Schriesheim im Bild 2023

14.10.2009

Beinahe wären Mutter und Tochter verbrannt

Beinahe wären Mutter und Tochter verbrannt

Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim-Altenbach. Von vorn wirkt das grüne Mehrfamilienhaus in der Altenbacher Mühlstraße beinahe unversehrt, sogar der wilde Wein rankt noch unbeschädigt an der Fassade hoch.

Ein Blick von der Seite aber offenbart das Ausmaß der Katastrophe, die sich dort in der Nacht auf den Dienstag kurz nach drei Uhr abspielte: Wo vorher noch Dachziegel lagen, ragen verbrannte Dachbalken in den Himmel, die bergseitige Giebelwand steht frei und ist vom Ruß geschwärzt. Das gesamte Dachgeschoss ist ausgebrannt, Scheiben sind geborsten, und vom Dach sind nur noch Trümmer übrig. Um ein Haar wäre aus der Katastrophe eine Tragödie geworden, wurden doch zwei Menschen buchstäblich in letzter Minute aus dem brennenden Haus gerettet. "Der Notruf erreichte uns kurz nach drei Uhr", berichtet Oliver Scherer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. "Gebäudebrand, vier Personen im Gebäude". Als erste waren die Altenbacher Kameraden zur Stelle, unter ihnen Jugendwart Thomas Harsch. Da hatten sich schon zwei der Bewohner in Sicherheit gebracht, eine Frau und ihre vierjährige Tochter befanden sich noch in der Dachgeschosswohnung. Sie wurden vom Feuer im Schlaf überrascht.

Kurz vor dem Eintreffen der Feuerwehr versucht der Schwager der Frau, der im Nachbarhaus wohnt, die beiden aus dem Gebäude zu holen, doch da haben die Flammen bereits das Treppenhaus erreicht. "Es ist ein ganz dummes Gefühl, wenn man nichts machen kann", sagt Thomas Kunkel, dem der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben steht. Harschs Trupp versucht jetzt ebenfalls, ins Haus zu gelangen. Die Männer verlegen eine Schlauchleitung, werden im ersten Stock aber vom Feuer aufgehalten. "Brennende Fetzen von Jacken flogen herunter, das Feuer kam durch die Wohnungstür. Man konnte sogar den Kleiderständer noch sehen." Harsch beginnt gleich mit dem Löschen, und der Trupp rückt weiter vor. Als dann die Atemluft knapp wird, kommt die Ablösung. "Es ist kein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass noch Personen im Gebäude sind, man aber nicht weiter kommt." Zu diesem Zeitpunkt läuft jedoch bereits die Rettungsaktion von außen. Mit tragbaren Leitern versuchen die Kameraden unter Leitung von Abteilungskommandant Frank Wittmann, von außen ins Haus zu kommen. Die Frau und ihr Kind sind ins Badezimmer des zweiten Stocks geflüchtet und stehen am offenen Fenster. "Sie hat sich richtig verhalten und alle Türen geschlossen. Wir haben sie und das Kind beruhigt", sagt Wittmann. Mit der Leiter an das Gebäude heranzukommen, erweist sich als zu gefährlich, doch zur selben Zeit rückt auch das Drehleiterfahrzeug an. Mutter und Kind können auf dem Korb aus dem Haus gerettet werden. "Die Kleine hat Höllenängste durchlebt", sagt Harsch. Unmittelbar danach bricht die Badezimmertür unter dem Feuer zusammen, das Bad brennt jetzt lichterloh. "Das hätten sie mit Sicherheit nicht überlebt", sagt Wittmann.

In Schriesheim ist Vollalarm gegeben worden, auch ein Fahrzeug aus Dossenheim unterstützt die Löscharbeiten. Insgesamt 62 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Während an der Bergseite des Hauses mit einer "Riegelstellung" ein Übergreifen der Flammen auf das Nachbarhaus verhindert wird, versuchen die Männer, die Flammen unterm Dach zu löschen. "Wir hatten hinten einen offenen Brand, an der Vorderseite hatten wir aber Probleme, an den Brandherd heranzukommen", berichtet Scherer. Ausgerechnet eine feuerfeste Isolierung behindert das Fortkommen der Kameraden, die schließlich die Ziegel abschlagen. Erst jetzt gelingt es, den Brand unter Kontrolle zu bekommen.

"Der Sachschaden beträgt etwa 100000 Euro", schätzt Scherer. Wittmann: "Das Haus muss vermutlich nicht abgerissen werden, nur der Dachstuhl." Die Bewohner wurden mit Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht, aber wenig später wieder entlassen.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung