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Ministerin "taufte" zwei Lämmchen
Von Alexander Albrecht
Schriesheim. Selbst eine mit allen Wassern gewaschene Landespolitikerin kann diesen zwei niedlichen Lämmchen im Mühlenhof nicht widerstehen. Gerne nimmt Theresia Bauer das Angebot an, einem der Jungtiere die Flasche zu geben. "Wie heißen sie denn?", fragt die Grüne. "Die haben noch keine Namen", ruft ihr ein Hof-Mitarbeiter zu, "vielleicht haben Sie einen Vorschlag." "Fritzi", antwortet Bauer wie aus der Pistole geschossen. Und Lamm zwei? "Therry" - so ist die baden-württembergische Wissenschaftsministerin als Kind genannt worden.
Die "Taufe" der Schäfchen am Freitag ist ein netter Nebeneffekt, nicht aber der Grund für Bauers Besuch in Schriesheim. Gekommen ist sie, um Elfi Gomell-Lakies als eine von 60 "Übermorgenmachern" im Land auszuzeichnen. Die Heidelbergerin war die treibende Kraft dafür, dass sechs behinderte junge Erwachsene - frühere Schüler der Mannheimer Hans-Müller-Wiedemann-Schule - im Mühlenhof zwei Jahre lang eine Berufsausbildung in Land- und Hauswirtschaft sowie Tierpflege erhalten. Das Besondere: Sie werden gemeinsam mit wohnungslosen Menschen betreut. Im Herbst 2011 ist der landesweit einmalige Modellversuch an den Start gegangen. Er verbindet das Wiedereingliederungsprojekt für Wohnsitzlose der Evangelischen Stadtmission Heidelberg auf dem Mühlenhof mit der Werkgemeinschaft Martinshof für junge Menschen mit Behinderung, deren Geschäftsführerin Gomell-Lakies ist.
Pferde, Ponys, Ziegen, Schafe und ein großer Gemüsegarten - wenn sich Theresia Bauer hier umschaut, schlägt ihr grünes Herz. Arbeitstherapeut Claus Rosenfelder führt die Ministerin in den Werkraum, zeigt ihr noch unfertige Kerzenständer und eine Tischkreissäge, die sich Gomell-Lakies als Belohnung für ihre Auszeichnung gewünscht hat.
Wobei die frischgebackene "Übermorgenmacherin" nicht allein die Lorbeeren ernten will. Ihr Engagement verteile sich auf mehrere Schultern, sagt sie - und es hat einen familiären Hintergrund. Gomell-Lakies hat einen behinderten Sohn, der unter kognitiven Einschränkungen leidet. Zusammen mit fünf weiteren Müttern, deren Kinder die Wiedemann-Schule besucht haben, macht sie sich für die Zeit danach auf die Suche nach einer Alternative zu den "klassischen" Behindertenwerkstätten. "Sie sollten eine abwechslungsreiche Aufgabe bekommen und möglichst mit Nichtbehinderten zusammen betreut werden", geben die Frauen als Ziel aus. Es hat funktioniert. Und Gomell-Lakies schmiedet schon die nächsten Pläne, will den ein oder anderen Jugendlichen über Praktika oder einen Ausbildungsplatz auf den "ersten" Arbeitsmarkt bringen.
Theresia Bauer ist "begeistert", die "Übermorgenmacher"-Trophäe mit der Silhouette einer Glühbirne zu überreichen. Bei mehr als 500 Einsendungen sei es eine beachtliche Leistung, diesen Titel tragen zu dürfen. "Sie haben einen Gedanken in unsere Gesellschaft getragen, aus dem man noch viel machen kann", lobt Bauer die Geehrte. Viele lobende Worte findet auch Bürgermeister Hansjörg Höfer und hofft, dass die Ministerin nicht zum letzten Mal da war. Bauer verspricht wiederzukommen: "Ich will doch meiner Familie Fritzi und Therry vorstellen." Heidi Farrenkopf hört gut zu und hakt nach Bauers Rede ein: "Bei der Versorgung der Tiere sind wir voll und ganz auf Spenden angewiesen", erklärt die Geschäftsführerin der Wiedereingliederungshilfe der Evangelischen Stadtmission. "Jeder Euro ist willkommen." Und macht nicht nur Lämmchen glücklich....
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