Schriesheim im Bild 2023

10.02.2011

Stadt lässt sich die Grünpflege etwas kosten

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Grünflächen sind die Visitenkarte einer Stadt. Sind sie gepflegt, wirkt sich das positiv auf den Gesamteindruck aus – bei auswärtigen Gästen, aber auch bei den Bürgern selbst. Nicht selten ist die Wahl des Wohnorts davon abhängig, ob es auch auf öffentlichen Plätzen grünt und blüht. Es ist ein Teil der Wohlfühl-Atmosphäre. Aber: Die Pflege ist zeit- und kostenintensiv, und in Schriesheim hat der Gemeinderat in der Vergangenheit oft den nicht gerade ansehnlichen Zustand des Grüns moniert. Aus der Kritik ging der Arbeitskreis Grünflächen hervor. Was dieser bisher besprochen hat, wurde kürzlich im Gemeinderat von Astrid Fath skizziert. Zudem informierte die Stadtbaumeisterin darüber, dass die Stadt ihre Grünpflege, die sie vor zehn Jahren aufgrund von Personalmangel teilweise in andere Hände gegeben hat, neu ausschreiben muss. Zum Auftragsumfang sollen künftig etwa auch die Mäharbeiten an den Wasserläufen gehören. Geschätzte Gesamtkosten für alles: 120000 Euro pro Jahr.

"Das tut schon weh", sagte FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger in der Aussprache. Daher müsse bürgerschaftliches Engagement hier stets neu belebt werden – etwa durch Baumpatenschaften. Andererseits bekannte sich Renkenberger wie alle Redner zum schönen Grün in der Stadt: "Bei der letzten Kommunalwahl hatten das alle Parteien auf der Agenda." Ein entsprechendes Bekenntnis des Gemeinderats dazu forderte daher auch Karl-Heinz Schulz (SPD): "Alle wollen schöne Grünflächen, und das kostet eben Geld." An dem es in dieser Frage schon häufiger gescheitert sei, gab Jutta Becker (FW) zu bedenken.

Auf die Missstände im Bereich der Rebflurbereinigung wies Gisela Reinhard (GL) hin. Wege seien teilweise unterspült, Trockenmauern ausgewölbt und nicht mehr stabil. Vor einer Annahme des Pflegeplans müsse die Stadt sich der Schäden vergewissern. Eine Bestandsaufnahme nach den Hochwasser- und Regenereignissen der letzten Wochen und Monate gebe es, versicherte Fath. Sie hatte zuvor nochmals daran erinnert, dass der Themenweg im Kuhberg beim Wettbewerb "Landschaft in Bewegung" des Regionalparks Rhein-Neckar ausgezeichnet worden sei. Zudem gewann Schriesheim für die Rebflurbereinigung beim Landeswettbewerb "Kompetenz im Ländlichen Raum – Landentwicklungswettbewerb 2009" einen Preis. Diesen wird die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch, am Mittwoch, 16. März, in Schriesheim überreichen.

Schönes Grün sei dringend erforderlich, hatte eingangs auch Paul Stang (CDU) betont. Sein Fraktionskollege Siegfried Schlüter wollte das schlechte Erscheinungsbild des Rathausvorplatzes aber nicht so undifferenziert stehen lassen und erinnerte an das Beet direkt vor dem Verwaltungssitz, das der Obst-, Wein- und Gartenbauverein hegt und pflegt: "Das ist sicher eine der schönsten Gartenanlagen in Schriesheim."

Dennoch soll es mittelfristig eine Planung zur Neugestaltung des Rathausvorplatzes bis zur Ellwanger Straße geben. Auch das bereite der Arbeitskreis vor, so Fath. Dessen nächster Schwerpunkt sollen jedoch die Ortseingänge sein, die ansehnlicher werden sollen. Meist ungepflegt sind die Blumenkübel an den Straßen. Die Verwaltung soll prüfen, welche davon ganz verschwinden können. Das Problem dabei ist aber, dass fast alle Kübel eine Funktion im Straßenverkehr haben und etwa durch Pfosten ersetzt werden müssten.

Schließlich beschäftigte sich der Arbeitskreis Grünflächen intensiv mit der Verkehrssicherungspflicht und dem damit verbundenen, dringend nötigen Baumkataster. Der Arbeitskreis hatte die Voraussetzungen für die Auftragsvergabe zur Kataster-Erstellung geschaffen. Zunächst ging die Stadt von 3000 Bäumen aus, die an den Straßen erfasst und kontrolliert werden müssen. Es sind aber weit mehr. Also musste der Gemeinderat 12000 Euro für die Kontrolle weiterer 2000 Bäume draufsatteln. Dazu kamen 8400 Euro für weitere Untersuchungen geschädigter Bäume. Die Fraktionen fanden die Beschlüsse folgerichtig. Zumal 34 Prozent der bislang kontrollierten Bäume Pflegebedarf aufwiesen. Bei neun Prozent war dieser sogar akut, und bei 21 Bäumen musste die Stadt sofort einschreiten. Schon das zeigt, wie dringend nötig das Baumkataster ist – mal ganz abgesehen davon, dass es dabei um eine Pflichtaufgabe der Stadt geht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung