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16.10.2012

"Adler"-Bebauung wendet B 3 den Rücken zu

"Adler"-Bebauung wendet B 3 den Rücken zu

Zumindest der Bauantrag für die städtebauliche Zukunft des 'Schwarzen Adler' ist seit gestern Abend in trockenen Tüchern. Werden die Pläne jetzt auch umgesetzt? Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Im Dezember 2007 endete die Ära des Traditionsgasthofs "Schwarzer Adler" an der B 3. Seitdem hat sich an der alten, aber noch immer stadtbildprägenden Immobilie wenig getan. Das könnte sich jetzt ändern. Denn der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) stimmte gestern Abend dem Umbau zu einem Wohn- und Geschäftshaus zu - bei Gegenstimmen der Grünen Liste und FW-Stadtrat Alfred Burkhardt.

Rechtlicher Rahmen für den Bauantrag war der Bebauungsplan "Ladenburger Straße/B 3". Offene Fragen habe man noch am gestrigen Vormittag mit dem Bauherren geklärt, sagte Rebecca Scheuermann aus dem Bauamt. Als Bauherr trat laut Vorlage der Gremiumsmitglieder Tomas Rothfuss von der Mannheimer Projektsteuerungsfirma "topservice" in Erscheinung.

Laut Verwaltungsvorlage sollen im Erdgeschoss Läden entstehen, im Ober- und im Dachgeschoss Wohnungen. An welche Art von Geschäften gedacht wird, schien dem ATU nicht bekannt zu sein. Das ergab eine RNZ-Nachfrage bei Gremiumsmitgliedern im Anschluss an die Sitzung. Für die neue Nutzung müssen die Gebäudeteile des "Adler" weichen, die zur Landstraße hin liegen. Zwischen den Geschäftsräumen soll es zwei Passagen geben, damit die Ladenzeile von der B 3 aus sowie von den Parkplätzen hinter dem Haus erreichbar sind. Die Stellplätze selbst kann man nur über die Ladenburger Straße anfahren.

Ein weiterer eingeschossiger Neubau als Ersatz eines bestehenden Gebäudeteils im südwestlichen Eck des Anwesens war für den ATU unproblematisch. Umstritten war eher die moderne, nur bedingt durchbrochene Fassadengestaltung hin zur B 3. Zwar ist eine gestaffelte Bauweise mit unterschiedlichen Höhen geplant, und zudem wird die maximale Firsthöhe mit 13,30 Metern rund 1,50 Meter niedriger sein als bisher. Dennoch gab es gerade von den Grünen Kritik an der geplanten Gestaltung: "Die Gliederung der Fassade entspricht nicht der Idee, die wir hatten. Die Teile sollten sich optisch von einander absetzen. In diesem Stadium der Planung können wir nicht zustimmen", sagte Gisela Reinhard. Das bekräftigte ihr Fraktionskollege Christian Wolf: "Wir müssen gerade hier auch auf die Optik Wert legen. Das Gebäude öffnet sich nach hinten, zur B 3 hin bekommt man quasi die Rückansicht. Klofenster sind hier zu wenig." Zudem fragte sich Wolf, ob die Durchgänge überhaupt gebaut würden. Davon gehe er mal aus, erwiderte Heinz Kimmel (FW): "Sonst sind wir hier ja fehl am Platze."

Man könne zwar Wünsche äußern: "Wir haben aber kein Recht, das die Fassadengestaltung vorschreibt", gab Bürgermeister Hansjörg Höfer anschließend zu bedenken. "Was bebauungsplankonform ist, kann im Widerspruch zu dem stehen, was wir gerne hätten", räumte auch Burkhardt ein, der Reinhards Kritik nachvollziehen konnte. Generell sei es eine schwierige Bebauung.

"Was nützt uns eine Gestaltung, die uns gefällt, wenn sie wirtschaftlich nicht machbar ist", fragte Sebastian Cuny (SPD). "Schweren Herzens" müsse man wohl zustimmen, damit sich beim "Adler" endlich etwas tun könne. Paul Stang (CDU) gab eingangs der Debatte zu bedenken, wie lange sich der ATU schon mit der Immobilie beschäftige. Nun müsse man Modernes zulassen und an die Zukunft denken: "Wir sollten das so umsetzen." Zumal die Massivität, ein Kritikpunkt an den bisherigen Entwürfen, kein Problem mehr sei.

Mehrheitlich kein Problem für den ATU war auch die Zustimmung zur Erweiterung der AWO-"Rasselbande" an der Mehrzweckhalle. Die Kinderkrippe soll einen zweigeschossigen Anbau im Südwesten erhalten. Der Brunnen vor dem Eingang zur Mehrzweckhalle wird dafür weichen. Keine Entscheidung traf der ATU bezüglich der Fassadengestaltung des Zehntkellers. Im Zuge der Bürgerbeteiligung reichte der Schriesheimer Architekt Peter Karl Becher einen Entwurf ein. Grundlage waren die Pläne seines Kollegen Manfred M. Fischer, der von der Stadt beauftragt worden war. Er legte zwei Varianten vor. Der ATU will sich nun in einer Sondersitzung mit allen drei Ideen für das künftige Zehntkeller-Entrée befassen - nicht öffentlich.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung