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20.05.2011

Grüne Liste: Klamer mit Aufgabenfülle "überfordert"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Unser Anspruch war immer mehr als eine Stelle für die Jugendsozialarbeit", stellte Grünen-Stadträtin Dr. Barbara Schenk-Zitsch gleich am Anfang klar. Doch spätestens seit Januar drängt sich für die Grüne Liste (GL) eine personelle Verstärkung an der Seite von Jugendsozialarbeiterin Nicola Klamer geradezu auf. Seinerzeit nämlich stellte Klamer im Gemeinderat ihr Konzept zur städtischen Jugendarbeit vor, verbunden mit einem kritischen Blick auf den Ist-Zustand. Demnach fehlt es an Geld und Personal für die vielfältigen Aufgaben. Geht es nach den Grünen, dann bleibt das nicht so. Die Fraktion beantragt im Gemeinderat, wie gemeldet, die Stelle eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Aufgabenbereich von Klamer. Am kommenden Mittwoch soll das Thema auf der Tagesordnung stehen. Gestern erläuterten die Grünen ihren Antrag.

"Frau Klamer hat uns damals die Augen geöffnet", so Schenk-Zitsch. Klamer habe unter den gegebenen Rahmenbedingungen Mühe, ein Vertrauensverhältnis gerade zu den Jugendlichen aufzubauen, die ihrer Hilfe bedürften. Zudem sei sie allein mit der Fülle ihrer Aufgabenfelder "überfordert": "Vieles kann sie nur oberflächlich bearbeiten", sagte die GL-Stadträtin über Klamer. Auch sei die mobile Jugendarbeit nur eingeschränkt möglich, sodass daran gedacht wird, die Angebotsvielfalt durch Ehrenamtliche sicherzustellen. Kein wirklich guter Zustand also im Ganzen – auch wenn der Jugendsozialarbeiterin, wie die Grüne sagte, "einige Wünsche" erfüllt wurden. Seit dem Jahr 2009 arbeitet Klamer in Schriesheim, seit diesem Jahr mit einem zeitlich unbefristeten Vertrag. Auch hat sie jüngst ein Büro im Strahlenberger Schulpavillon bezogen und die Internetpräsenz der Schriesheimer Jugendsozialarbeit auf Facebook vorgestellt. Vielleicht gehe ja jetzt mit der FSJ-Stelle ein weiterer Wunsch in Erfüllung, hoffte Schenk-Zitschs Fraktionskollegin Gisela Reinhard.

Für die Grünen wäre das die beste Lösung, "denn im Haushalt gibt es überhaupt keine Spielräume für eine zweite Vollzeitkraft in der Jugendsozialarbeit." Eine FSJ-Stelle schlägt immerhin mit 9000 Euro jährlich zu Buche. Die Anschubfinanzierung für das erste Jahr würde jedoch die Dr. Barbara Schenk-Zitsch-Stiftung übernehmen, die inzwischen ein Stiftungskapital von 209 000 Euro hat, wie Schenk-Zitsch verriet. Die Stifterin und Stadträtin erläuterte auch, wie sie sich das weitere Vorgehen in Sachen FSJ vorstellen könnte: "Nach einem Jahr würde der Gemeinderat Bilanz ziehen und entscheiden, ob und wie es mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Jugendsozialarbeit weitergeht." Dann müsse man auch über die künftige Finanzierung reden. Wenn der Gemeinderat die Stelle jetzt überhaupt einrichtet. Wie die anderen Fraktionen zum Antrag der Grünen Liste stehen, wusste Schenk-Zitsch nicht: "Da frage ich auch nicht nach." Dagegen unterstrich sie, dass sich Hauptamtsleiter Edwin Schmitt in der Sache "sehr verständnisvoll" gezeigt habe. Schmitt sagte gestern auf Anfrage zur Sache: "Wenn es gewünscht wird, dann ist ein Freiwilliges Soziales Jahr sicher eine sinnvolle, kostengünstige Ergänzung."

Wie nötig diese ist, wollte Schenk-Zitsch auch mit einem Blick auf die Nachbargemeinden unterstreichen. So hätten Ladenburg und Dossenheim je zwei Vollzeitstellen für die Jugendsozialarbeit, Heddesheim eine Stelle plus FSJ-Kraft und Edingen-Neckarhausen eine Vollzeit- sowie eine Halbtagskraft.

In Schriesheim arbeitet die Jugendsozialarbeit seit Herbst 2005 mit einer ganzen Stelle. Zuvor hatte die Stadt von 2002 bis 2004 in Kathrin Michelmann ihre erste Jugendsozialarbeiterin mit einer halben Stelle. Danach kam Jana Burwitz. Sie arbeitete in Vollzeit und blieb bis zum Jahr 2008.

Mit den Jahren hat sich also auch kommunalpolitisch etwas bewegt: "Lange hieß es doch auch schon vor dem Jahr 2000: ,Schriesheim braucht so etwas nicht’", erinnerte Schenk-Zitsch an die Debatten. Vor allem das Vereinsleben war ein Argument gegen städtische Jugendsozialarbeit. "Die politische Akzeptanz ist heute zumindest in öffentlichen Stellungnahmen da", so Reinhard. Und Klamer identifiziere sich mit dem, was sie tue, so die Stadträtin: "Frau Klamer hat viel erreicht." Aber die Vernetzung mit dem Push-Verein sei noch nicht ausreichend gegeben: "Die offene Jugendarbeit im Jugendhaus dümpelt so vor sich hin", sagte Gisela Reinhard. Der Push-Verein bilde einen relativ festen Kreis in sich. Dabei habe sich der Verein gerade dem Angebot an alle Schriesheimer Jugendlichen verschrieben, so die Stadträtin.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung