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07.10.2009

FDP-Mitglieder ließen ihren Vorstand hängen

FDP-Mitglieder ließen ihren Vorstand hängen

Die vier Aufrechten (v. l.): Dietrich Robbecke, Vorsitzender Ingo Kuntermann, Peter Hemberger (hinten) und Stadtrat Wolfgang Renkenberger.



Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Bei der Bundestagswahl holte die FDP in Schriesheim 19,6 Prozent, gut drei Prozent mehr als die Grünen. Im Bund zimmern die Liberalen gerade an einer Regierungskoalition mit CDU und CSU. In der Mitgliederversammlung im Nebenraum der Gaststätte "Frank" war von dieser neuen Stärke allerdings gar nichts zu spüren. Dabei hatte Stadtrat und Ortsverbandsvize Wolfgang Renkenberger die 19 Mitglieder in seiner Einladung dringlichst darum gebeten, der Partei "Peinlichkeiten" wie bei Veranstaltungen im Vorfeld der Kommunal- und Europawahl im Juni zu ersparen, wo manchmal auf fünf Mitglieder drei Pressevertreter kamen. Am Montag war es schlimmer.

Ganze vier Liberale kamen zur Versammlung, und das trotz der angekündigten Neuwahlen des kompletten Vorstands. Und wären zum Beispiel nicht der Gatte der ebenfalls entschuldigten Landtagsabgeordneten Dr. Birgit Arnold, Ernst-Wilhelm Schaulinski, sowie aus Hirschberg Gemeinde- und Kreisrat Hartmut Kowalinski, sowie Julia Raab und JuLi-Chef Andreas Maier da gewesen, es hätte ein Ecktisch gereicht für diese Veranstaltung. Wobei man darüber hinaus noch bedenken sollte, dass drei der vier Schriesheimer FDP-Mitglieder mit Wahlambitionen für einen Vorstandsposten gekommen waren. Nur Dietrich Robbecke kam wohl einfach so – beendete den Abend jedoch als pro forma gewählter Kassenprüfer.

Denn Schatzmeister Björn Meißner konnte an diesem Abend nicht entlastet werden. Er fehlte ebenso wie die Kassenprüfer Martin Oeldorf und Ingeburg Mederacke-Müller, die die Belege zuvor nicht mal durchgesehen hatten. Der scheidende Vorsitzende Peter Hemberger bedauerte das und sprach zudem von einer "nicht so erfreulichen Kassenlage". Was Wahlleiter Schaulinski zu dem Scherz veranlasste, man solle den Schatzmeister künftig lieber Kassenwart nennen. Neu besetzt werden konnte diese Position ohnehin nicht aufgrund der fehlenden Entlastung des bisherigen Amtsinhabers.

"Die Stadt soll merken, dass die FDP da ist", sagte Ingo Kuntermann. Da wird der neue Vorsitzende des Ortsverbands aber gut zu tun haben. Den Stellvertreterposten behielt Renkenberger. Zu Beisitzern wurden in geheimer Wahl Dr. Birgit Arnold, Peter Hemberger und Sascha Zeberer bestimmt, nachdem man zu Beginn der Versammlung erstmal klären musste, ob man denn überhaupt beschlussfähig sei. Die FDP-Mitglieder haben ihren Vorstand an diesem Abend einfach hängen lassen. Dabei haben die Liberalen in der Weinstadt Erfolge vorzuweisen, und das nicht erst seit dem 27. September.

Bei der Kommunalwahl verteidigte die FDP ihr Gemeinderatsmandat und machte mit Veranstaltungen wie "Klassik auf der Burg" oder zum 25-jährigen Jubiläum des Ortsvereins auf sich aufmerksam. Die Mathaisemarkt-Treffen in der "Pfalz" haben Tradition, und mit Gesprächsforen – etwa zur Bildungspolitik – setzte man im Vorfeld der Kommunalwahl eigene thematische Schwerpunkte. Das alles ging aus Hembergers abschließendem Bericht hervor.

Sein Nachfolger Kuntermann möchte auf dem Erreichten aufbauen und Angebote wie "Klassik auf der Burg" oder die "Liberale Runde" fortsetzen. Zu dieser möchte er Mandatsträger einladen, die Politik erklären können. Zudem sollen beispielsweise Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger oder Archivar Dr. Dirk Hecht zu Wort kommen. Kuntermann schwor die Liberalen zudem bereits jetzt auf den Landtagswahlkampf 2011 ein und sah einen weiteren Schwerpunkt in der kommunalpolitischen Arbeit. So sei es an der FDP, den Haushalt der Stadt deutlich und schonungsloser als andere Parteien zu analysieren. Nur so könne man gegensteuern in Zeiten knapper Kassen. Das klang selbstbewusst. Doch Kuntermann betonte auch, dass er als Vorsitzender nur in Zusammenarbeit mit anderen die Themen anstoßen kann: "Das geht nicht alleine." Das sollten sich die FDP-Mitglieder merken.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung