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01.10.2012

Ein paar "Barrieren" hat der Bahnhof doch

Ein paar "Barrieren" hat der Bahnhof doch

Am neuen OEG-Bahnhof ist nicht alles wirklich behindertengerecht. Foto: Dorn

Schriesheim. (sk) Nach längerer Bauzeit und vielen Unannehmlichkeiten durch Schmutz und Baulärm verfügt die Stadt jetzt über einen komfortablen, barrierefrei ausgebauten Bahnhof. "Jedenfalls sagt das die RNV", meint Grünen-Stadträtin Dr. Barbara Schenk-Zitsch. Als Sprecherin der "Arbeitsgruppe Barrierefreiheit" hat sie mit ihrer Fraktion mehrere Begehungen des Areals gemacht und kommt jetzt dank der Hinweise von Blinden und Gehbehinderten zu anderen Ergebnissen. Mit Stadtbaumeisterin Astrid Fath, Bürgermeister Hansjörg Höfer und Vertretern der RNV gab es gestern eine weitere Begehung und das Versprechen von RNV-Projektleiterin Doris Vogt und René Weintz vom Qualitätsmanagement, dass an den kritischen Stellen nach Rücksprache nachgebessert werden soll.

Eine erste Stolperfalle für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer befindet sich am Übergang vom asphaltierten Schienenbereich zum Bahnsteig. Hier gibt es einen Niveau-Unterschied von mehreren Zentimetern, der mit Reifen schwierig zu überwinden ist. Vogt erklärt hier einen Interessenkonflikt: Während Blindenverbände eine Schwelle von fünf Zentimetern fordern, die mit dem Stock gut tastbar ist, wäre den Gehbehinderten ein schwellenloser Übergang am liebsten. "Deshalb haben wir uns auf einen Kompromiss von drei Zentimetern geeinigt", so Vogt. Allerdings, und das ist bei dem neu gebauten Bahnhof besonders ärgerlich, beträgt der Niveau-Unterschied schon mehr als drei Zentimeter. Das liegt daran, erfährt man von Vogt, dass sich der Asphalt bereits jetzt gesenkt hat. Die RNV werde die Stelle überprüfen, ergänzt sie und will einen Materialfehler als Ursache nicht ausschließen. "Man kann an der Stelle die Deckschicht wieder herunternehmen und ersetzen, auch unter Betrieb", erklärt Vogt. Eine "Abnahme" von Bahnhöfen durch Behindertenverbände gehört für sie und Weintz zum Alltag, ebenso eventuelle Nachbesserungen.

Die sind an einer anderen Stelle mindestens ebenso nötig: Von der Schriesheimerin Katja Jag wird der Bereich um die Fußgänger-Ampel kritisiert. Selbst blind, monierte Jag im Vorfeld der Begehung die Position von Noppen-Platten, die am Fußboden die Orientierung erleichtern, an dieser Stelle aber irreführend sind. Ein weiterer Fehler fällt selbst unbedarften Verkehrsteilnehmern sofort auf: Das akustische Signal der Ampel ist kaum zu hören. Sehr gefährlich ist außerdem, dass der Signalton für "rot" nicht von dem für "grün" zu unterscheiden ist.

Die Position einer anderen Ampel kann für Blinde zur Gefahr werden: Sie ist nicht nur mitten auf dem Gehweg platziert, sondern ihr fehlt auch jegliches akustisches Signal. Die Stolperfalle steht an der Bus-Spur, die von der B 3 kommend auf den Bahnhof führt und zeigt auf Rot, wenn die Busse halten müssen.

"Wir prüfen das auch, es kann aber sein, dass die Ampel von der Signaltechnik her so stehen muss", gibt Weintz zu bedenken.

Ein Anwohner schließt sich der Gruppe mit einem weiteren Anliegen an. Beim Gleiswechsel der Bahn auf Höhe der Passein gebe es jedes Mal ein unangenehmes Rumpeln, das viel lauter sei als die normalen Fahrgeräusche: "Die sind wir mittlerweile gewöhnt". Fath begrüßt die Anregungen von Bürgern und Verbänden, Höfer freut sich über die Zusagen der RNV: "Diese Zusammenarbeit ist etwas ganz Positives."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung