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30.04.2009

Fusion: Verband nicht euphorisch

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Die 179 anwesenden Vertreter der Volksbank Neckar-Bergstraße legten vor: Mit fünf Gegenstimmen und vier Enthaltungen haben sie am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle die Weichen für die Fusion mit der H + G Bank Heidelberg gestellt. Diese gilt bei der Verschmelzung als aufnehmende Bank. "Ein gutes demokratisches Ergebnis", so Schriesheims Bankvorstand Friedrich Ewald zur Abstimmung. Auch sein Heidelberger Kollege Bernhard Carl war damit zufrieden.

Die Vertreterversammlung der H + G Bank entscheidet am 11. Mai über die Fusion zur "Volksbank Kurpfalz H + G Bank", die vom Genossenschaftsverband mit wenig Euphorie begleitet wird. Aus den beiden Verschmelzungsgutachten des Verbandes geht zwar hervor, dass die Fusion mit den Belangen der Mitglieder und Gläubiger vereinbar ist. Die Bewertung der wirtschaftlichen Perspektive nach der Verschmelzung fällt aber zurückhaltend aus.

Durch die neue Größe könnten sich Kostenvorteile ergeben, so die vorsichtige Formulierung. Die Prognoserechnung bis zum Jahr 2013 weise nur eine leicht verbesserte Ertragslage aus. Die Kosten würden nicht wirklich gesenkt, da man am Zweigstellennetz festhalte. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 31. Dezember 2013 ausgeschlossen. Zudem sieht das Gutachten auch Risiken möglicher Ertragsbelastungen.

In dem für die H + G Bank erstellten Gutachten, das der RNZ vorliegt, weisen die Wirtschaftsprüfer schließlich noch darauf hin, "dass unter Berücksichtigung von Regionalitätsgesichtspunkten eine Fusion am Bankplatz Heidelberg vorzuziehen gewesen wäre", sprich: eine Fusion zwischen der Heidelberger Volksbank und der H + G Bank. Dieser Passus war nicht Teil des Verschmelzungsgutachtens, das Wirtschaftsprüfer Karl-Heinz Krauß am Dienstag für die Volksbank Neckar-Bergstraße verlas.

Deren Vorstandsmitglied Ewald reagierte auf die Bewertungen aus Karlsruhe gelassen: "Die Vertreter wissen sehr gut, wie sie damit umzugehen haben." Und auch Bernhard Carl zeigte sich nicht beunruhigt. Man müsse die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen.

Ewald betonte, es seien Stärken der angestrebten Fusion, dass die Arbeitsplätze gesichert würden und die Zweigstellen erhalten blieben – und das ohne Überschneidungen des Geschäftsgebiets. Die Bilanz- und Personalstrukturen beider Häuser seien vergleichbar und würden sich ergänzen. Zudem gehe man von einer Stärkung der Ertragskraft der fusionierten Bank aus, die ihren Sitz in Heidelberg haben soll. Ewald abschließend: "Die H + G Bank ist der richtige Partner für uns." Das sahen auch die Vertreter und der Aufsichtsrat so.

Dessen Vorsitzender Werner Oeldorf erinnerte daran, dass es die Volksbank Weinheim war, die vor einem Jahr "vorgeprescht" sei: "Da haben wir nicht an eine Fusion gedacht." Doch der Stein, den die Weinheimer ins Wasser geworfen hätten, habe Wellen geschlagen, so Oeldorf. Sowohl Heidelberger Volksbank als auch H + G Bank hätten die Volksbank Neckar-Bergstraße um Fusionsgespräche gebeten: "Von beiden wurden wir sie gleichberechtigte Partner behandelt. Wir mussten uns entscheiden", so Oeldorf. Weinheim sei zuvor schon ausgestiegen. Aber man bleibe für eine Zusammenarbeit mit den Volksbanken Heidelberg und Weinheim offen, "sobald es im Sinne der Leistungsfähigkeit nötig und sinnvoll ist."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung