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26.09.2012
Von Carsten Blaue
Schriesheim. "Das war nicht nur Schicksal", sagte Dr. Otto Schrecker. Das Sturm- und Regentief Cathleen hatte erst die Kanäle überlaufen lassen und dann 40.000 Liter Wasser in seinen Keller im Dreißig-Morgen-Weg 28 gedrückt. "Im Jahr 2004 war es genauso", erinnerte sich der Mann aus dem Baugebiet "Fensenbäume". Er sah die Ursache in der Kanalisation, ihrer Dimension und ihrer Lage. Schrecker bat die Stadt, sich der Sache anzunehmen. Das alles war im August 2010. Gestern bittet Schrecker wieder zum Gespräch. Dienstag vergangener Woche hat ein kurzer, aber heftiger Schauer erneut dazu geführt, dass das Wasser aus den Gullys drang. Laut Feuerwehr, die auch dieses Mal half, stand es 30 Zentimeter hoch auf der Straße. Schreckers Keller blieb dieses Mal verschont. Vielleicht lag es an der Barriere, die er vor seinem Lichtschacht gebaut hat. Oder daran, dass er das Kellerfenster mit Silicon abdichtete. Die Wurzel des Übels ist für ihn damit aber nicht beseitigt.
"Ich bin in zwei Jahren zum Abwasserexperten geworden", sagt Schrecker nun. Vor ihm liegt die kleine Akte zur Sache und ein Entwässerungsplan der "Fensenbäume": "Das ganze Gebiet ist ja betroffen." Für Schrecker sieht es so aus, als sei das komplette Quartier quasi Rückstaugebiet, auch wenn das Wasser nicht überall auf die Straßen drückt. Die Straßen und daher auch die Kanalisation liegen hier tiefer als anderswo, auch der neue Schacht in der Ladenburger Straße ist höher angeordnet. Dieser habe die Lage gar nicht entschärft, sagt Schrecker. Denn bergauf fließt das Wasser nicht, sondern vor seine Haustür. Von drei Seiten fällt das Straßenniveau zum Gully direkt vor seinem Anwesen ab. Kanal und Straße sind sich besonders nahe. Daher kommt das Abwasser zuerst hier hoch.
Für Schrecker steht fest, dass es also schon Planungsfehler bei der Erschließung der "Fensenbäume" gab, zudem sei der Generalentwässerungsplan falsch. Dieser sei zwar genehmigt und das Volumen der Schächte geprüft. Doch das überzeugt Schrecker nicht. Das weiß auch Bürgermeister Hansjörg Höfer, der aus dem Dreißig-Morgen-Weg 28 schon öfter Post bekam. Es gab auch Treffen, eines bereits am 30. Mai 2011. Die Gemeinderatsfraktionen waren vertreten, auch die Firma Pöyry, die den Generalentwässerungsplan aufstellte. Höfer sagte damals laut Protokoll, die Stadt suche Lösungen. Damals sprach Höfer von der "Einrichtung eines Entlastungsbauwerks" samt Pumpe. Der Gemeinderat werde über die Problematik in Kenntnis gesetzt, die Feuerwehr solle Sandsäcke im Ernstfall zuerst hierher liefern, und die Stadt versuche, schnell eine "wirtschaftliche und umsetzbare Lösung" zu finden. Passiert ist erst mal nichts. Schrecker blieb dran, vor drei Wochen gab es wieder ein Treffen.
Man war sich einig, dass das Wasserproblem ernst zu nehmen sei. Aber die Stadt, so Schrecker im Gedächtnisprotokoll, das er niedergeschrieben hat, habe keinen zwingenden Handlungsbedarf gesehen. Ein neuer Kanal sei schließlich zu teuer. Nach dem vergangenen Dienstag traf man sich wieder. Höfer deutete auch im RNZ-Gespräch ein Überlaufbecken als Übergangslösung an. Schrecker sieht den Willen, aber: "Nachhaltig wäre das nicht. Dafür bräuchte man einen Entlastungskanal."
Schrecker stört aber viel mehr, dass man im Rathaus nicht am Generalentwässerungsplan zweifelt. Auch den Computersimulationen glaubt man hier. Diese hatten schon im Jahr 2011 ergeben, dass bei 16 Litern Regen pro zehn Minuten gar nichts überlaufen könne. Schrecker lacht bitter: "Die Realität sieht anders aus als alle Berechnungen. Seit 2004 hatten wir hier fünf Überschwemmungen in steigender Stärke. Wir trauen uns kaum noch in den Urlaub, man muss ja immer auf der Hut sein." Überhaupt sei der immaterielle Schaden durch das Wasser höher als der materielle: "Das ist eine hohe psychische Belastung. Für uns alle hier."
"Das ganze Quartier ist Rückstaugebiet"
So sah es im Dreißig-Morgen-Weg am Dienstag vergangene Woche aus. Die Kanalisation hielt die Wassermengen nicht mehr, sie traten aus den Gullys auf die Straße. Foto: SchreckerVon Carsten Blaue
Schriesheim. "Das war nicht nur Schicksal", sagte Dr. Otto Schrecker. Das Sturm- und Regentief Cathleen hatte erst die Kanäle überlaufen lassen und dann 40.000 Liter Wasser in seinen Keller im Dreißig-Morgen-Weg 28 gedrückt. "Im Jahr 2004 war es genauso", erinnerte sich der Mann aus dem Baugebiet "Fensenbäume". Er sah die Ursache in der Kanalisation, ihrer Dimension und ihrer Lage. Schrecker bat die Stadt, sich der Sache anzunehmen. Das alles war im August 2010. Gestern bittet Schrecker wieder zum Gespräch. Dienstag vergangener Woche hat ein kurzer, aber heftiger Schauer erneut dazu geführt, dass das Wasser aus den Gullys drang. Laut Feuerwehr, die auch dieses Mal half, stand es 30 Zentimeter hoch auf der Straße. Schreckers Keller blieb dieses Mal verschont. Vielleicht lag es an der Barriere, die er vor seinem Lichtschacht gebaut hat. Oder daran, dass er das Kellerfenster mit Silicon abdichtete. Die Wurzel des Übels ist für ihn damit aber nicht beseitigt.
"Ich bin in zwei Jahren zum Abwasserexperten geworden", sagt Schrecker nun. Vor ihm liegt die kleine Akte zur Sache und ein Entwässerungsplan der "Fensenbäume": "Das ganze Gebiet ist ja betroffen." Für Schrecker sieht es so aus, als sei das komplette Quartier quasi Rückstaugebiet, auch wenn das Wasser nicht überall auf die Straßen drückt. Die Straßen und daher auch die Kanalisation liegen hier tiefer als anderswo, auch der neue Schacht in der Ladenburger Straße ist höher angeordnet. Dieser habe die Lage gar nicht entschärft, sagt Schrecker. Denn bergauf fließt das Wasser nicht, sondern vor seine Haustür. Von drei Seiten fällt das Straßenniveau zum Gully direkt vor seinem Anwesen ab. Kanal und Straße sind sich besonders nahe. Daher kommt das Abwasser zuerst hier hoch.
Für Schrecker steht fest, dass es also schon Planungsfehler bei der Erschließung der "Fensenbäume" gab, zudem sei der Generalentwässerungsplan falsch. Dieser sei zwar genehmigt und das Volumen der Schächte geprüft. Doch das überzeugt Schrecker nicht. Das weiß auch Bürgermeister Hansjörg Höfer, der aus dem Dreißig-Morgen-Weg 28 schon öfter Post bekam. Es gab auch Treffen, eines bereits am 30. Mai 2011. Die Gemeinderatsfraktionen waren vertreten, auch die Firma Pöyry, die den Generalentwässerungsplan aufstellte. Höfer sagte damals laut Protokoll, die Stadt suche Lösungen. Damals sprach Höfer von der "Einrichtung eines Entlastungsbauwerks" samt Pumpe. Der Gemeinderat werde über die Problematik in Kenntnis gesetzt, die Feuerwehr solle Sandsäcke im Ernstfall zuerst hierher liefern, und die Stadt versuche, schnell eine "wirtschaftliche und umsetzbare Lösung" zu finden. Passiert ist erst mal nichts. Schrecker blieb dran, vor drei Wochen gab es wieder ein Treffen.
Man war sich einig, dass das Wasserproblem ernst zu nehmen sei. Aber die Stadt, so Schrecker im Gedächtnisprotokoll, das er niedergeschrieben hat, habe keinen zwingenden Handlungsbedarf gesehen. Ein neuer Kanal sei schließlich zu teuer. Nach dem vergangenen Dienstag traf man sich wieder. Höfer deutete auch im RNZ-Gespräch ein Überlaufbecken als Übergangslösung an. Schrecker sieht den Willen, aber: "Nachhaltig wäre das nicht. Dafür bräuchte man einen Entlastungskanal."
Schrecker stört aber viel mehr, dass man im Rathaus nicht am Generalentwässerungsplan zweifelt. Auch den Computersimulationen glaubt man hier. Diese hatten schon im Jahr 2011 ergeben, dass bei 16 Litern Regen pro zehn Minuten gar nichts überlaufen könne. Schrecker lacht bitter: "Die Realität sieht anders aus als alle Berechnungen. Seit 2004 hatten wir hier fünf Überschwemmungen in steigender Stärke. Wir trauen uns kaum noch in den Urlaub, man muss ja immer auf der Hut sein." Überhaupt sei der immaterielle Schaden durch das Wasser höher als der materielle: "Das ist eine hohe psychische Belastung. Für uns alle hier."
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