Schriesheim im Bild 2023

08.10.2009

„Es passt alles"

„Es passt alles"

Sehr bequemer Herbst": Georg Bielig gestern bei der Spätburgunder-Lese. "Viel Glück mit dem Wetter": Winzerwirt Wilhelm Müller (Dritter von rechts) und sein Lese-Team gestern mit den Spätburgunder-Trauben.

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. "Acht Wochen hat es nicht geregnet. Da brauchen wir den Regen jetzt auch nicht mehr". Peter Jäck passt die Nässe und noch dazu die enorme Wärme tagsüber im Moment gar nicht. Seinen Cabernet Dorio hat er noch in den Weinbergen hängen, und der soll eigentlich noch bis nächsten Dienstag aushalten: "Da ist so ein Wetter aber Gift". Fäulnis macht sich eben schnell breit. Doch Jäck freut sich ebenso wie Georg Bielig und Wilhelm Müller über die bisherigen Ergebnisse der Lese. Gestern waren die drei Winzer im Spätburgunder und durch die Bank weg zufrieden – vor allem mit der Qualität.

Die ist für das Trio teilweise schon fast etwas zu gut, was die Mostgewichte angeht. In seiner Zwischenbilanz der diesjährigen Weinlese sagt Bielig: "Hier und da hätte es ein Öchsle weniger sicher auch getan." Das sieht auch Müller so: "Was soll ich mit einer Weißburgunder-Auslese? Wir brauchen auch Trinkweine." Und Jäck ergänzte, dass man alles brauche für den Kunden – vom Tischwein in der Literflasche bis zur Spätburgunder Spätlese aus dem Barrique.

Das ist auch für Bielig ein gutes Stichwort. Er hat extra neue Fässer gekauft für diesen Jahrgang: "Denn die hervorragenden Qualitäten muss man nutzen". Überhaupt schwärmt Bielig von diesem bisher "sehr bequemen Herbst": "Wir hatten keine Panik. Es passt alles. Wir hatten ewig nicht mehr so viele schöne Lesetage." Dieses Jahr hätten die Winzer einfach Glück mit dem Wetter, unterstreicht auch Müller. "Die Reben zehren noch vom nassen Juni. Aber Anfang September hätten es ruhig noch 25 bis 30 Millimeter Regen sein können", ergänzt Jäck, der den Ausbau der Weine im Weingut Adam Müller in die Hände seines Sohnes Maximilian legt. Während sich dessen Bruder Johannes auf den Obstbau spezialisiert, lernt Maximilian Weinküfer: "Man muss auch mal die Jugend dranlassen", meint Peter Jäck, der am Freitag Weiß- und Grauburgunder und am Samstag den restlichen Riesling lesen wird.

Georg Bielig wird am Wochenende "zu 90 Prozent fertig". Riesling und Weißburgunder hängen noch an den Stöcken und werden in dieser Woche geerntet. Zudem ist noch nicht der ganze Silvaner im Keller. Seinem an sich hochreifen Merlot gibt Bielig ebenfalls noch etwas Zeit und schließlich auch dem Cabernet Sauvignon, der die restlichen Tage durchaus noch gebrauchen kann.

Auch Wilhelm Müller wird am Freitag die weißen Burgundersorten lesen und am Samstag Riesling. Teile vom Spätburgunder ließ der Winzerwirt ebenfalls noch unberührt. Das dürfte eine Auslese geben, nachdem die gestern geernteten Trauben schon 102 Grad Öchsle hatten. Beim Schwarzriesling erzielte Müller ein Mostgewicht von 97 Grad Öchsle. Bei der Lese dieser Trauben war wieder Pfarrvikarin Suse Best dabei, die ihrer Investitur als Pfarrerin der evangelischen West-Gemeinde am 18. Oktober entgegenblickt. Aus einem Teil des Müller’schen Schwarzrieslings wird wieder Abendmahlswein. Wein ist und bleibt eben ein gesegnetes Getränk.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung