Schriesheim im Bild 2023

18.06.2011

6000 Meter "zweites Gleis" liegen schon

6000 Meter "zweites Gleis" liegen schon

Von Carsten Blaue

Foto: Dorn

Bergstraße. An einigen Stellen zwischen Schriesheim und Weinheim liegen sie schon in ihrem Gleisbett, die neuen Schienen der RNV-Linie 5. Insgesamt sind bereits 6000 Meter Gleise verlegt, etwa ein Drittel der 8,2 Kilometer langen Strecke, die seit gut einem Jahr eine Baustelle ist. Der Einbau der neuen Trasse, quasi das namensgebende Herzstück des zweigleisigen Ausbaus der Straßenbahn an der Bergstraße, begann im März mit den Vorarbeiten am Gleisbett. Seit Mai werden die Schienen eingesetzt. Inzwischen hat die Bauherrin des Projekts, die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), sogar schon einen konkreten Termin genannt, den sie für die Fertigstellung des zweiten Gleises anpeilt: Wie gemeldet, sollen ab 26. Oktober wieder RNV-Züge zwischen Schriesheim und Weinheim rollen.

Dann hätte auch der Schienenersatzverkehr mit Bussen ein Ende, über den die Kunden manchmal murren. Gerade in Schriesheim, wo man vom Bus in die Bahn umsteigen muss. Nicht selten fährt einem der Bus nach Weinheim vor der Nase weg, während man noch aus der Bahn aus Heidelberg aussteigt. Warum wartet der nicht? Steffen Magin, Projektleiter Planung und Bau bei der RNV, gibt Auskunft. Die Bahn fahre zwischen Schriesheim und Heidelberg im Zehn-Minuten-Takt, der Bus alle 20 Minuten. Manchmal seien die Züge nicht ganz pünktlich. So könne es sein, dass der Bus die Anschlussverbindung an die vorherige Bahn sei und einfach abfahren müsse, da er zeitlich kaum Puffer habe bis Weinheim.

Reibungsloser läuft es da offenbar auf der Baustelle selbst. Man sei im Zeitplan, so Magin. Wenn es gut laufe, könne die Prankelkreuzung in Weinheim schon um Fronleichnam herum wieder geöffnet werden. Die Kreuzung Sommergasse in Lützelsachsen bleibe aber noch bis Anfang Juli zu. Gerade zwischen Lützelsachsen und Hohensachsen lässt sich schon ein gutes Stück des neuen Gleises sehen.

Die Schienen werden auf dem Schriesheimer "OEG"-Areal auf die Schwellen vormontiert und von hier aus zum Verlegen an die Strecke transportiert. Hier liegt das Gleis zunächst fünf Zentimeter tiefer im Schotter. Auf seine endgültige Position wird die Trasse dann durch "stopfen", also durch die Verdichtung des Untergrunds, angehoben. Dabei wird der Gleisschotter durch eine Riesenmaschine, die vorgestern bei Großsachsen ihre Arbeit tat, seitlich unter die Schienen gepresst. Spurmessgeräte prüfen schließlich die exakte Lage der Trasse. Eine Präzisionsarbeit.

Rustikaler ging es da in den vergangenen Tagen am Großsachsener Bahnhof zu, wo die "Kleiderkammer" abgerissen wurde. Ende Juli soll die Neugestaltung des Bahnhofs beginnen, die voraussichtlich zwei Monate dauern wird. Der Grund und Boden der Kleiderkammer wird dabei asphaltiert. Im Süden des Hirschberger Ortsteils wurde jetzt am künftigen Haltepunkt die erste Weiche verbaut, eine weitere auf Höhe des Baugebiets "Lützelsachsen Ebene".

Bis September sollen die Bahnbrücke an der Schriesheimer Branichtunnel-Baustelle sowie alle Bahnübergänge und Haltestellen fertig sein und darüber hinaus auch der Gleisbau. Ab August werden nach und nach die Fahrleitungen installiert. Die Gründungen für die Masten an der Strecke sind schon vorbereitet. Schließlich werden zwischen Weinheim und Schriesheim entlang der Schienen noch die Kabel für die Signaltechnik und für den Strom verlegt, der für die Fortbewegung der Bahnen und an den Haltepunkten gebraucht wird – etwa für das Dynamische Fahrgastinformationssystem, das den Fahrplan minutengenau anzeigt.

Wenn die Züge dann wieder fahren, stehen die Nacharbeiten an, etwa Bepflanzungen längs der Strecke. Zum Beispiel musste zwischen den Haltestellen Pilgerhaus und Rosenbrunnen so manches Grün dem Bau neuer Stützwände weichen: "Das bleibt natürlich nicht so", sagt Doris Vogt, Projektleiterin bei der RNV. Sie bestätigt auf Anfrage auch, dass der Schriesheimer Bahnhof mit seinen barrierefreien Haltestellen und Bahnsteigen frühestes ab März nächsten Jahres umgebaut wird. Der Weinheimer Bahnhof ist dagegen lediglich herzurichten. Das soll schon in den Sommerferien geschehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung