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26.04.2012

Wenig Gemeinschaft bei Thema Gemeinschaftsschule

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Der Gemeinderatssitzung am Mittwoch ist zum Thema Gemeinschaftsschule ein Briefwechsel vorausgegangen, der der RNZ vorliegt. In einem Schreiben vom 19. April, das unter anderen der Verwaltung und den Fraktionen zuging, forderten der Direktor des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS), Matthias Nortmeyer, die Rektorin der Realschule (KRS), Petra Carse, und Gesamtelternbeiratsvorsitzende Petra Schorb eine Vertagung des Themas. Die Unterzeichner begründeten ihre Bitte mit sechs Punkten, aus denen Skepsis gegenüber der Einführung einer Gemeinschaftsschule anstelle der gefährdeten Werkrealschule hervorgeht. Am 23. April antwortete Bürgermeister Hansjörg Höfer zum Teil scharf auf den Brief aus dem Schulzentrum.

Nortmeyer, Carse und Schorb schrieben, dass eine Gemeinschaftsschule "evident" in die "bildungspolitische Struktur" der Stadt und des Umlands eingreife. Das Bildungszentrum verstehe sich als "kooperierender Verbund". Gespräche mit allen Beteiligten seien daher nötig, es habe diese aber bisher nicht gegeben. Informationen seien nur über die Presse gelaufen. Die aktuellen Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen seien noch nicht bekannt gegeben. Es fehle daher eine wichtige Planungsgrundlage.

Weiteres Argument der Unterzeichner: der Sanierungsstau im Schulzentrum im Volumen von "acht Millionen Euro". Die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule sei ebenfalls "kostspielig". Es bestehe zudem keine Eile für den Antrag zur Gemeinschaftsschule. Das habe auch Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer kürzlich im RNZ-Forum in Schriesheim gesagt. Qualität gehe hier vor dem Datum der Antragstellung. Auch die Nachbargemeinden würden von Gemeinschaftsschulen absehen. Etwa Hirschberg, das die Fördermöglichkeiten seiner gemeinsamen Werkrealschule mit Heddesheim erhalten wolle. Von einer Gefährdung des KGS und der KRS durch Aktivitäten im Umland könne keine Rede sein. Zumal die Anmeldezahlen im KGS "deutlich nach oben" zeigen würden. Eher eine Gemeinschaftsschule, die unter Umständen zum Abitur führen werde, könne einen "Imageverlust" bedeuten. Bei Abordnungen von Lehrern des KGS und der KRS an die Gemeinschaftsschule könne Unterrichtsausfall an jenen Schulen drohen.

Dem widersprach Höfer in seiner Antwort "energisch". Überhaupt nahm er den Brief aus dem Schulzentrum mit "größter Verwunderung" entgegen. Abordnungen an die Gemeinschaftsschule gegen den Willen der Lehrer werde es nicht geben. Zudem bräuchten Gymnasium und Realschule eine Gemeinschaftsschule als "Konkurrenz" nicht fürchten.

Ein "Imageverlust" erschloss sich Höfer nicht. Es gehe vielmehr um die Attraktivität des Schulstandorts. Dazu gehöre, alle weiterführenden Schulen vor Ort zu halten. Ansonsten könnten Schüler ohne Realschul- und Gymnasialeignung nicht mehr in Schriesheim unterrichtet werden. Im Schulzentrum bedürfe es wie in der Vergangenheit eines Geistes des "gegenseitigen Wohlwollens, Miteinanders und Füreinanders", so Höfer. Der Zeitrahmen für den Antrag der neuen Schulart sei mit Blick auf bevorstehende Ferien "äußerst ehrgeizig". Denn überhaupt erst nach einem positiven Beschluss des Gemeinderates könne die Werkrealschule damit beginnen, das für die Gemeinschaftsschule tragfähige pädagogische Konzept zu erarbeiten.

Höfer wollte sich in seinem Schreiben nicht vorstellen, dass KGS und KRS den Gremienbeschlüssen der Nachbarschule entgegentreten wollen. Den Verweis auf den Sanierungsstau fand der Bürgermeister "untragbar". Der Gemeinderat werde die anderen Schulen auch beim Ausbau einer Gemeinschaftsschule nicht vernachlässigen. Überdies erinnerte Höfer die drei Unterzeichner des Briefes an das von ihnen zitierte "Gemeinschaftsdenken" im Schulzentrum. Planungsgrundlagen habe man überdies, weil der Stadt die Anmeldezahlen bekannt seien. Demnach müssten KGS und KRS keine Existenzängste plagen - wohl aber die Werkrealschule.

Auch die Abstimmungsprozesse habe es gegeben, erinnerte Höfer an Gespräche vom 18. und 20. Januar sowie vom 21. März, als mit den Schulleitungen über das Thema Gemeinschaftsschule gesprochen worden sei. KGS und der KRS seien über den Antragswunsch informiert worden. Sollten die Schulleitungen untereinander Gesprächsbedarf haben, schrieb Höfer, so sei das Sache der Geschäftsführenden Schulleiterin. Und das ist Carse.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung