Schriesheim im Bild 2023

14.08.2009

Drei Weiße, ein Rosé und zwei Rote für den Grünen

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Fritz Kuhn kam mit Frau und Sohn. Es muss ja nicht immer Landtags- und Bundestagswahlkampf mit Haken und Ösen sein wie etwa am vergangenen Mittwoch im saarländischen Homburg oder heute auf der Bühne am Leipziger Marktplatz: "Es gehört auch einfach dazu, im Wahlkreis unterwegs zu sein und mit den Leuten zu sprechen", sagte der Fraktionschef der Grünen im Bundestag. Am vergangenen Samstag war er beispielsweise auf der Weinheimer Kerwe, und gestern sprach er mit dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG), Harald Weiss, in Schriesheim.

Diese Visite hatte sich Kuhn schon lange vorgenommen, und sicher war es einer der angenehmeren Termine, verband Weiss den Plausch doch mit einer fast schon klassischen Sechser-Weinprobe. Drei Weiße, ein Rosé, zwei Rote schenkte er ein. Die beiden aktuellen Silvaner waren dabei, dazu Sauvignon Blanc als Vertreter der hiesigen "Exoten" und natürlich zwei Spätburgunder Rotweine, diese für die WG so wichtigen Produkte. Für den Junior gab’s Apfelschorle. Kuhn selbst hörte Weiss zu und hakte hier und da ein. Etwa, als es um den Einsatz des Vollernters in der Lese ging. Ob da nicht die "Lesekultur" baden gehe.

Weiss stellte klar, dass man den Einsatz des Vollernters auch in diesem Jahr nur in ganz geringem Umfang teste. Aber die WG will künftig eben vorbereitet sein, wenn das Wetter zu einer rasanten Lese zwingt. Kuhn wollte auch wissen, wie man denn Geschäftsführer der Genossenschaft wird. Ausführlich schilderte Weiss seinen Werdegang. Über die ersten Jahre in Schriesheim sagte er allerdings lieber weniger. Das übernahm Bürgermeister Hansjörg Höfer: "Hier wurde vorher auf Masse produziert. Die Winzer haben sich damals weniger mit ihrem Wein identifiziert als heute, haben damals einfach nur ihre Trauben abgeliefert und fertig."

Diese Einstellung ist längst Vergangenheit: "Die Weinqualität war noch nie so gut wie heute", sagte Weiss. Dafür kämpft er mit seinem Qualitätsteam Jahr für Jahr neu – sei des durch Rebrundgänge oder die unangekündigten Stichproben im Weinberg, die auch dieses Jahr im Terminkalender stehen. "Wir müssen auf der Hut sein", warnte Weiss mit Blick auf die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen. Der Herbst werde wieder eine "Herausforderung". Wobei Höfer darauf hinwies, dass die Lese in seiner Jugendzeit viel später begonnen habe als heute. "Wir spüren die Klimaveränderung", nickte Weiss, der bekanntlich kein Freund früher Lesetermine ist.

Die Qualitätsoffensive der vergangenen Jahre sorgte jedenfalls dafür, dass die WG heute dank ihrer Winzer Weine für jeden Anlass und für jeden Geschmack hat – sei es der ganz frühe St. Laurent "No. 1", ein Müller-Thurgau aus der Literflasche oder die edle, vor der Abfüllung lange lagernde Spätburgunder-""Selection". 30 Prozent ihrer Produkte setzt die WG im eigenen Laden ab, der übrigens froh ist, wenn die Talstraßen-Baustelle die direkte Zufahrt für die Kunden nicht mehr versperrt.

Zudem wirbt die WG für ihre Weine durch geschicktes Marketing und jede Menge Veranstaltungen. "Die Region ist unsere Stärke", sagte Weiss: "Wir müssen uns immer fragen, was der Kunde ohne uns vermissen würde."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung