Schriesheim im Bild 2023

06.11.2009

Kreisforstamt streicht vier Förster-Stellen

Von Karin Katzenberger-Ruf.

Schriesheim/Hirschberg. Der Schriesheimer Wald wird neu aufgeteilt: Weil das Kreisforstamt laut dessen Leiter Dr. Ulrich Wilhelm bis zum Jahr 2011 etwa 20 Prozent weniger Landesmittel bekommt, sind Sparmaßnahmen angesagt. Das bedeutet: Auf längere Sicht werden im Bezirk Rheintal-Bergstraße vier Förster-Stellen gestrichen, während die angestammte Mannschaft an Waldarbeitern erhalten bleiben soll. Förster Josef Draxler geht übernächstes Jahr in den Ruhestand. Danach wird sein Kollege Michael Jakob einen Teil von dessen Revier übernehmen und Walter Pfefferle als Revierförster von Hirschberg seinen Zuständigkeitsbereich auf den Norden des Schriesheimer Waldes ausdehnen.

Die "Trennungslinie" verläuft dann nicht mehr in Nord-Süd-, sondern in West-Ost-Richtung. Vor der Sitzung des Forstausschusses im Gastraum des Besucherbergwerkes führten Draxler und Jakob den Gremiumsmitgliedern bei einer Waldbegehung vor Augen, wie "natürliche Verjüngung" bei Nadel- und Laubbäumen aussieht. Dafür zu sorgen, dass genügend Licht auf den Boden fällt, ist das Mittel der Wahl. Gelichtet ist demnach ein Fichten- und Douglasien-Bestand im Köhlerswald oberhalb von Altenbach und ein Buchen-Bestand auf der "Zins" nahe des Branich.

Und wie hat sich der Holzpreis entwickelt? Wie Wilhelm sagt, geht es damit wieder aufwärts. Eine Besonderheit im Jahr 2010: Es werden mit 12678 einige hundert Festmeter mehr geschlagen als es dem Gesetz der Nachhaltigkeit entspricht. Dafür wird die Ernte in den Folgejahren entsprechend geringer ausfallen. Seit "Lothar" im Jahr 2000 in den Wäldern die Bäume zu Fall brachte, war der Markt übersättigt. Orkan "Kyrill" im Frühjahr 2008 richtete in den Wäldern der Region zwar kaum Schäden an, dafür in anderen Gegenden, die dann wiederum ein Überangebot an Holz hatten. Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft bedeutet übrigens, dass sich junge, mittelalte und alte Baum-Bestände in etwa die Waage halten sollten. Das ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass ein Baum für sein Wachstum Jahrzehnte braucht. Im Budget-Bericht für das Forstwirtschaftsjahr 2009 verkündete der zuständige Kämmerer Volker Arras ein seinen Worten nach "sehr erfreuliches Ergebnis". Vom Überschuss von 65000 Euro müssten allerdings noch zwei Monatsgehälter und Sachkosten abgezogen werden. Sorgenkind ist seiner Schilderung nach ein Lastwagen russischer Bauart, der vor vier Jahren für den Einsatz im Wald angeschafft wurde, aber bereits stark reparaturbedürftig ist.

Weil die Reparatur mehrere tausend Euro kosten würde, soll nun ein neues Fahrzeug angeschafft werden. Dafür sind laut Arras 25000 Euro im Haushaltsplan vorgesehen. Es lägen bereits Angebote unterschiedlicher Hersteller vor, die noch geprüft würden. Doch die Stadt wolle lieber etwas mehr Geld in ein Marken-Auto investieren und dafür von hohen Folgekosten verschont bleiben.

Im kommunalen Haushaltsrecht ab 2011 wird der Wald neu bewertet und betreffs Zuschüsse beispielsweise zwischen seiner Funktion als wirtschaftliche Nutzfläche und Erholungsgebiet genauer unterschieden. Dass im Wald vermehrt kubikmeterweise Grünschnitt aus Gärten deponiert wird, ist ein Problem, das Michael Jakob ansprach.

Er vermutet die Täter allerdings in Odenwald-Gemeinden. Auch, weil es dort zum Teil keine anderen Entsorgungsmöglichkeiten gebe. Sein Vorschlag: An besagten Stellen die Zufahrt in den Wald durch die Installation von Schranken verhindern. Dass das Entsorgen von Grünschnitt laut Abfallrecht und Landschaftsschutzverordnung nicht zulässig ist, bestätigte Dr. Ulrich Wilhelm.

Die gute Nachricht um Schluss: Auf Schriesheimer Gemarkung gab es 2009 kaum Borkenkäfer. Was laut Förster Michael Jakob daran lag, dass das Frühjahr kalt und trocken war. Außerdem werde der Befall stets innerhalb von sechs Wochen bekämpft. Solange dauere es vom "Einbohren" des Käfers bis zum Schlüpfen der Brut.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung