Schriesheim im Bild 2023

01.07.2011

Die Bürger hatten kritische Fragen

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die städtebauliche Zukunft des OEG-Areals beschäftigt die Bürger. Knapp 100 Schriesheimer, darunter zahlreiche Stadträte aller Couleur, füllten am Mittwochabend den Feuerwehrsaal, um von Architekten und Investoren zu hören, was sie auf dem etwa 3,2 Hektar großen Gelände zwischen Schillerstraße, B 3 und Passein planen. Danach hatten die Bürger die Chance, ihre Fragen zu stellen. Sie nutzten die Gelegenheit ausgiebig. Das Ganze dauerte knapp zweieinhalb Stunden.

Kritik gab es an allen Teilen des Entwurfs, also sowohl an der geplanten Wohnbebauung durch die Bouwfonds Immobilienentwicklung und an dem Ärzte- und Seniorenkomplex von Architekt Alfred Burkhardt und Projektentwickler Sven Witteler als auch am neuen Markt der ZG Raiffeisen. Wobei dieser noch am besten wegkam.

ZG-Regionalleiter Sebastian Sorn stellte das Marktkonzept und die Architektur vor, die aus Aluminium, Glas und Holz besteht. 500 Quadratmeter Innenfläche gehören zum Markt, dazu 330 Quadratmeter überdachter "Grünmarkt". Vor der Tür stellt die ZG Raiffeisen 29 Parkplätze für die Kunden zur Verfügung. Kritikpunkt waren die 680 Quadratmeter großen Gewächshäuser direkt zwischen Straßenbahntrasse und Passein. Diese sollen aber zumindest teilweise hinter einer üppigen Begrünung verschwinden. Auf ein Lager im Freien verzichte die ZG mit Rücksicht auf die geplanten Wohnhäuser nebenan.

Deren Architekt Manfred Hagelstein aus dem Heidelberger Unternehmen re2area, das im Jahr 2008 das Gutachterverfahren zum OEG-Areal gewann, erläuterte den deckungsgleichen Entwurf für die beiden vorgesehenen Wohnquartiere. Hier sollen jeweils sieben Häuser mit 45 Wohnungen gebaut werden, darunter sind Tiefgaragen mit je 60 Stellplätzen geplant. "Das wird keine Billigproduktion, sondern eine Wohnbebauung mit hoher Qualität", so Hagelstein. Zur B 3 und zu den Schienen der RNV hin soll die Architektur geschlossen erscheinen wegen des nötigen Lärmschutzes zwischen den Baukörpern der Häuser. Dieser soll jedoch transparent ausgeführt werden, quasi mit einer Verglasung. An der Schillerstraße sollen die Wohngebäude "aufgelockert" angeordnet werden. Durch die Verkleinerung der Gewerbefläche im Süden des Geländes, auf der nur noch der ZG Raiffeisenmarkt stehen soll, kann Bouwfonds in seinem südlichen Wohnquartier größer werden. Hier waren ursprünglich fünf Häuser geplant, jetzt werden es also auch hier, wie erwähnt, sieben. Alle Wohnungen haben drei oder vier Zimmer und sollen barrierefrei erreichbar sein.

Zwischen den Wohnquartieren plant das Schriesheimer Architekturbüro Burkhardt ein Ärztehaus und ein damit verbundenes Gebäude für Betreutes Wohnen. Architektin Sabrina Burkhardt stellte die Planung vor, die auf dem schmalen Gelände nicht einfach gewesen sei. Bei der Art der Nutzung habe man geschaut, was in Schriesheim fehle. Schnell sei man auf das Betreute Wohnen gekommen, für das 24 Wohnungen mit zwei oder drei Zimmern zur Verfügung stehen sollen. Zudem ist eine Tagespflege für 15 bis 20 Personen Teil des Konzepts. Eine Behindertenwohngruppe soll acht bis zehn Personen Platz bieten. Im Ärztehaus daneben sind sieben bis neun Praxen geplant. Zudem soll im Erdgeschoss ein Café sowie eine Apotheke mit Sanitätshaus einziehen. Geparkt wird oberirdisch unter einem von Stützen getragenen Gebäudeteil des Betreuten Wohnens. Dazu kommen 20 "Park+Ride"-Parkplätze.

Das gesamte Kostenvolumen der drei Investoren beträgt gut 40 Millionen Euro, dazu kommen zehn Millionen für den neuen Bahnhof, den die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH im Zuge des zweigleisigen Ausbaus zwischen Schriesheim und Weinheim bauen wird. "Diese Investitionen sind ein wichtiger Beitrag für Schriesheims Entwicklung", sagte Thomas Thiele. Von Seiten der MVV Energiedienstleistungen "Regioplan" ist er mit der städtebaulichen Zukunft des alten MVV OEG-Geländes in Schriesheim von Anfang an vertraut. Er erläuterte eingangs Zahlen, Fakten und die bisherige Historie. So habe die MVV erst vergangenes Jahr die Investoren für ihr Gelände gefunden. Zuvor hatten Immobilien- und Finanzkrise die Vermarktung erschwert. So war der Bebauungsplan im Juli 2009 vom Gemeinderat noch ohne Finanziere verabschiedet worden. Festgelegt wurde seinerzeit auch die Gebäudehöhe mit drei Voll- und einem Dachgeschoss und maximal 12,50 Metern Bauhöhe.

Technische Gründe hätten hier Anpassungen nötig gemacht, so Thiele. Zudem werde das Gewerbegebiet kleiner und das südliche Wohnquartier größer als seinerzeit gedacht. Daher werde nun eine erste Bebauungsplanänderung nötig. Über deren Offenlage entscheidet der Gemeinderat am kommenden Mittwoch in einer Sondersitzung. Thiele unterstrich, dass sich die Planungen und Nutzungen nahe am Siegerentwurf des Gutachterverfahrens orientieren würden. Er betonte zudem, dass der geänderte Bebauungsplan erst Rechtskraft brauche, bevor die Bauarbeiten losgehen könnten. Theoretisch sei ein Start im November drin. Stadtbaumeisterin Astrid Fath war es, die an die Skeptiker und Kritiker der Planung appellierte: "Man sollte Vertrauen in die Fachplanung und in die Investoren haben. Das wird eine tolle Sache."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung