Schriesheim im Bild 2023

27.04.2009

Zu Sport und Gesang kam die Kunst

Einziger Wermutstropfen beim Jubiläum war laut Bürgermeister Hansjörg Höfer der juristische Streit mit Kergs Erben. Ehrenbürger Peter Riehl forderte diese auf, mit dem Geschachere aufzuhören und nicht das künstlerische Erbe Kergs zu zerstören.

Schriesheim. (keke) "Sonntags immer" (geöffnet) gilt für das Kerg-Museum, das gestern mit einem Festakt seinen 20. Geburtstag feierte. "Kunst braucht Freiheit. Kunst braucht Chaos. Kunst muss herrschaftsfeindlich sein. Kunst muss Risiken eingehen. Kunst ist nur als Kunst wirklich Kunst, und alles andere ist alles andere", zitierte Museumsleiterin Lynn Schoene (kleines Foto) den ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, der mit diesen Sätzen das 175-jährige Jubiläum des Mannheimer Kunstvereins im vergangenen Jahr eröffnet hatte. Im Vergleich dazu sei das Kerg-Museum zwar noch ein Kleinkind. Dennoch habe die Aussage Späths Gewicht: "Théo Kerg würde diesem Zitat voll und ganz beipflichten."

Kerg habe mit seinen Arbeiten das Zeitgeschehen kommentiert, dabei nicht die Konfrontation gescheut, so Schoene. "Und er war ein Künstler, der die Kunst als Botschaft verstand." Nicht zuletzt deshalb sei Schriesheim stolz darauf, die Werke des 1993 verstorbenen Luxemburger Malers, Grafikers, Bildhauers und Glasgestalters in seinen Stadtmauern zu beherbergen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten trage das Museum Théo Kerg sowohl mit seiner Dauerausstellung als auch seinen Sonderausstellungen zu dem niveauvollen kulturellen Angebot Schriesheims bei, stimmte Bürgermeister Hansjörg Höfer Weinkönigin Katharina I. zu. Wozu sowohl Museumsleiterin Schoene, ihre Vorgängerin Dr. Ingrid Neumann als auch der Vorsitzende des Kulturkreises, Albert Kesseler, einen nicht unerheblichen Anteil beigesteuert hätten. Dass man diese Personen in den eigenen Reihen habe, wertete Höfer als Glücksfall für die Stadt. Er selbst könne sich keinen schöneren Ausstellungsort für Kergs künstlerisches Erbe vorstellen als dieses Haus, galt Höfers Dank Nini Krist als Vermittlerin zwischen Künstler und Stadt, seinem Amtsvorgänger und Ehrenbürger Peter Riehl sowie Bauamtsleiter Werner Kranz als damalige Mitinitiatoren. Als Wermutstropfen nannte Höfer die juristischen Probleme zwischen der Stadt und den Kerg-Erben. Er hoffe, dass sich beide Seiten auf einen annehmbaren Wege einigen könnten.

Die Eröffnung des Kerg-Museums am 9. April 1989 sei eine "schöne Stunde für die Stadt" und eine ebenso gute Stunde für ihn selbst gewesen, erinnerte Peter Riehl. Habe es doch damals nur zwei Kulturrichtungen in Schriesheim gegeben: "Sport und Gesang". "Du vergisst, dass Menschen mehr wollen als nur Gesang und Sport", habe ihm eines Abends bei einem Schriesheimer Tropfen ein Professor, dessen Namen er vergessen habe, anvertraut: "Die wollen auch noch eine andere Kultur", die eine Gemeinde ebenso notwendig brauche wie Straßen und Gebäude. "Dass wir heute hier stehen, ist ein Zeichen des Erfolgs. Denn das, was hier abläuft, wird weithin gehört und zur Kenntnis genommen."

Bewegend schließlich Riehls Appell an Verwaltung und Gemeinderat, nicht das Geld zu zählen, das der Prozess mit den Kerg-Erben koste. Sie dürften niemals in ihrem Bemühen aufhören, dieses Museum zu erhalten. An die Kerg-Erben appellierte Riehl, mit dem Geschachere aufzuhören und das künstlerische Erbe ihres Vaters nicht zu zerstören. Wie so vieles im Leben sei auch die Entstehung des Kerg-Museums ein Zusammentreffen günstiger Zufälle gewesen, erinnerte sich Dr. Ingrid Neumann. Dass es sich um ein gewagtes Unternehmen gehandelt habe, ein Kunstmuseum dieser Art in einer Kleinstadt anzusiedeln, sei den Initiatoren bewusst gewesen. Der Erfolg habe ihnen recht gegeben. "Das Théo-Kerg-Museum hat Brücken zu vielen namhaften Kunstmuseen und Kunstinteressierten im In- und Ausland geschlagen", stieß Neumann mit den Geburtstagsgästen an. Musikalisch untermalt von Kostas Antonmiadis und Dimitris Tsiligiris und stilgerecht ergänzt von der Winzergenossenschaft: mit einem Rittersberg Spätburgunder Qualitäts-Rotwein Trocken, in einer Auflage von 100 Flaschen und mit dem Porträt Kergs etikettiert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung