Schriesheim im Bild 2023

17.01.2011

„Die Hauptsache ist, dass die Chemie stimmt"

Schriesheim. (sk) "Wir müssen improvisieren, weil einer meiner Köpfe fehlt", sagte Claudia Ebert. Das mochte spontan etwas beunruhigend klingen, war es aber nicht. Denn bei der Matinee des Partnerschaftsvereins, die traditionell unter dem Motto "Schriesheimer Köpfe" steht, ging es gestern keinesfalls kopflos zu, auch wenn einer der "Köpfe" mit Verspätung eintrudelte.

Eingeladen waren bei der gestrigen Matinee Vertreter von Presse und Polizei. Den Anfang machte Konstantin Groß. Der Redakteur des "Mannheimer Morgen" ist seit 1995 Nachfolger von Georg Eirich, der die Städtepartnerschaft von Anfang an mit viel Wohlwollen und Elan begleitete. Er selbst, so musste Groß gestehen, habe die Partnerstadt bislang noch nicht besucht: "Denn die lange Busreise hat mich immer abgeschreckt." Besonders im Hinblick auf zwei Weltkriege seien Städtepartnerschaften heute wichtig. "Diese Aussöhnung ist nicht selbstverständlich", bemerkte Groß.

Einen mehr sportlichen Schwerpunkt setzte Schriesheims RNZ-Redakteur Carsten Blaue. Seine ersten Erfahrungen mit Städtepartnerschaften machte er nämlich als Jugendlicher, der in der französischen Partnerstadt von Hohensachsen kicken durfte. Wegen des schlechten Wetters wurde aus dem Spiel eher eine Schlammschlacht, sein Interesse am Nachbarland war jedoch geweckt.

So war es Ehrensache, dass der Redakteur den frisch gewählten Bürgermeister Hansjörg Höfer bei dessen Antrittsbesuch in Uzès vor vier Jahren begleitete. Höfer setzte ebenfalls einen sportlichen Akzent, denn er brachte seinem Amtskollegen Jean-Luc Chapon ein Fußballtrikot als Gastgeschenk mit. Chapons Bedenken, wie es mit der Städtepartnerschaft unter dem neuen Bürgermeister weitergehen sollte, waren zerstreut.

Umso mehr, als Höfer den Wunsch nach seinem Traum-Finale Deutschland gegen Frankreich äußerte. Auch wenn es anders kam, so verstanden sich Höfer und Chapon seither doch prächtig: "Mit Händen, Füßen und viel Lächeln." Einige Jahre vor ihrem späteren Nachfolger war Ingrid Thoms-Hoffmann zu Gast in Uzès. Die heutige Leiterin der Stadtredaktion Heidelberg der RNZ war zur Hochzeit von Partnerschafts-Urgestein Horst Schütze mit seiner Mireille eingeladen. Die Stadt und die ausgiebige Feier begeisterten Thoms-Hoffmann, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Chauffeur Friedrich Ewald das Brautpaar mit dem Auto abholen wollte. Das war jedoch spurlos verschwunden.

Und nicht nur das Auto, sondern auch alle darin verstauten Hochzeitsgeschenke. Das mag dazu beigetragen haben, dass die Begeisterung der Redakteurin für die Franzosen nicht allzu groß war. Viel Lob hatte sie dagegen für die Städtepartnerschaft, bei der die ganze Bevölkerung eingebunden ist: "In Heidelberg läuft so etwas nur auf universitärer Ebene." Dass in Schriesheim dagegen von Anfang an auch die Vereine beteiligt waren, berichtete Linda Wallitzer. Die Mitarbeiterin des "Mannheimer Morgen" war 1984 als Vertreterin des Verkehrsvereins beim ersten Besuch der deutschen Delegation in Südfrankreich dabei. Schon bald schloss sie dort Freundschaften, unter anderem mit "Honigmann" Damien Boileau. 2002 stattete der damals frisch gebackene Polizeipostenleiter Klaus Krischke Uzès einen Besuch ab. Der bekennende Frankophile war bereits in seiner Heimatgemeinde Dossenheim Mit-Initiator einer Städtepartnerschaft und reiste zusammen mit Feuerwehr und DRK, um die Arbeit der südfranzösischen Kollegen kennen zu lernen.

Seine Antrittsrede hielt er auf Französisch, unterstützt von einigen Notizen und ein paar Gläsern Pastis. Das klappte so gut, dass er mit sofortiger Wirkung inoffizieller Dolmetscher der Gruppe wurde. "Ganz schön anstrengend", fand Krischke. Für Entspannung sorgten dann aber einige Runden im Mannschaftswagen der Kollegen, die er mit Sirene und Blaulicht durch die Stadt drehte. Sein Fazit: "Es ist gar nicht so wichtig, dass man die Sprache perfekt kann. Die Hauptsache ist, dass die Chemie stimmt."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung