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25.07.2012

Weichenstellung für "ein neues Zeitalter" im Bahnverkehr

Weichenstellung für "ein neues Zeitalter" im Bahnverkehr

Behördenvertreter und Bürgermeister stellten die Weiche für eine Taktverdichtung auf der Straßenbahnlinie 5 an der Bergstraße. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Mit einem Familienfest feierte die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) am Samstag den Abschluss des zweigleisigen Ausbaus der Straßenbahnlinie 5 zwischen Weinheim und Schriesheim. "Heute beginnt ein neues Zeitalter im Öffentlichen Personennahverkehr an der Bergstraße", sagte der Erste Landesbeamte beim Rhein-Neckar-Kreis, Joachim Bauer. Eigentlich beginnt es erst an diesem Donnerstag. Dann gilt der neue Fahrplan der RNV auf der Rundfahrt "Mannheim - Heidelberg - Weinheim", der erstmals einen Zehn-Minuten-Takt auf dem ausgebauten Teilstück vorsieht. Bisher fahren die Bahnen hier alle 20 Minuten. Das erweiterte Angebot gilt montags bis freitags zwischen 6.30 und 8.30 Uhr sowie 15 und 19 Uhr.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat die RNV nicht nur die Trasse erweitert, sondern alle Haltestellen an der Strecke barrierefrei ausgebaut. Zudem wurden alle Bahnübergänge beschrankt. Unter anderem wurden dabei 35 000 Tonnen Bahnschotter verbaut, 17 130 Meter Gleis auf rund 23 700 neuen Betonschwellen montiert, 230 neue Fahrleitungsmaste gesetzt und über 100 000 Kubikmeter Erde bewegt. Von den Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro tragen Bund und Land insgesamt 40 Millionen Euro. Der Rhein-Neckar-Kreis steuerte 6,2 Millionen bei, die Stadt Heidelberg 5,3 Millionen Euro. Den Rest teilten sich Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim: "Wir in der Region verstehen es, über die eigene Kirchturmspitze hinaus zu denken, auch bei der Finanzierung eines solchen Projekts", sagte Heidelbergs OB Eckart Würzner beim offiziellen Teil des Familientags auf dem Schriesheimer Bahnhofsgelände. Heidelberg verspricht sich von der neuen Trasse, dass mehr Berufspendler aus dem Norden vom Auto auf die Linie 5 umsteigen. Und Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz erhofft sich mehr RNV-Kunden: "Wir bewegen auf der Linie 5 jedes Jahr 20 Millionen Fahrgäste, 66 000 am Tag. Mit dem zweigleisigen Ausbau ist da noch Luft nach oben."

Eingangs hatte die RNV auf der Bühne einen kurzen Film gezeigt, der die einzelnen Bauphasen seit dem 30. April 2010 Revue passieren ließ. Das weckte auch unschöne Erinnerungen. Etwa bei Weinheims OB Heiner Bernhard: "Dass es bei der Umsetzung Kinderkrankheiten gab und gibt, ist ärgerlich." Er erwähnte die "massiven Verkehrsbehinderungen" auf der Bundesstraße 3 während der Bauarbeiten. Diese hätten die Akzeptanz für das Projekt nicht gerade erhöht. Gleichwohl stehe auch Weinheim zum Ausbau der Strecke. Denn die "OEG", wie die Bahn im Volksmund noch lange heißen werde, gehöre zum Leben der Menschen an der Bergstraße, sagte Bernhard. Auch sein Hirschberger Kollege Manuel Just meinte, man habe während der Bauzeit "immer wieder gerungen und gestritten."

RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek entschuldigte sich bei den Bürgern an der Ausbaustrecke, die vieles zu ertragen gehabt hätten, und lud alle Gäste ein, die Linie 5 an diesem Tag kostenlos zu nutzen. Doch er hoffte, dass die Bürger auch am nächsten Tag in die Bahn steigen würden, wenn man wieder eine Fahrkarte kaufen müsse. > Kommentar

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung