Schriesheim im Bild 2023

21.12.2011

Grundschüler beschenken ihre Altersgenossen

Schriesheim-Altenbach. (sk) Es ist dieser Tage ein alltägliches Bild: Unter einem großen, prächtig geschmückten Weihnachtsbaum stapeln sich Dutzende Geschenke, davor singen die Kinder Weihnachtslieder wie "Stern über Betlehem".

Zwei Dinge sind ungewöhnlich an dieser Bescherung: Zum einen steht der Baum im Foyer der Altenbacher Grundschule, zum anderen spielen diesmal die Kinder selbst Weihnachtsmann. Sie haben die Päckchen in grün-gelbes Papier gewickelt und in ungelenker Kinderschrift Botschaften wie "Fröhliche Weihnachten" oder einfach die Namen der Empfänger darauf geschrieben. "Steven, sechs Jahre" ist da zu lesen, "Angelina, vier Jahre" oder "Gülcan, drei Jahre".

Diese Kinder leben im St.-Josef-Heim Mannheim-Käfertal, und ihre Namen standen auf einer Liste, die die Grundschule von Heimleiterin Inge Groos bekam. In früheren Jahren packten die Altenbacher Kinder schon Pakete für Altersgenossen in Rumänien oder stellten liebevoll Präsente für "Weihnachten im Schuhkarton" zusammen. Jetzt sei es darum gegangen, den Kindern zu zeigen, dass auch in ihrer unmittelbaren Nähe nicht immer Wohlstand herrsche, erklärte Elternbeiratsvorsitzender Volker Neveling: "Deshalb haben wir eine karitative Einrichtung ganz in der Nähe gesucht."

In St. Josef leben derzeit 80 Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre. Viele von ihnen sind noch ganz klein, manche kommen bereits als Säuglinge ins Heim, zumeist als "Sozialwaisen", wie Bereichsleiter Jürgen Hoffmann berichtet. "In den Familien gibt es Probleme wie Alkohol, Gewalt oder Drogen", sagt Hoffmann.

Manche Kinder werden vom Jugendamt oder der Polizei gebracht, andere von ihren Eltern, die mit der Erziehung hoffnungslos überfordert sind. Manche der Jugendlichen kommen auch aus eigenem Antrieb, wenn sie die Zustände daheim nicht mehr ertragen.

"Wir haben im Unterricht über die sozialen Probleme auch in unserem Land gesprochen ", sagt Rektorin Renate Menke. Auch darüber, dass die Bescherung im Heim deutlich knapper ausfällt als bei den meisten Kindern daheim. Hoffmann bestätigt das: "Wir haben einen Basissatz von 25 Euro pro Kind, davon kaufen wir Geschenke. Manchmal können wir den Basissatz durch Spenden aufstocken."

Weit kommt man damit trotzdem nicht, viele Wünsche bleiben unerfüllt. Weshalb die Altenbacher Kinder mal gut erhaltenes Spielzeug aus dem eigenen Fundus, mal eigens gekaufte Bücher, Spielsachen, Buntstifte oder Kuscheltiere aussuchten und verpackten. "Wir wünschen uns, dass daraus eine Patenschaft entsteht", sagt Neveling.

Um die 50 Päckchen und Pakete wurden gepackt, bestimmt sind sie für 28 Heimkinder. Möglich, dass durch Briefe ein regelmäßiger Kontakt entstehen könnte, sinniert Menke. So weit muss man vielleicht gar nicht gehen: Denn die Außenstelle des Heims ist der "Kohlhof", dessen kleine Bewohner mitunter selbst Schüler der Altenbacher Grundschule sind.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung