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21.10.2010

Ein Mahner und grenzenloser Optimist

Ein Mahner und grenzenloser Optimist

Von Alexander Albrecht
Anschaulich und verständlich stellte Mojib Latif seine Thesen zum Klimawandel vor. Rund 350 Zuhörer lauschten seinem Vortrag. Foto: Dorn
Schriesheim. 1986 war es, als der "Spiegel" den Klimawandel zur Bedrohung erhob und ein Titelbild druckte, auf dem der Kölner Dom bis zu einem Drittel seiner Höhe im Meer versunken ist. Seitdem hat Mojib Latif zwei Berufe, wie er bei seinem Vortrag am Dienstagabend in der Schriesheimer Mehrzweckhalle launig erläuterte: den des Wissenschaftlers und den des gefragten Experten, der Fragen zum Klima beantwortet.

Der 56-Jährige war auf Einladung der Volksbank Kurpfalz H + G Bank in die Weinstadt gekommen und schaffte es schnell, die rund 350 Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Mit klarer Sprache, griffigen Beispielen und einer anschaulichen Powerpoint-Präsentation legte der Professor für Meteorologie dar, was uns blüht, "wenn wir weiterhin und sehenden Auges am Ast sägen, auf dem wir sitzen." Und die Aussichten sind beängstigend, auch wenn Latif ("Ich bin ein grenzenloser Optimist") das Wort "Katastrophe" nicht in den Mund nehmen wollte, "denn das hört sich immer so an, als ob morgen die Welt untergeht."

Schon 1972 hat der "Club of Rome" auf die "Grenzen des Wachstums" hingewiesen und darauf, dass ein Ende der natürlichen Ressourcen wie Kohle oder Öl absehbar ist. Trotz der frühen Warnungen habe kaum ein Umdenken stattgefunden. Exemplarisch nannte Latif die Ölpest im Golf von Mexiko vor wenigen Monaten. Großkonzerne müssten immer tiefer bohren, und das sei hochriskant, wie man beim BP-Desaster gesehen habe. Vor diesem Hintergrund brach Latif eine Lanze für die erneuerbaren Energien.

Ein anderes Thema, das die Schlagzeilen beherrschte, waren die Waldbrände in Russland. Je mehr Torf dort verbrenne, desto mehr Kohlendioxid (CO2) werde freigesetzt. Und je mehr CO2 in die Erdatmosphäre wandere, desto wärmer werde es auf der Welt. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Durchschnittstemperatur um 0,7 Grad erhöht. Aber es gab doch zuletzt den eiskalten Winter? "Das zeigt, dass es insgesamt wärmer geworden ist und wir auf solche Minusgrade nicht mehr eingestellt sind", sagte Latif und schob nach: "Wenn heute die ersten Schneeflocken fallen, dann gibt es im Fernsehen gleich eine Sondersendung."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung