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"Wir wollen dort kein Gebäude"
Von Stephanie Kuntermann
Schriesheim. "Normalerweise gehen wir nicht gleich wegen allem an die Presse", sagt Heinz Kimmel. Diesmal sucht der Fraktionschef der Freien Wähler (FW) das Gespräch mit der RNZ, weil er in der Bevölkerung einige Verunsicherung erlebt hat. Die unlängst bekannt gewordenen Pläne des Architekturbüros Manfred M. Fischer, die Grünfläche vor dem Rathaus mit einem Ärztehaus zu bebauen, sorgen in der Weinstadt für Aufregung. "Wir werden ständig darauf angesprochen", sagt Kimmel.
Dabei sei es weniger die geplante Nutzung, die die Menschen beschäftige: "Die Leute fürchten, dass dort ein massives Gebäude hinkommt und wir die grüne Oase mitten in der Stadt verlieren." Dass es mit dem Zustand der "Oase" nicht zum Besten steht, will er nicht verhehlen: "Der Platz ist nicht der schönste, aber man könnte etwas daraus machen. Und wir müssen froh sein, dass wir einen solchen Rathausvorplatz besitzen." Längst nicht jedes Rathaus habe eine solche Freifläche vor der Tür, verweist er auf Nachbargemeinden wie Dossenheim.
"Es ist viel Emotionalität in dem Thema", weiß sein Fraktionskollege Dr. Wolfgang Metzger. Auch bei ihm selbst: "Ich war über die Oberflächlichkeit der Planung erschrocken", kommentiert er das Vorhaben, das neben Arztpraxen und einem Laden der Winzergenossenschaft auch ein Café vorsieht. Immerhin gebe es in der Nachbarschaft bereits eine Bäckerei und das "Café Linde": "Das ist eine unsensible Planung gegenüber bestehenden Betrieben, nur um hier etwas Attraktives herein zu bekommen." Der Architekt habe nur sein Gebäude gesehen und nicht die Umgebung.
Ein Punkt, den auch Dr. Herbert Kraus moniert: "Wenn überhaupt, dann muss eine Planung für den gesamten Festplatz vorgelegt werden, schon im Hinblick auf den Tunnel und den Umbau der Talstraße." Er fordert ein Gesamtkonzept ohne Bebauung, bei dem die Grünflächen erhalten bleiben: "Man kann doch hier nicht auf die Schnelle ein Gebäude hinsetzen und alles verbauen." Auch Stadträtin Jutta Becker befürchtet einen "Schnellschuss": "Da wird eine komplette Planung vorgelegt, ohne dass das Thema entsprechend vorbereitet wurde."
Eine Kritik, die nicht nur dem Bauprojekt gilt, sondern auch der Verwaltung. "Wir waren völlig überrascht, als wir in der nicht-öffentlichen Sitzung am 8. Mai erfuhren, wie weit eine Planung für ein Ärztehaus vorangeschritten war. Es ist schon sehr sonderbar, dass ein solches Vorhaben ohne Einbeziehung des Gemeinderats begonnen wird zu planen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Fraktion. Von der "gewissen Begeisterung", die Bürgermeister Hansjörg Höfer im Gemeinderat bemerkte, könne keine Rede sein, bezieht sich Becker auf die Sitzung: Eine Aussprache oder Stellungnahmen habe es nicht gegeben. "Wir wollten das Thema erst einmal in die Fraktionen geben", so Becker.
Kimmel verweist auf die besondere Funktion des Platzes mit Uzés-Platz, Winzerstatue und Weinberg: "Das sind doch alles Symbole." Bei einem so sensiblen Thema müsse die Bevölkerung einbezogen werden, sagt Kimmel, klopft aber den Standpunkt der FW noch einmal fest: "Wir wollen dort kein Gebäude."
Damit steht es nach dem heutigen Stand der Dinge schlecht um die Planung, denn auch die CDU spricht sich gegen die Bebauung aus, und alleine das Nein von Freien Wählern und Union könnte das Projekt im Gemeinderat kippen.
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