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Petrus ist kein Wildschwein-Jäger
Von Silvia Rothenburger
Schriesheim. Wildschweine sind bekanntermaßen Feinschmecker, und längst haben sie in den Weinbergen Schriesheims und Umgebung die Weintrauben schätzen gelernt und treffen wie Weinkenner ihre Auswahl. Warum Müller-Thurgau von den Stängeln ziehen, wenn genug Chardonnay hängt? Die Schäden in den Weinbergen waren auch schon in den Vorjahren immer vorprogrammiert (wir berichteten). Deshalb entstand letztes Jahr, als es besonders viel Wildschaden dort gab, auf Initiative von Jagdpächter Klaus Hartmann im Jagdbogen II ein runder Tisch mit der Verwaltung, den fünf Jagdpächtern und den betroffenen Grundstückseignern (teils Winzer, teils Privatleute). Ergebnis: Das Hauptproblem ist nicht etwa mangelnde Bejagung der Wildsauen, sondern die vielen verwilderten Grundstücke.
Dort haben sich die Wildschweine eine "perfekte Parallelwelt geschaffen mit einem ausgeklügelten Tunnelsystem", wo eben nur Sauen untereinander kommunizieren können. Es herrscht dort "sauische Ruhe", da lässt sich tagsüber gut ruhen - und nachts gehen die Rotten in die süßen Trauben. "Entkernen" der verwilderten Grundstücke und es den Schwarzkitteln dort ungemütlich machen, damit sie wieder dorthin zurückkehren, wo sie hingehören nämlich in den Wald, so die Vision der Beteiligten. Die Grundstückseigner mit besonders verwilderten Flächen wurden von der Verwaltung angeschrieben, doch geschah erst mal nichts Nachhaltiges. "Insgesamt traf sich der runde Tisch drei mal", so Hartmann. "Wir im Jagdbogen setzten auf gemeinsame und verschärfte Bejagung. Mit Erfolg. Die ständige Präsenz vor Ort hat Wirkung gezeigt. Bis dato hatten wir kaum Schäden."
Damit es so bleibt, organisierte der Jagdbogen II am letzten Samstag eine Drückjagd noch vor der Weinlese. Pünktlich um 7 Uhr war Treffpunkt am Strahlenburg-Parkplatz. Das Ordnungsamt hatte zuvor Spaziergänger und Sportler auf das Drücken hingewiesen, damit sie den Bereich Kuhberg zwischen Strahlenburg und Dossenheim in dieser Zeit meiden, denn in dem unübersichtlichen Gelände ist es ohnedies ein Problem, überhaupt eine Drückjagd durchzuziehen.
Es war alles exzellent vorbereitet. Die Jäger hatten sich in drei Gruppen aufgeteilt, alle taten ihr Bestes, und die zwölf Hunde drangen durch das dichte Unterholz und die Hecken, wo kein Zweibeiner mehr durchkommt. Die Winzer, allen voran Winfried Krämer mit besonders "schadenträchtigem" Weinberg, Karl-Heinz Spieß, und weitere waren engagiert dabei, die Wege abzustellen und Passanten auf das Geschehen hinzuweisen. Alles lief eigentlich wie am Schnürchen, doch ebenso pünktlich wie die Jagd setzte auch der Regen ein. Nicht genug: Es regnete in Strömen, und zwar so heftig, dass sich kaum eine Wildsau blicken ließ. "Wir zogen es trotzdem durch. Am Ende waren alle pitschepatschenass, und die Strecke war bescheiden", formulierte es bedauernd Klaus Hartmann.
Aber die Beteiligten setzen nach wie vor auf die Beunruhigung der Wildschweine in diesen ansonsten so ruhigen Einständen. Verbunden mit der Hoffnung, dass die Schwarzkittel bis zur Weinlese sich nicht mehr so weit vor in die Weinberge trauen. "Mehr konnten wir an diesem Tag nicht tun", so Hartmann und seine Mannschaft. Ende Oktober ist die zweite Begehung der Grundstücke anberaumt, um zu sehen, was sich nach der ersten Visite vor Ort getan hat. Denn das Hauptproblem dort sind und bleiben die verwilderten Grundstücke.
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