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Rund 40 Traktoren ratterten durch den Wald
Von Silvia Rothenburger
Schriesheim-Ursenbach. Als der pensionierte Pfarrer Dieter Filsinger zum Auftakt der Ursenbacher Kerwe im Festgottesdienst davon sprach, wie die Kerwe einst die Menschen zusammenführte, dachte er wohl an den Kerwetanz und die alten Bräuche, wie sie ihm seine Schwiegermutter, inzwischen 102 Jahre alt, überliefert hat. Der Kerwetanz gehörte dazu wie das Zusammensitzen der Menschen, die man zum Mitfeiern einlud: Alt-Eingesessene wie Neubürger. Aber auch noch heute sitzen zumindest in Ursenbach alle bei der Kerwe einträchtig beieinander. Der Sängerchor hatte alle eingeladen und - wie schon im vergangenen letzten Jahr - für ein besonderes Highlight gesorgt: das Altenbacher Traktorentreffen.
Sängerchor-Chef Rolf W. Edelmann wartete bereits mit den Platzkarten in der Hand auf die Oldtimer und andere Traktor-Raritäten, die dann alsbald aus Altenbach über den Wald im Korso nach Ursenbach anratterten. Organisator Wilhelm Körbel, der die Idee zu solch einem Treffen 2011 in die Tat umsetzte, schaffte es auch diesmal wieder, rund 40 Vehikel nach Ursenbach zu lotsen. Entlang der Dorfstraße präsentierten sie ihre Besitzer mit Stolz.
Körbel und sein Freund Rolf Oberste Lehn aus Altenbach "gehen zusammen ins Holz". Das bedeutet übersetzt: Ihre Traktoren benutzen sie im Wald, um Holz zu machen, die anderen sind Helfer der Bauern, heute meist im Nebenberuf. So werden gerade im Vorderen Odenwald mit den vielen kleinen Parzellen die kleineren wendigen Traktoren bevorzugt.
Der Traktorbesitzer mit der weitesten Anreise kam übrigens aus Bad Kreuznach. Eine Rarität aus Mannheim-Sandhofen war zu sehen, die meisten Fahrzeuge stammten aber aus dem Vorderen Odenwald. Der wohl älteste Oldtimer gehörte Ralf Fath aus Heiligkreuz. Es war ein FAHR-Schlepper, Baujahr 1940. "Seit 1957 in Familienbesitz", betonte der stolze Besitzer. Ab und an sei er noch einsatzfähig, allerdings ohne Anlasser. Da ist "Ankurbeln" angesagt. Modern ist er durch seine fünf Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Sein Herz ist eine wassergekühlter Deutz-Motor, "ein für damals modernes Gerät". Fath sprach voller Hochachtung von seinem Oldtimer, der gestern auch Laien ins Auge stach.
Eine weitere Rarität war ein Bautz 200 C, ein "Oberschwabe" von 1962 und der ganze Stolz von Rolf Oberste Lehn. "Einer der letzten seines Typs mit acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen sowie Getriebuntersetzung. Bautz hat ihn für Kleinbauern gebaut."
Zwei Lanz-Fahrzeuge zogen die Blicke auf sich. Der erste Lanz-Bulldogg überhaupt, Baujahr 1960, kommt aus Oxenbach/Odenwald von Klaus Paul Sandhofen, der ihn fast als Schrott von einem alten Bauern gekauft und wieder auf Hochglanz gebracht hat, "ein moderner Lanz mit Anlasser".
Die inzwischen "als Glühkopf" bekannte Rarität ist Baujahr 1950, Besitzer Hermann Wieland. Sein Fahrer Norbert Wernz hat ihn liebevoll restauriert. Der Lanz hat keinen Anlasser und wird mit einer Heizlampe vorgeglüht, mit einer Anwurfscheibe über ein Schwungrad angeworfen, wenn er heiß genug ist. Das Anglühen des Lanz dauert zwischen 20 und 45 Minuten. "Beim Abwärtsfahren geht er aus", so Wernz. Der Kenner fährt später "gegen die Bremse" hinunter ins Tal, und der Lanz bleibt an.
Dann gab es beispielsweise noch den Holder-Schlepper von Michael Weber aus Altenbach, Baujahr von 1957 bis '67, mit Sperrdifferenzial und Antrieb für ein Mähwerk. Eine größere Ausstellung käme da ganz schnell zusammen.
So viel Staunen und Gucken machte Hunger und Durst. Dafür war der Sängerchor vorbereitet; bei dem tollen Wetter saß man gerne noch lange zusammen.
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