Schriesheim im Bild 2023

20.08.2009

Immer öfter Einsätze mit „hilflosen Personen"

Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim. Geschickt schiebt Thorsten Riedling die Verblendung des Türschlosses beiseite, setzt den Akkuschrauber an und dreht eine Schraube aus extra gehärtetem Stahl mitten ins Schlüsselloch. Dann kommt das "Ziehfix" zum Einsatz, ein rechteckiges Werkzeug mit zwei Gewindeschrauben. Es knackt, und die ins Schloss gedrehte Schraube bricht mit lautem Krachen ab.

Hier wäre für einen Einbrecher der Zeitpunkt zur Flucht gekommen, doch Riedlings Einbruchsversuch findet an der metallenen Schutztür im Feuerwehrgerätehaus statt, wo er mit den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr an alten Schließzylindern das Türöffnen übt.

"Das kann schon mal passieren", sagt er und rückt dem Schloss mit einem weiteren Werkzeug, dem "Nussknacker" zu Leibe. Im Ernstfall kann ein Feuerwehrmann ganz schön unter Stress stehen. "Stellen Sie sich mal vor, wie nervös man ist, wenn in der Wohnung einer um Hilfe schreit", gibt er zu bedenken. Immer mehr Einsätze mit "hilflosen Personen" hinter der Wohnungstür hat die Feuerwehr zu bewältigen, sechs gab es allein im ersten Halbjahr. Umso wichtiger ist das regelmäßige Training, das hier Teil der diesjährigen Sommerübungen ist, die bei der Feuerwehr noch bis Anfang September im Terminkalender stehen.

Wenig später hat Riedling den Schließzylinder in der Hand, das Schloss ist geknackt. Das meiste dafür verwendete Werkzeug findet sich in jedem Haushalt, allerdings gibt es Spezialgeräte, die nur für Polizei und Feuerwehr zugelassen und nicht im Handel zu haben sind.

Im ersten Stock schult Kommandant Oliver Scherer derweil einige Feuerwehrmänner im Umgang mit dem neuen Computersystem. "16 Aktive werden in das neue Programm eingearbeitet. Es kann nicht mehr von allen bearbeitet werden, weil die Technik sehr komplex ist", erläutert er. Ende Mai wurde die neue Einsatzzentrale nach einer Probezeit endgültig in Betrieb genommen.

Sie verfügt über zwei Arbeitsplätze, die mit jeweils zwei Bildschirmen, Touchscreen, Tastatur und Headset ausgestattet sind. Scherer erklärt gerade, wie mit dem PC die bereits erledigten Einsätze abgearbeitet werden können. Auf einem der Monitore sind sie mit verschiedenen Farben gekennzeichnet. "Abgesehen von den Sicherheitswachen hatten wir dieses Jahr bereits 135 Einsätze", so Scherer.

Der andere Monitor gibt einen Überblick über die verschiedenen Fahrzeuge und ihren Status. Rückt eines von ihnen aus, ändert sich der Status, was gleich an der Farbe zu erkennen ist. Auf einem großen Bildschirm sind dieselben Meldungen auch in der Halle zu sehen, so dass bei einem Einsatz jeder Neuankömmling mit einem Blick Bescheid weiß.

Eine dritte Gruppe hat sich derweil mit dem Löschfahrzeug LF 20 auf den Weg zur Kelterhalle gemacht. Auf dem Platz davor üben sechs Mann das Ausfahren der Drehleiter und das Montieren des "Monitors", also der Spritze, die variabel am Korb angebracht werden kann und über einen flexiblen Schlauch mit Wasser versorgt wird.

Bis zu 30 Metern kann die Drehleiter ausgefahren werden. Wenn es um den Einsatzort dunkel ist, kann man sie mit ihren starken Scheinwerfern auch als eine Art Flutlichtmast benutzen. Über einen Hydranten wird eine Wasserversorgung aufgebaut, dann ist der Korb auch schon oben in der Luft.

Statt den Sonnenuntergang zu genießen, probieren die Floriansjünger das Funktionieren des Wasserwerfers. Alles klappt, und wenig später ist die Übung auch schon beendet.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung