinderatsfraktion ist mit fünf Sitzen zwar nicht die größte, macht aber anständige und erfolgreiche Arbeit. Die Basis ist damit zufrieden, und mit der Liste ihrer Gemeinderatskandidaten muss sich die SPD im Wahlkampf nicht verstecken. Bundestagsabgeordneter Lothar Binding hatte sich die Zeit genommen, die Bewerber um Mandate aus Schriesheim, Altenbach und Ursenbach an jenem Morgen einzeln vorzustellen, und zwar in kurzen, spontanen Interviews. So kennt man und mag man das von ihm. Wobei die Nominierten klar machten, worum es mit dem SPD-Slogan "Schriesheim. Unser Zuhause heute und morgen" inhaltlich geht: Soziale und ökologische Kompetenz beweisen, die Jugend fördern, die Generationen verbinden, die Wirtschaft vor Ort stärken und Schriesheim gestalten – wobei auch Städtebau viele soziale Fragestellungen aufwirft. Man denke alleine an die Barrierefreiheit beim Bauen.
Grüppchenweise traten die Kandidaten vor, um ihre kommunalpolitischen Ziele und Schwerpunkte zu formulieren, zwischendurch musikalisch aufgelockert von der "Max-und-Dennis-Combo". Zwischen Songs von Oasis und den Rolling Stones bis hin zu Eric Clapton und den Beatles schmeckten Frikadellen, Kartoffelsalat und Brezeln vorzüglich – wovon sich übrigens auch der mit einem Raunen begrüßte und gern gesehene FDP-Einzelstadtrat Wolfgang Renkenberger überzeugte. Traudel Edelmann war auf jeden Fall nicht umsonst in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um die Köstlichkeiten vorzubereiten.
Auch Dr. Peter Baier hatte sich viel Mühe gemacht, und zwar mit den "Ulks", diesen kleinen, roten Wahlkampf-Glücksbringern aus Ton. Jeder Kandidat durfte sich ein Exemplar aussuchen. Schließlich rückten alle Bewerber zusammen und bewiesen, dass sie auch mit einer Stimme singen können. Der "Höhner"-Ohrwurm "Wenn nicht jetzt, wann dann" wurde mit neuem Text zum echten Wahlkampflied: "Komm’, wir holen uns den nächsten Sitz", heißt es zum Beispiel darin. Und: "Uns’re Liste ist ein Renner".
Angeführt wird sie von Fraktionssprecher Hans-Jürgen Krieger. Nach 24 Jahren im Gemeinderat und 15 Jahren im Kreistag will er kommunalpolitisch nicht kürzer treten: "Weil noch viele Dinge unerledigt sind, die auf den Weg gebracht wurden und jetzt Erfahrung brauchen", sagte er in seinem "Einzelinterview" mit Binding. Krieger nannte Beispiele: die Frage der Obdachlosenunterkünfte, dann die Zahl der noch nicht ausreichenden Krippenplätze, ferner die Folgen des Tunnelbaus für Einzelhandel und Stadtentwicklung: "Das alles ist noch nicht geklärt." Im Team der Kandidaten werde man die Themen anpacken, die im fast fertigen Wahlprogramm zusammengefasst würden. Dabei lebe die SPD von der kommunalpolitischen Tradition und der Einbindung junger Kräfte: "Und wenn wir erfolgreich sein sollen, dann muss man uns wählen", sagte Krieger. Bindings Reaktion folgte prompt: "Der Erfolg der SPD würde Schriesheim sicher gut bekommen." Und einmal mehr applaudierten die Genossen herzlich. Wie gesagt: Sie waren guter Dinge an diesem Vormittag.
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