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02.06.2011

Reduzierung der Angebote, weniger Qualität?

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Luzianne Barth war ziemlich schnell weg nach dem Tagesordnungspunkt. Ärger? Zorn? Man weiß es nicht. Aber vorstellbar wäre es. Der Gemeinderat hatte in seiner jüngsten Sitzung gerade die Freistellung der Kindergartenleiterinnen für nur noch vier Stunden in der Woche und pro Gruppe beschlossen. In dieser Zeit sollen die leitenden Erzieherinnen – zum Beispiel – ihre Büroarbeit erledigen, Möbel beschaffen, Mitarbeitergespräche führen, Leistungsbeurteilungen schreiben, pädagogische Konzepte fortschreiben und überdenken, Dienstpläne erstellen, Feste organisieren oder für Eltern, Besucher, Grundschulen oder die Hausmeister ansprechbar sein. Das alles in vier Stunden pro Gruppe? Viel zu wenig, so Barth, die schon vor der Gemeinderatssitzung im Namen der fünf Kindergarten-Leitungen schriftlich Stellung bezog. Genützt hat es nichts. Die Leitungszeit wurde um eine Stunde gekürzt. Bisher lag sie bei fünf Stunden.

Schon das seien zweieinhalb Stunden weniger gewesen, als vom Landeswohlfahrtsverband für Ganztagsgruppen empfohlen, schrieb Barth. Die Leiterinnen würden sich nicht mehr in der Lage sehen, ihre Arbeit "in noch weniger Zeit in der gleichen Qualität und Vollständigkeit" zu erledigen. Dafür seien schon fünf Stunden nicht genug gewesen. Und die Aufgaben für die Leiterinnen würden nicht weniger. Sie habe ja Verständnis für die finanzielle Lage der Stadt, schickte die Leiterin der "Kinderschachtel" in ihrem Schreiben voraus. Aber Konsequenz aus weniger Leitungszeit sei eine Reduzierung der Angebote. Außerdem leide die Qualität der Arbeit. Das sah Bürgermeister Hansjörg Höfer anders. Gerade auch der Orientierungsplan trage zur Qualität der Kindergärten bei. Außerdem werde der Personalschlüssel leicht angehoben. Auch das entschied der Gemeinderat in seiner Sitzung. Für die CDU sagte Isolde Nelles, die Leitungsarbeit gehe nicht nebenher. Vier Stunden seien aber "angemessen". Dagegen sah Fadime Tuncer (GL) einen "äußerst bedenklichen Trend zu weniger Zeit am Kind". Barths Eingabe sei berechtigt und nachvollziehbar. Die Kürzung von fünf auf vier Stunden sei höchstens ein Kompromiss.

Dr. Herbert Kraus (FW) wurde noch deutlicher. Es gebe für die Stadt keine Pflicht auf Freistellung der Leitungen. Die Finanzlage der Stadt sei so angespannt, da sei sparen angesagt an allen Ecken: "In der Stadt ist das Optimale nicht mehr finanzierbar." So gab es von der SPD auch nur ein "zähneknirschendes" Ja, wie Gabriele Mohr-Nassauer zu Protokoll gab. Wolfgang Renkenberger (FDP) fand die vier Stunden "zumutbar" als Versuch: "Ich denke, es wird funktionieren." Luzianne Barth hält ihn sicher gerne auf dem Laufenden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung