Schriesheim im Bild 2023

28.04.2009

Vision der „Bergstraßen-Werkrealschule" hat sich zerschlagen

(keke) Auch wenn sich Hans-Jürgen Kriegers Vision von einer starken Bergstraßen-Werkrealschule mit Schülern aus Schriesheim, Hirschberg, Schönau und Dossenheim mit der jüngsten Kooperations-Entscheidung von Heddesheim und Hirschberg zerschlagen hat: Daran, dass dem Schulstandort Schriesheim dennoch auch in Zukunft eine zentrale Bedeutung zukommen wird, ließ der SPD-Gemeinderatsfraktionschef und ehemalige Realschulrektor beim sozialdemokratischen "Generationentreff" in der "Pfalz" keinen Zweifel.

Nach den Plänen des Kultusministeriums soll die Hauptschule alten Stils mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 von der Organisationsform einer neuen "Werkrealschule" abgelöst werden, machte Krieger den Diskussionsteilnehmern die Unterschiede zwischen "klassischem Hauptschul-Bildungsgang" und dem neuen Weg zur Mittleren Reife deutlich. Hintergrund der Reformpläne sei die mangelnde Akzeptanz der Hauptschule, so Krieger. Obwohl es sich hier um die "modernste Schulart innerhalb des dreigliedrigen Schulsystems" handele, in der "höchst engagierte Lehrer" mit "bereitwilligen und aufgeschlossenen Schülern" arbeiteten, die in ihrer Sozialkompetenz keinem Realschüler oder Gymnasiasten nachstünden.

Im Gegensatz zur bestehenden Hauptschule steht am Ende der neuen sechsjährigen "Werkrealschule" für deren Absolventen die Mittlere Reife. Dass man Schülern am Ende der neunten Klasse allerdings den direkten Zugang zu Klasse zehn nur dann erlaubt, wenn diese in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch mindestens eine Drei im Zeugnis vorweisen können, stieß auf harsche Kritik Kriegers: "Bei jedem Realschüler oder Gymnasiasten, der von Klasse neun nach zehn versetzt wird, geschieht dies ohne Notenquorum". Zudem weise die neue Werkrealschule von Anfang an einen "Geburtsfehler" auf, da auch sie das grundlegende Problem der Auslese nach der vierten Klasse nicht löse: "Die Schüler werden nach wie vor in die ’Schublade’ Haupt- und Werkrealschüler, Realschüler und Gymnasiast gesteckt."

Unter pädagogischen Gesichtspunkten lehne man deshalb die Werkrealschule ab, kommunalpolitisch gesehen unterstütze man dagegen die Entwicklung der Werkrealschule, positionierte Krieger die Meinung der SPD. Sie sei auf jeden Fall besser als die alte Hauptschule, weil ihr Bildungsgang konsequenter sei, mehr Wert auf Berufsbildung lege und frühere Kontakte und engere Kooperationen mit Berufs- und Berufsfachschulen ermögliche. Scharfe Kritik übte Krieger an Bürgermeister Hansjörg Höfer, der seine Ankündigung einer Kooperation mit Schönau und den beiden geplanten Schulstandorten Schriesheim und Schönau "voreilig öffentlich herausgehauen" habe. Derzeit gebe es weder mit Dossenheim noch mit Schönau ein entsprechendes Szenario. Schönau habe davon erst am Tag nach der Presseveröffentlichung in nichtöffentlicher Sitzung erfahren.

Die Umgestaltung der jeweiligen Schulhöfe in Schriesheim und Altenbach, die Ausgestaltung der Mensa im Schulzentrum sowie Fragen der Ganztagesangebote standen im Mittelpunkt der Diskussionsrunde. Die SPD setze sich für eine Weiterentwicklung der Schulstrukturen in Richtung auf Ganztagesangebote ein, wolle diese den Schulen aber nicht aufstülpen, sondern in einem breiten Diskurs mit der Kommune als Schulträger, mit Schulen, Eltern und Lehrern umsetzen, so Krieger: "Wir wollen, dass aus Betroffenen Beteiligte werden." Darüber hinaus will sich die SPD für ein kostenfreies Mittagsessen für Bedürftige in Kindergarten und Schule sowie einen Ausbau der Schulsozialarbeit stark machen. Hier müsse allerdings das Land mit ins Boot, so Krieger. Die Stadt alleine könne dies finanziell nicht schultern.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung